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 Die Basare Istanbuls

Mosaik einer sinnlichen Welt. Mit 30 Rezepten.


Cover
Gesamt +++++
Aufmachung
Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis


Die Basare Istanbuls - schon der Name klingt verheißungsvoll. Er verspricht eine andere, sinnliche Welt, in der man sich auf die Suche machen kann nach köstlichen Schätzen, nach Gold, Leder, Edelsteinen, seidenen Stoffen und Teppichen. Er ruft auf zur Entdeckungsreise, zum Abenteuer und Aufbruch in ein Labyrinth unüberschaubarer Gänge, an denen sich Kammer an Kammer und Hof an Hof reiht, voller Geheimnisse, die es zu bergen gilt. Plötzlich findet man sich in einem anderen Jahrhundert wieder, in einem Mythos, den schon Hans Christian Andersen beschrieb.

Nach einem Vorwort werden der gedeckte Basar, der ägyptische Basar und der Bücherbasar vorgestellt. Eine Karte gibt einen Überblick über die Vielfältigkeit des gedeckten Basars, der auch als die Urform unserer heutigen Kaufhäuser gilt. Der nächste Abschnitt widmet sich den verschiedenen Aspekten der Basare: Handel und Handwerk, den Menschen und den Gebäuden. Anschließend bekommt man einen Eindruck von den Reichtümern, die diese Kleinode bergen. Zum Abschluss kann man sich in dreißig Rezepten Appetit holen auf die Küche der Türkei. Damit man anfangs nicht völlig verloren ist, geben die Autoren Istanbul-Tipps zum Einkaufen, Bummeln und zur Information als erste Anhaltspunkte vor einem weiteren Erkunden. Das Buch schließt mit einer geschichtlichen Übersicht, einem kleinen Glossar und einer Bibliographie.

Alle drei Autoren verbindet eine große Passion für die Kultur, die Menschen und die Geschichte des Nahen Ostens und Asiens, so steht es auf der hinteren Umschlagklappe des Bildbandes, der 2008 im Verlag Christian Brandstätter erschienen ist. Und das merkt man dem Buch auch an. Es ist eine rundum gelungene und ganze Sache, bei der Texte, Fotografien und Gestaltung stimmen und sich die Leidenschaft der Autoren mitteilt.

Die Fotografien stammen von Moritz Stipsicz, der in Wien geboren ist und dort als Galerist und freier Fotograf lebt und arbeitet. Ihm sind wunderbare, stimmungsvolle Aufnahmen der Basare gelungen, die viel vom dort herrschenden Lebensgefühl vermitteln. Man steht förmlich mitten im Gewimmel unter den geschmückten Bogengängen und riecht die Gewürze und die Süßspeisen und hört die Stimmen der Händler, die lautstark und melodisch ihre Waren anpreisen. Gekonnt versteht Stipsicz es, die kleinen Werkstätten und ihre Besitzer zu zeigen, die sich überall in den Basaren befinden. Ihm sind hier eindrucksvolle Porträts der Menschen gelungen und auch der zum Teil von Aussterben bedrohten Gewerbe und Zünfte. Die Fotos sind vielfältig komponiert und geben sehr schöne Lichtstimmungen wider.

Dem stehen die Texte von Laura Salm-Reifferscheidt in nichts nach. Ihr gelingt es, in Worten ein Bild der Basare zu zeichnen, und ausgehend von den Kostbarkeiten, die im Basar geboten werden, etwas von den Hintergründen, der Geschichte und dem heutigen Leben und Treiben dort anschaulich zu vermitteln. So bekommt man einen Einblick in die Kultur und Gesellschaft der Türkei von heute und einst. Die Texte sind gut recherchiert und beleuchten das Thema von vielen Seiten, sie sind spannend erzählt und informativ. Die mehrseitigen Essays des Buches geben einen umfassenden Überblick über die Basare Istanbuls mit ihren vielfältigen Aspekten.

Isabel Böcking ist für die Gestaltung verantwortlich, die sehr kreativ und gut durchdacht ist. Ganzseitige Fotografien wechseln sich ab mit Texten, die mit Fotos und kalligraphischen Vignetten illustriert sind. Zitate aus den Texten oder von berühmten Persönlichkeiten Istanbuls sorgen für weitere Auflockerung. Die Fotografien sind immer wieder durch historische Aufnahmen ergänzt und zeigen, was sich im Laufe der Zeit verändert oder bewahrt hat. Sehr schön sind auch die farbigen ganzseitigen Abbildungen von Keramikfließen und Mosaiken, von Ornamenten und Kalligraphien, die noch dazu brillant gedruckt sind und von der hohen Qualität des Bildbandes zeugen. Welche Farbenpracht! Ihnen stehen die sorgsam arrangierten Waren gegenüber und man fragt sich: Ist nicht der ganze Basar ein einziges großes Mosaik?

Über mehr als zweihundertzwanzig Seiten kann sich der Leser in dem gebundenen Hardcover-Buch durch die Gänge, Tore und Hinterhöfe dieser geheimnisvollen Stadt in der Stadt bewegen. Ist man am Ende angekommen, dreht man gleich wieder um, um einen weiteren Streifzug zu unternehmen in die Tiefen dieses vielfältigen Lebens.

Sabine Seip



Hardcover | Erschienen: 01. September 2008 | ISBN: 9783850331975 | Preis: 49,90 Euro | 224 Seiten | Sprache: Deutsch

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