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 Die Andere Medizin


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PARTEILICH UND DER STIFTUNG UNWÜRDIG?

Vor einigen Tagen ging die Publikation dieser Neuauflage aus dem Jahre 1991 durch die Medien. Homöopathie sei wirkungslos, und Schüßler-Salze, und TCM und Manuelle Medizin - kurz gesagt: Alles, was nicht in den Labors der Pharmaindustrie entstanden ist, gehöre zu den sinnlosen Therapien dieser Welt, und müsse als Geldverschwendung und außerdem in manchen Bereichen als gefährlich eingestuft werden.

Viele Menschen haben es geglaubt. Wenige haben sich gefragt, wie aussagekräftig die Thesen einer österreichischen Autorin sind, die Germanistik, Psychologie und Volkskunde studiert hat, und nach einem Zwischenspiel als freie Autorin nun für die Gesellschaft zur wissenschaftlichen Untersuchung von Pseudowissenschaften tätig ist, deren verbrieftes Interesse daran liegt, außeruniversitäre Geistesströmungen ungespitzt in den Boden zu rammen. Medizinische Erfahrung oder Einsicht sind dann nicht weiter nötig, einer Stiftung Warentest, die enge Nahebeziehungen zur deutschen Industrie unterhält, Thesen zur Naturheilkunde anzubieten, welche die geschäftliche Interessen der Pharmaindustrie unterstützen. Der Stiftung Wartentest hier Parteilichkeit vorzuwerfen ist vielleicht etwas hart, vor allem, wenn Beweise fehlen. Aber dass man hier nur die negativen Aspekte der Naturheilkunde beleuchtet, wird jedem auffallen, der das Buch zur Hand genommen hat.

Es zeigt in alphabetischer Reihenfolge alles, womit sich in Deutschlands Therapeutenpraxen Geld verdienen läßt. Nach einer durchaus kompetenten, nüchternen Beschreibung enden die Kapitel dann immer mit einer Beurteilung - die in fast allen Fällen negativ ist, und bestenfalls psychotherapeutische Effekte als Heilerfolge zulässt.

Demzufolge hätten sich die Chinesen, die ja nicht gerade als primitives Urwaldvolk bekannt sind, seit Jahrtausenden einem gigantischen Selbstbetrug hingegeben. Die Akupunktur ist ja wohl 10000 Jahre alt - somit hätten sich Abermillionen von Menschen seither sinnlos quälen lassen, ohne davon auch nur die geringste Auswirkung auf ihre Gesundheit erfahren zu dürfen. Es ist in dem Zusammenhang höchst erfreulich, dass die Stiftung Warentest China auf diesen Mißstand hingewiesen hat. Ein günstiger Nebeneffekt könnte sein, dass die Firma BASF bald ihre Exportquoten dorthin steigern kann. Ich fürchte nur, die Chinesen sind zu klug, sich von Langnasen dergleichen Bären aufbinden zu lassen.

Auch die Kneipp-Gesundheitslehre ist laut Stiftung Warentest völliger Humbug und eignet sich nicht für die Behandlung von Krankheiten. Interessanterweise ist die Benutzung von Heilkräutern dort sehr wichtig, die auch die Basis für die meisten schulmedizinischen Medikamente liefert, auf die die Stiftung Warentest so schwört. Johanniskraut soll also schlecht sein, Hypericin, der Hauptwirkstoff daraus aber gut?

Ich glaube nicht, dass Millionen von Deutschen, die auf Naturheilkunde bauen, sich von diesem Buch beeindrucken lassen. Leider aber wird es eine große Anzahl geben, die sich dem Diktum der Schulmedizin ausliefern: Sie sind alt, Sie sind austherapiert, damit müssen Sie leben. Sie werden leiden, Sie werden Chemie schlucken, wo sie nicht hilft und Sie werden sterben, auch wenn ihnen Naturheilkunde helfen könnte. Irgendwie fies, dass Sie dann auch noch glauben werden, es müsse so sein.

Berndt Rieger



Hardcover | Erschienen: 01. September 2005 | ISBN: 3937880089 | Preis: 34 Euro | 360 Seiten

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