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 Kontroversen um die Geschichte: Absolutismus


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Preis - Leistungs - Verhältnis
Vollkommene Kontrolle über Reich und Staat, gut ausgebildete Bürgerliche statt hoher Adliger in wichtigen Verwaltungspositionen, stehendes Heer für expansive Außenpolitik und so weiter: Die Idee der absolutistischen Monarchie gab dem Herrscher alle Macht in die Hand und ihre Umsetzung brachte ab dem 17. Jahrhundert eine Reihe von Umwälzungen mit sich. In der historischen Forschung wird das Thema kontrovers diskutiert: War Absolutismus möglich? Was setzte er voraus, welche Auswirkungen auf Staaten, Bevölkerung und Geschichte hatte er? War die Idee überhaupt umsetzbar oder blieb das Funktionieren in der Praxis ein Mythos? Ist der Begriff als Epochenbenennung akzeptabel? Mit diesen Kontroversen befasst sich das Buch "Absolutismus" von Dagmar Freist, das in der Reihe "Kontroversen um die Geschichte" der Wissenschaftlichen Buchgesellschaft (WBG) erschienen ist.

Vom allgemeinen Forschungsüberblick, der unter anderem Terminologie klärt und Standpunkte gegenüberstellt, geht die Autorin im Hauptkapitel um die Forschungskontroversen ins Detail. Widersprüche zwischen Herrschaftsform und Herrschaftspraxis werden ebenso beleuchtet wie die konkurrierenden Epochenbegriffe Barock und Absolutismus, die Argumente für absolute Monarchie und Ständestaat werden nebeneinander gestellt und die höfische Gesellschaft unter die Lupe genommen. Sozialdisziplinierung, Konfessionalisierung, mächtepolitische Auseinandersetzungen, sprich Krieg, Öffentlichkeit und Aufklärung, sind weitere Themen auf dem Weg zum Fazit. In diesem entscheidet sich die Autorin nicht für oder gegen eine Argumentationsweise, sondern fasst die Kontroverse noch einmal zusammen und regt zur Diskussion über weitere Forschungsperspektiven an.

Dadurch, dass Freist nicht Stellung bezieht, sondern die Meinungen und Argumente der Forschung zusammenfasst, eignet sich dieses gut strukturierte Buch hervorragend für Studierende, wobei es für angehende Historiker genauso ergiebig sein dürfte wie etwa für Politikwissenschaftler, die sich für die Entwicklung und Ausprägung früherer Staatsformen interessieren, und Soziologen - hier sind die Bereiche Öffentlichkeit und Aufklärung im Licht der Absolutismustheorie interessant. Der Text ist wissenschaftlich geschrieben, das heißt, man muss mit langen verschachtelten Sätzen und weitgehend trockener Wissensvermittlung rechnen. Bedauerlich ist hierbei die auffällige Häufung von Rechtschreibfehlern und Schusselfehlern, etwa die "Gleichzeitig des Ungleichzeitigen". Dem Informationsgehalt des Buches tut das natürlich keinen Abbruch. Ein sehr ausführliches Literaturverzeichnis und ein Personenregister runden das wissenschaftliche Werk ab.

Für Geschichtsstudierende ist dieses Buch der Geschichtsprofessorin Dagmar Freist ein guter Zugewinn, wenn sie sich mit Herrschaftsformen im Europa der frühen Neuzeit befassen: Es ist gut strukturiert, sehr informativ und berücksichtigt viele Argumentationen rund um das Thema Absolutismus. Die wichtigsten Vertreter der Diskussion sind hier zitiert und ihre Standpunkte werden ausführlich erläutert, die Literaturangaben sind umfangreich, was diesen ausführlichen Themen- und Kontroversenüberblick zu einer kompetenten ersten Anlaufstelle nicht nur für Historiker macht.

Stefan Knopp



Softcover | Erschienen: 1. September 2008 | ISBN: 9783534147243 | Preis: 16,90 Euro | 160 Seiten | Sprache: Deutsch

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