Der Blick in die Vergangenheit ist manchmal gar nicht so einfach. Obwohl die historische Forschung ein interessantes und spannendes Thema sein kann, sind doch viele Geschichtsbücher staubtrocken und animieren eher zum Gähnen als zum Durchlesen. Wie also bringt man gute Unterhaltung und viel Wissen zusammen in einem Buch unter? Der britische Autor Philip Matyszak hat sich vorgenommen, diese beiden Elemente in dem Buch "Athen für 5 Drachmen am Tag" zu vereinen.

Der Untertitel "Eine Stadt vor 2500 Jahren" gibt schon einen ersten Hinweis auf die Beschaffenheit des Buchinhalts. Matyszak geht nicht mit dem rückwärtigen Blick des modernen Menschen Schritt für Schritt in die Vergangenheit zurück, im Gegenteil. Er besucht Athen, wie er es als Gelehrter vor 2500 Jahren getan hätte. Dazu gehört sogar die Anreise über die Thermopylen, Delphi und Marathon, die das erste Kapitel darstellt. Spannend geht es weiter mit den Häfen von Piräus, dessen Einwohnern und dem allgemeinen Verhältnis von Sklavenhaltern und Sklaven. Ist der Leser auf seiner Reise endlich in der Stadt angekommen, folgt ein weiteres Kapitel, das sich unter anderem mit den Aspekten Topografie und Unterkunft befasst, um eine entsprechende Hilfestellung zur Orientierung zu bieten. Weiß man erst einmal, sich in der Stadt zurechtzufinden, schickt einen das nächste Kapitel auf Erkundungstour und unter anderem zur Akademie, zu Hahnenkämpfen und in Tavernen. Auch das Einkaufen in Athen will ausprobiert werden, und so gibt es einiges Wissenswertes zur griechischen Währung obendrein. Anschließend werden einige wichtige Männer vorgestellt, die ihre Wurzeln in Athen haben; unter anderem über Sokrates und Sophokles erfährt der Leser mehr, etwa ihre herausragenden Leistungen, die ihnen und ihrem Land viel an Ruhm und Ehre eingebracht haben. Dass aber auch der Alltag in der wichtigsten Stadt Griechenlands spannend sein kann, beschreibt das nächste Kapitel, indem es einen Blick auf einen ganz gewöhnlichen Tag im Leben eines Atheners wirft. Die anschließenden beiden Kapitel widmen sich der Religion und den Göttern der Stadt sowie den Ritualen, die regelmäßig durchgeführt werden und fester Bestandteil des damaligen Lebens waren. Die Hexerei ist dabei ebenso ein erwähnenswerter Aspekt wie das traditionelle Ritual einer Hochzeit. Das letzte Kapitel, das sich mit der Reise durch die Stadt beschäftigt, behandelt die Sehenswürdigkeiten von der Akropolis bis zum Parthenon.
Nach den einzelnen Kapiteln der Reise findet der Leser noch einen Sprachführer mit nützlichen griechischen Redewendungen - leider ohne Lautschrift - sowie ein Register und Bildquellen vor.

Die Seiten sind nicht durchgehend bebildert, bieten aber in regelmäßigen Abständen einfache Illustrationen und, etwas seltener, farbige Abbildungen, die den locker geschriebenen und flüssig zu lesenden Text unterbrechen und komplettieren.
Immer wieder verbindet der Autor die geschichtsträchtigen und lehrreichen Etappen seiner Reise mit ganz allgemeingültigen Informationen, die das Leben in der damaligen Zeit verständlich und leicht nachvollziehbar rekonstruieren. Man fühlt sich wie in einer Zeitmaschine und erlebt die damaligen Verhältnisse hautnah mit, von den ganz alltäglichen Details, die in der heutigen Zeit nicht mehr vorstellbar sind, etwa die Sklavenhaltung, bis zu besonderen Festakten wie einer Beerdigungszeremonie. Natürlich bringt der Autor immer wieder wichtige Namen und Jahreszahlen mit ein, verbindet Ereignisse mit der Vergangenheit und dem, was später geschehen würde, doch behält er stets eine angenehme Balance zwischen geballtem Wissen und unterhaltsamer Plauderei, erlaubt sich sogar den einen oder anderen Scherz, der das Lesen zum Vergnügen macht.

Das Konzept von "Athen für 5 Drachmen am Tag" ist originell und unterhaltsam und bietet Geschichtsunterricht der besonderen Art. Ob als Geschenk für Griechenland-Fans, als Urlaubslektüre für den Besuch in Athen oder zum Nachlesen interessanter Fakten, mit diesem außergewöhnlichen Reisebericht verbinden sich Unterhaltung und Wissen - besser geht es kaum.