Media-Mania.de

 Far Cry 2

Verlag: Ubisoft

Cover
Gesamt +++++
Action
Aufmachung
Bedienung
Bildqualität
Brutalität
Extras
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Strategie
Ton


In "Far Cry 2" aus dem Hause Ubisoft wird der Spieler in einem weiteren Open-World-Game im Stile von GTA auf den schwarzen Kontinent verfrachtet, wo er es nicht nur mit einem Mehrfrontenkrieg, sondern auch mit der Malaria, vielen Ladehemmungen und ein wenig Langeweile zu tun bekommt.

Bevor das Spiel beginnt, darf man sich aus einer recht großen Palette den Charakter aussuchen, der einem am meisten zusagt; dann wird man auch schon mitten in das Geschehen hinein geworfen. Als Auftragskiller kommen wir in einem fiktiven, vom Krieg zerrissenen afrikanischen Land an, in dem wir den "Schakal" töten sollen, den Mann, der durch seine Waffenlieferungen das Leid noch schürt und beide Seiten mit der todbringenden Fracht beliefert.

Doch ganz so einfach, wie der Auftrag anfangs klingt, verläuft die Mission nicht: Der "Schakal" hat Wind von der Sache bekommen und stattet uns einen Besuch in dem Hotel ab, in dem wir residieren. Glück für uns, dass wir zu diesem Zeitpunkt nicht wirklich eine Bedrohung darstellen, denn wir liegen wehrlos, geschwächt und an Malaria erkrankt im Bett. Diesem Umstand verdanken wir schlussendlich auch unser Leben, da der Schakal es vorzieht, dem Schicksal seinen Lauf zu lassen und der Malaria, die uns dahinrafft, nicht in die Quere zu kommen.

Hat man die ersten Szenen hinter sich gebracht und sich mit der eingängigen Steuerung vertraut gemacht, darf auch schon die weite afrikanische Welt erkundet werden; fünfzig wunderschöne, frei begeh- oder befahrbare Quadratkilometer hat Ubisoft spendiert, in denen man sich nach Herzenslust austoben kann. Freilich geht es anfangs in erster Linie darum, Medizin zu beschaffen und die Malaria zu bekämpfen. Steckt aber die erste gut gefüllte Pillendose griffbereit in der Hosentasche, bleibt es einem selbst überlassen, in welcher Reihenfolge man die Missionen, von denen einige die Story weiterführen und andere nette Boni freischalten, angeht.

So gibt es den Waffenhändler, dessen Aufträge Zugang zu neuen, käuflich erwerbbaren Waffen verschaffen, die Untergrundbewegung, über die man medizinische Vorräte besorgen kann, Kopfgeld-Missionen, die für steten Diamantenfluss sorgen (da afrikanisches Geld weit weniger sicher ist als feste, funkelnde Steine, wird bei "Far Cry 2" jede Rechnung mit harten Klunkern [oder fliegendem Blei] beglichen), sowie die verfeindeten Parteien UFLL und APR, die beide um die Herrschaft des Landes kämpfen und den Spieler für ihre Zwecke einspannen.

Die Aufträge laufen dabei zwar immer nach Schema F ab, was vor allem im letzten Drittel des Spiels ein bisschen Langeweile aufkommen lässt, doch der gut angesetzte Schwierigkeitsgrad sorgt dafür, dass man an vielen Missionen etwas zu knabbern hat und mit "Reinlaufen und Draufballern" meist nicht einmal in die Nähe des anvisierten Ziels kommt. Stattdessen ist eher taktisches, besonnenes Vorgehen gefragt - wie das allerdings aussieht, bleibt jedem selbst überlassen, und das ist das Schöne an "Far Cry 2": Viele Wege führen zum Ziel.

Wenn sich eine zu tötende Person mitten in einem von Feinden überlaufenen Dorf versteckt, könnten wir zum Beispiel mit einem Jeep mit montiertem Maschinengewehr vorfahren und erst einmal alles ausschalten, was durchs Visier läuft. Es steht einem aber auch die Möglichkeit offen, sich von hinten anzuschleichen und Büsche, Bäume und Gebäude mit dem Flammenwerfer zu entzünden, was nicht nur allgemeine Panik verursacht (und extrem gut aussieht, vor allem bei Nacht), sondern zusätzlich die feindlichen Scharen dezimiert. Ebenso könnten wir uns im Schutz der Dunkelheit an allen Wachen vorbei in das Lager schleichen und die Zielperson lautlos meucheln. Und wer auf Explosionen steht, nimmt den Stützpunkt mit einem Mörser unter Beschuss und marschiert anschließend mit einem Granatwerfer los, um Chaos zu stiften. Es gibt zahlreiche Wege, eine Mission erfolgreich abzuschließen, wobei der Hauptunterschied in Tag und Nacht angesiedelt ist: Während die Feinde nachts gern in Gruppen zusammenbleiben und sich keine paar Schritte von ihrer Position wegtrauen, durchstreifen sie tagsüber auch riesige Areale, um den Spieler ausfindig zu machen, wenn sie ihn erst einmal entdeckt haben. Die Gegner flankieren, sprechen sich ab, stürmen oder ziehen sich zurück - eine durchaus gute KI mit leider gelegentlichen Ausfällen.

Grafisch ist das Spiel ein absoluter Leckerbissen. Wer schon einmal in Afrika war, vor allem in Savannen-, Dschungel- und Wüstengebieten, wird sich angenehm an diese Zeit erinnert fühlen, denn es sieht tatsächlich alles genauso aus wie auf dem schwarzen Kontinent. Vor allem die Sonnenauf- und -untergänge sorgen dafür, dass man manchmal unwillkürlich vom Gas geht, aus dem Auto steigt und sabbernd die Landschaft betrachtet.

Spielerisch wird das Vergnügen teilweise durch die manchmal schon extrem langen Anfahrten zum jeweils aktuellen Ziel getrübt: Es existieren zwar ein paar Bushaltestellen auf der riesigen Landkarte, zwischen denen man "schnell reisen" kann, doch wenn die zu liquidierende Person sich genau zwischen zwei solcher Bushaltestellen aufhält, nutzt alles Abkürzen nichts: Da fallen dann schon mal zehn Minuten reine Wegezeit an, bis man überhaupt in der Nähe der Mission ist.

Einmal gesäuberte Dörfer und Stützpunkte füllen sich nach kurzer Zeit wieder mit Feinden, was die Fahrt zu den Missionen teils sehr erschwert, denn einfach mit dem Auto durchdüsen und abhauen ist nicht: Die Gegner nehmen nämlich rasch die Verfolgung auf und schießen sehr zielgenau, wodurch so eine überstürzte Flucht allzu oft mit dem Tode endet.

Wer rein an taktischem Shooterspaß interessiert ist und sich nicht damit anfreunden kann, dass ein gutes Drittel der Spielzeit mit Erkundung und Durch-die-Landschaft-Fahren gefüllt wurde, sollte das Spiel vor dem Kauf vielleicht erst einmal aus der Videothek besorgen und es vier bis fünf Stunden anspielen. Die Gesamtspielzeit beträgt nämlich zwischen dreißig und sechzig Stunden (oder ist sogar nach oben offen, wenn man alle Geheimnisse finden will) - viel Zeit also, in afrikanischer Szenerie herumzugurken.

Waffentechnisch gibt es die üblichen Verdächtigen (Schrotflinten, Scharfschützengewehre, LMGs und so weiter), aber auch ein paar Innovationen, allem voran der großartige Flammenwerfer, der sich hervorragend für großflächige Buschbrände eignet.

Das FSK-18-Siegel steckt klare Grenzen, was die Darstellung von Gewalt angeht: Der Titel ist nichts für Leute mit schwachen Nerven. Das Spiel gehört definitiv nicht in die Hände des Nachwuchses.

Die Synchronisierung ins Deutsche ist vorbildlich, die teils aus TV und Kino bekannten Sprecher klingen richtig gut, und auch die Soundeffekte wirken authentisch und versetzen einen mitten in den Zwei-Fronten-Krieg.

Im Großen und Ganzen ist "Far Cry 2" äußerst empfehlenswert, wenn man die langen Fahrten durch Savanne, Steppe und Dschungel als Teil des Spiels betrachtet; es ist eben kein reiner Shooter, sondern gleichzeitig auch eine Reise durch ein unverbrauchtes Szenario, bei dem das Gucken und Staunen genauso dazu gehört wie das Schießen und Töten.

Die fünf Sterne der Wertung sind deshalb mit Vorbehalt zu genießen: Wer einen reinrassigen Actiontitel will, wird sich bald langweilen. Wer sich auf die Schönheit Afrikas einlassen kann, dem steht stundenlanges Spielvergnügen bevor.

Dirk Wonhöfer



DVD | Disc-Anzahl: 1 | Erschienen: 1. Oktober 2008 | FSK: 18 | PS3 | Preis: 46,95 Euro

Bei Amazon kaufen


Ähnliche Titel
Mercenaries 2BioshockAlone in the dark 5 - InfernoLegendaryLegendary