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 Schlagfertig auf dem Schulhof!

Wie man Großmäulern clever Paroli bietet


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Dass Gewalt ein massives Problem auf Schulhöfen ist, wissen wir zur Genüge aus den Massenmedien. Dass viele Kinder gepiesackt, geschlagen und erpresst werden, kennen wir auch schon.
Matthias Pöhm, ein Rhetoriktrainer, der durch seine Seminare zur Schlagfertigkeit berühmt geworden ist, gibt hier Tipps, wie man "Großmäulern clever Paroli" bietet. In zahlreichen Beispielen erläutert er, welche möglichen Antworten man auf Beleidigungen und Drohungen entgegnen kann. Zunächst aber erklärt er, dass es vor allem eines zu erlangen gilt: eine Elefantenhaut. Damit meint Pöhm, dass man nicht sofort auf eine Beleidigung reagieren soll und vor allem, dass man nicht so reagieren soll, wie der Angreifer es erwartet. Die Schlagfertigkeit ist also ein Mittel, den Angreifer zu überraschen und ihm den Wind aus den Segeln zu nehmen.

Die Techniken, die der Autor vorstellt, sind einfach: Man stellt eine Ablenkungsfrage, man übernimmt den Angriff und übertreibt ihn ins Maßlose, man entgegnet eine Leerlaufformel (zum Beispiel: "Halleluja!"), man stellt die Situation glasklar richtig oder kontert mit einem absurden Nutzen. Zwischen den einzelnen Techniken werden immer wieder Beispiele von richtiger und falscher Körperhaltung, kurze Anekdoten und ähnliches eingestreut.

Anliegen dieses Buches ist es, Kindern und Jugendlichen zu mehr Selbstbewusstsein durch Schlagfertigkeit zu verhelfen. Allerdings muss man nach den ersten Seiten bereits zweifeln, ob dies auch nur ansatzweise gelingt. Denn erstens ist dieses Buch so didaktisch wie ein Vakuum mit Luft gefüllt ist, will sagen: überhaupt nicht. Wie Kinder oder Jugendliche damit etwas lernen sollen, ist ein Rätsel. Es gibt Beispiele, aber keine Übungen. Teilweise sind die Erklärungen nicht kindgerecht und so abstrakt abgehandelt, dass sie unverständlich wirken müssen. Zweitens ist die Sprache so offensiv, mit fäkalischen und sexualisierten Worten, dass es Eltern schwer fallen dürfte, dies ihren Kindern als Lesestoff anzubieten. Die Sprache ist oft sehr eindeutig die Sprache einer "bildungsfernen" Schicht. Drittens ist nichts von dem, was der Autor schreibt, neu. Man findet es in anderen Büchern von ihm, man findet es auf seinen Internet-Seiten.
Viertens: Auch wenn das Anliegen sinnvoll sein könnte - es ist doch eine Zumutung, dass nicht mit einem Wort empfohlen wird, dass die betroffenen Kinder sich zuallererst an die Erwachsenen wenden sollten. Es ist noch nicht einmal ein Vorwort für die Eltern oder Lehrer dabei. Und dann muss man sich ernsthaft fragen, ob hier nicht genau der gegenteilige Effekt eintritt, den Herr Pöhm sich wünscht. Maßlose Übertreibungen werden manchmal schlichtweg nicht als Übertreibungen angesehen ("Du bist doch schwul!" gekontert mit: "Und stolz darauf!"), und wenn man damit kontert, wird man eben deswegen angegriffen. Oder wenn man jemanden den Wind aus den Segeln nimmt, kann man damit den Angreifer von der Beschimpfung zum Verprügeln bringen. Schließlich schlägt der Autor sogar vor, dass man - in gewissen Fällen - den Rädelsführer mit einer CD oder einem Konzertticket beschenkt! Und über so viel Weltfremdheit kann man sich dann nur noch wundern.
Nein! Europas bester Rhetorik-Trainer (laut "manager-magazin") hat hier eindeutig eine saure Gurke hinterlassen.

Frederik Weitz



Taschenbuch | Erschienen: 01. März 2008 | ISBN: 9783636063588 | Preis: 12,90 Euro | 177 Seiten | Sprache: Deutsch

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