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 Gaston, Band 9: Gaston 9


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis


Seit 1957 gibt es ein Synonym für jeden faulen Büroangestellten, der eher seinem Mittagsschlaf frönt, als der anstehenden Arbeit nachzugehen: "Gaston". Dieser frühe Vertreter des Gestalt gewordenen Beamtenwitzes wurde von André Franquin in insgesamt neunzehn Alben über einen Zeitraum von vier Jahrzehnten gezeichnet. Der Belgier, neben Hergé wichtigster und prägendster Comic-Autor des letzten Jahrhunderts, beweist in dieser endlosen Serie von Gags, dass Humor in jeder Alltagssituation lauern kann.

Eigentlich ist es ein ganz normales Verlagsgebäude - im Original "Dupuis", in deutscher Übersetzung der "Carlsen-Verlag" -, in dem die Mitarbeiter versuchen, gute Comics zu machen und zu vermarkten. Dieses perfekt funktionierende Getriebe hat nur ein einziges Zahnrad, das sich nicht so dreht, wie es die Maschinerie verlangt: Gaston Lagaffe.
Dieser "Bürobote" - ein Beruf, der als ausgestorben gelten muss - brilliert leider nicht auf dem Feld der Arbeit, sondern dem der Arbeitsvermeidung. In Tateinheit mit ungeahnt kreativem Erfindungsgeist bedeutet er für alle Mitarbeiter eine schwere Last. Mehr als eine Katastrophe wird von ihm täglich verursacht - meist ganz gegen seine Intention, denn Gaston ist ein wahrer Menschenfreund.
Übergeordnetes Thema vieler der Comicstrips ist im neunten Band der ausgeprägte Spieltrieb Gastons. In immer neuen Variationen bringt er Spielgeräte mit in die Redaktion, wohl wissend, dass Fantasio ihm unter Androhung von Prügel jede berufsfremde Aktivität verboten hat. Und da Gaston auch unter besonderer Beobachtung von Revisionschef Bolte steht, kommt es unweigerlich zu der einen oder anderen Katastrophe. Gaston wird sogar verboten, jedwedes stromfressendes Gerät mit in die Redaktion zu bringen, da permanent die Sicherungen im ganzen Verlagshaus durchbrennen - aber das kann man sich nur ansehen, jede Beschreibung der einzelnen Comicstrips ist in Anbetracht des besonderen Humors von Franquin zum Scheitern verurteilt.

Doch im neunten der auf neunzehn Bände angelegten Gesamtausgabe ist es vor allem ein Kunde des Verlags Carlsen, der an Gaston verzweifelt. Herr Bruchmüller tritt in immerhin elf der vierundvierzig ganzseitigen Humoresken auf, immer versuchend, "wichtige Verträge" mit dem Verlag abzuschließen. Doch Gastons Wirken verhindert dies auf der ganzen Linie. Das ist zwar wie immer urkomisch, doch die gehäuften Auftritte von Herrn Bruchmüller wirken gelegentlich auch wie Wiederholungen aus bereits bekannten Gags - etwas weniger wäre hier mehr gewesen.
Daneben treten Altbekannte wie Wachtmeister Knüsel auf, der den Verkehr im Viertel zu regeln versucht, meist aber mit Gaston aneinander gerät. Auch sämtliche Angestellte, allen voran Fantasio, der direkte Vorgesetzte Gastons, haben es nicht leicht mit diesem wunderbar naiven, immer liebenswerten und meist übermüdeten Büroboten.

Bestechend wie in jedem Band ist der Zeichenstil Franquins. Mit feinem Tuschestrich vermag er die unterschiedlichsten Charaktere lebendig werden zu lassen und geizt nicht mit fantasievollen Dekorationen und Interieurs. Die Geräte, die er Gaston erfinden lässt, die skurrilen Situationen, in die er seinen Antihelden stürzen lässt, sind wundervoll detailreich und gekonnt koloriert. Hier sieht man immer wieder, wie prägend der Belgier für eine ganze Generation an Comiczeichnern gewesen ist.

Wer die ersten acht Bände sein Eigen nennt, wird nicht zögern. Für unter zehn Euro erhält er einen Comic, der in sehr guter Druckqualität, gelungenem Layout und netto vierundvierzig Seiten den wunderbaren Humor Franquins belegt. Es gibt kaum einen zeitloseren Spaß, als sich Gaston anzusehen und herzhaft zu lachen.

Stefan Erlemann



Softcover | Erschienen: 1. Februar 2009 | ISBN: 9783551754394 | Preis: 9,95 Euro | 47 Seiten | Sprache: Deutsch

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