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 Die Kunst-Werkstatt: Möbel restaurieren

Schützen, pflegen und bewahren


Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis


Alte Möbel haben eine ganz besondere Aura und tragen die Atmosphäre vergangener Zeiten in sich. Aber auch an hochwertigen Möbeln nagt der Zahn der Zeit und sie sind der Vergänglichkeit ausgesetzt. Vor allem, wenn man mit diesen Möbeln lebt und sie benutzt, treten früher oder später Schäden auf. Diese müssen behandelt werden, möchte man den Wert der Möbel erhalten. Jetzt kann man zum Fachmann gehen, oder, wenn man Freude an handwerklichen Tätigkeiten und Geschick hat, selbst Hand anlegen. Die nötigen Kenntnisse hierzu will der Band "Möbel restaurieren - schützen, pflegen und bewahren" vermitteln. Bereits 2004 in zweiter Auflage im renommierten Englisch Verlag erschienen, ist er immer noch einer der schönsten und hat an Aktualität nichts verloren. In ihm gibt die Restauratorin Ellinor Schnaus-Lorey Tipps, wie man Holzmöbel schützen und bewahren kann und vorhandene Schäden ausbessert.

Vor dem Restaurieren empfiehlt die Autorin eine Bestandsaufnahme. Stil und die Holzart des Möbels werden bestimmt sowie das Schadensausmaß umrissen. Grundsätzliches zum Thema Bewahren und Konservieren folgt im nächsten Kapitel. Anschließend gibt die Gutachterin für antike Möbel Hinweise dazu, wie man echte Stilmöbel von falschen unterscheiden kann, und welche stilistischen Merkmale die verschiedenen Epochen kennzeichnen. Eine grafische Übersicht der verschiedenen Stilrichtungen von 1700 bis etwa 1930 findet sich auf der Rückinnenseite des Buches.
Die nächsten zehn Seiten gehören dem Thema Werkstatt. Wie sollte diese ausgestattet sein und welche handwerklichen Tätigkeiten sollte man beherrschen? Eine Werkstatt, wie sie auf der Innenseite und auf den sehr ansprechenden Fotografien abgebildet ist, wird man in der Regel wahrscheinlich nicht zur Verfügung haben. Aber man kann auch schon mit weniger und im eigenen Keller oder notfalls in der Küche einiges bewerkstelligen.
Eine Liste nennt die wichtigsten Holzarten: Fotos und umfangreiche Daten über Vorkommen, Farbe, Maserung und Behandlung bieten Hilfe zur Bestimmung. Leider interessieren sich auch Schädlinge, mit denen man rechnen muss, für die edlen Hölzer; auch hierzu erfährt der Leser Wissenswertes. Dem Säubern der Holzoberfläche, dem Furnier und der Schellack-Handpolitur widmet die Autorin jeweils einen eigenen umfassenden Abschnitt.
Im letzten Drittel kommen die Restaurierungsbeispiele, angefangen von der Louis-Philipe-Kredenz bis zu Beispielen aus dem Biedermeier. Furnierausbesserungsarbeiten sind hier ebenso Thema wie das Ansetzen eines abgebrochenen Beines, Schellackpolitur oder die Erneuerung einer Rückenlehne mit Zierform. Die Beispiele beginnen jeweils mit einer Bestandsaufnahme: Stil, Stilveränderungen, Konstruktionsmerkmale, Holzart, Oberflächenbehandlung, unsachgemäße Restaurierungsarbeiten, Ursache und Schadensausmaß. Dem folgen die Angaben zu den angestrebten Restaurierungsarbeiten, dann wird der Restaurierungsablauf in Wort und Bild beschrieben und das Resultat gezeigt.
Das 96 Seiten umfassende Buch endet mit einem kleinen Glossar und einem Register.

Zum Konzept des Englisch Verlags gehört es, hochwertige Bücher zu verlegen. So zeichnet sich auch dieser Band durch ein klares Konzept und eine hervorragende Umsetzung aus. Die Autorin vermittelt Theorie und Praxis der Möbelrestaurierung mit einem gehobenen Anspruch und auch die Auswahl der Objekte ist bei mittelschwer bis schwer einzuordnen. Schon beim Möbelkauf und der Beurteilung von Möbeln und etwaigen Schäden sind die Tipps, etwa zur Stilkunde, von großem Nutzen.
Ellinor Schnaus-Lorey nennt ebenfalls Rezepte, beispielsweise zur Herstellung von Schellackpolitur, die dem interessierten Laien eher nicht bekannt sind, und listet die erforderlichen Arbeitsmittel zur Anwendung auf. Die Prozedur und die Arbeitsschritte werden gut, übersichtlich und leicht nachvollziehbar erklärt und vieles ist durch Fotos und Zeichnungen illustriert; so lernt man, wie man das Stück einer abgebrochenen Zierleiste abformen und ersetzen kann. Systematisch und auch grafisch ansprechend werden Informationen dargestellt.
Anhand der Fotos fällt es leicht, die verschiedenen Holzarten zu unterscheiden. Ergänzt von aussagekräftigen Handzeichnungen, zeigen die Aufnahmen Schritt für Schritt bestimmte Abläufe und die beschriebenen Techniken, wie etwa das Ausstemmen eines Einsteckschlosses. Darüber hinaus sind sie einfach schön anzusehen, sehr motivierend und machen Mut, selbst die eine oder andere Reparaturarbeit in Angriff zu nehmen.
Für diejenigen, die Freude an handwerklichen Tätigkeiten und der Arbeit mit Holz haben, ist das Buch auf jeden Fall ein Gewinn. Vom eigenen handwerklichen Können und der Erfahrung hängt es dann ab, ob man sich an die teuren Biedermeierstühle und den Mahagonitisch traut oder es erst mal mit günstigeren Weichholzmöbeln probiert. Geht es um die Werterhaltung und -steigerung von teuren Möbeln, wird man aber sicher den Gang zum Restaurator oder Tischler antreten.
Das Buch mit seinem Flexi-Covereinband ist auf hochwertigem Papier gedruckt, auf dem die Fotos optimal zu Geltung kommen. Es richtet sich eher an interessierte Laien als an Fachleute, denen die vorgestellten Techniken bestimmt bekannt sind.

Fazit: Gelungene Umsetzung des Themas, gute Einführung und ein breiter Überblick. Viele Tipps und Hinweise und eine gute und verständliche Erklärung der Arbeitsschritte. Auch optisch ein sehr ansprechendes Buch!

Sabine Seip



Softcover | Erschienen: 1. August 2004 | ISBN: 9783824112777 | Preis: 19,80 Euro | 96 Seiten | Sprache: Deutsch

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