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 Bangai-O: Bangai-O Spirits

Serie: Bangai-O
Verlag: Koch Media

Cover
Gesamt ++++-
Action
Anspruch
Aufmachung
Bedienung
Bildqualität
Glück
Preis - Leistungs - Verhältnis
Strategie
Ton


Wo Treasure draufsteht, ist geballte Action drinnen! Mit legendären Shoot?em-up-Klassikern wie "Gunstar Heroes", "Sin and Punishment", "Ikaruga" und "Gradius" hat sich der japanische Videospielentwickler den Action-Thron geradezu spielerisch erkämpft und kann auf eine treue Fangemeinde zurückblicken, welche in heiß ausgefochtenen Pixelschlachten und adrenalingeladenen Highscorejagden ihre Qualitäten als Hardcorezocker unter Beweis stellen. Koch Media ist es zu verdanken, dass es mit "Bangai-O Spirits" für Nintendo DS das Sequel eines weiteren 2D-Juwels - anders als dieses - nach Europa geschafft hat.

Sequel? Nicht in Europa erschienen? Fehlt deutschen Spielern hier nicht Grundwissen? Wer Spiele aus dem Hause Treasure kennt, weiß: Ganz und gar nicht, denn eine Story sucht man selbst mit Lupe vergebens: Ein älterer Professor unterrichtet zwei junge Piloten mit Namen Ruri und Masato im Umgang mit den Bangai-O-Kampfrobotern, die Zwischensequenzen bestehen aus Standbildern im Anime-Stil. Ein 17 Levels umfassendes Tutorial führt den Spieler in die grundlegende Steuerung, Kampfsituationen sowie Besonderheiten der einzelnen Waffensysteme ein, danach warten rund 170 Stages darauf, gemeistert zu werden.

Die Steuerung ist ebenso simpel wie effektiv: Per Digipad wird die Spielfigur durch die 2D-Levels gesteuert, mit dem A-Button wird der Boost aktiviert, B steht für den normalen Angriff; mit den beiden Schultertasten lassen sich die so genannten EX-Angriffstechniken auslösen, welche den Gegnern gehörig einheizen. Der Touchpen kommt in "Bangai-O Spirits" nicht zum Einsatz, die Steuerung geht ausnahmslos über die Tasten vonstatten. Der Spieler kann vor Beginn einer jeden Mission sein Waffenarsenal nach eigenem Gutdünken gestalten und hierbei aus je sechs normalen und sechs EX-Attacken jeweils zwei auswählen, manche lassen sich sogar kombinieren. So kann man etwa einen explosiven Mix aus zielsuchenden Raketen und Napalmgeschossen über den Bildschirm jagen und Schwadronen von Gegnern in Pixelwolken verwandeln.

Die richtige Wahl der Waffensysteme ist aber mehr als bloß ein nettes Feature, denn die unterschiedlichen Levels verlangen zu ihrer Bewältigung unterschiedliche Waffenkonstellationen; geht der Spieler mit einer der Stage nicht angemessenen Bewaffnung in den Kampf, nehmen ihn die Gegnerscharen und Bosse schneller aufs Korn als er "Bangai-O, Go!" rufen kann. Und selbst wenn man die richtigen Angriffskombis zu kennen glaubt: Einfach drauflos ballern bringt gar nichts, jede Mission verlangt eine andere Art und Weise, wie die bösen Buben zerlegt, Mauern und Hindernisse gesprengt und Items eingesammelt werden müssen. Dementsprechend richtet sich das Game nicht an Gelegenheitsspieler, die nach zwei, drei Fehlschlägen den Nintendo DS frustriert abschalten oder der erstbesten Person, die ihnen über den Weg läuft, aus Verzweiflung an die Gurgel springen; viel Ausdauer und eine Lastwagenladung voller Geduld ist von Nöten, will man nicht nur Siege einheimsen, sondern sich auch noch mit ansehnlichen Highscore-Lorbeeren schmücken. Recherchen im Internet nach Game-FAQs und Komplettlösungen erübrigen sich ebenfalls, die Levels können in jeder beliebigen Reihenfolge durchgespielt werden, freispielbare Boni winken keine als Belohnung.

Die über 170 Stages sind äußerst abwechslungsreich gestaltet, keine gleicht der anderen. Unter dieser Fülle finden sich sogar nicht wenige Puzzle-Levels, in denen die genaue Kenntnis und Ausnutzung des Leveldesigns über Leben und Tod entscheidet. Ein falsch verschobener Block, missglücktes Timing beim Einsatz von Waffen und Boost, die Zerstörung bestimmter Stage-Elemente - ein klitzekleiner Fehler und die Mission ist zum Scheitern verurteilt, ohne dass man selbst aber ins virtuelle Gras gebissen hat. Doch so oft der Frust auch zuzuschlagen droht, schlussendlich obsiegt doch die Motivation, das Begonnene zu einem Ende zu führen, die Levels sind nie unfair gestaltet. Besonders gelungene Siege (oder auch Niederlagen) können als Replays für die Nachwelt gespeichert werden.

Neben einem Multiplayer-Modus - pro Spieler wird eine DS-Karte vorausgesetzt - sorgt vor allem ein Leveleditor für weiteren Motivationsnachschub. Hat man sich mit der anfangs etwas eigenwilligen Bedienung angefreundet, darf nach Herzenslust herumexperimentiert oder auch bestehende Stages verändert werden. Einmalig in der Videospielgeschichte ist die Art und Weise, wie man gespeicherte Levels Marke Eigenbau mit anderen Spielern teilen kann: Für die Übertragung wird die Stage in eine Sounddatei umgewandelt und abgespielt, der zweite Handheld empfängt diese per eingebauten Mikrofon und decodiert die Datei wieder in ihre ursprüngliche Form. Auf demselben Weg lassen sich auch Replays an Freunde senden.

Technisch erlaubt sich "Bangai-O Spirits" keine groben Schnitzer: Die Grafik gestaltet sich schlicht, aber nicht schlecht, und der Score untermalt das Geplänkel mit angenehmen Tönen. Es ist vor allem aber unglaublich, wie viel Bewegung auf den Touchscreen - der obere Bildschirm enthält lediglich die Karte des jeweiligen Levels und informiert über die Positionen der Zielobjekte - gebannt werden kann: Raketen, Projektile, Hindernisse, Gegner soweit das Auge reicht - und irgendwo in diesem Pixelfeuerwerk erwehrt sich der Char seiner digitalen Haut. Jeder einzelne Pixel des Bildschirms ist mit Effekten zugepflastert, der Spieler wird mit Explosionen regelrecht bombardiert - was leider nicht immer ohne Folgen ist: Vor allem wenn der Spieler eine EX-Kombination mit vierfacher Konterkraft auslöst, gerät das Spiel enorm ins Stocken, in den schlimmsten Fällen dürfen Standbilder von bis zu drei, vier Sekunden Dauer genossen werden. Doch das sind eher die absoluten Ausnahmen denn die Regel.

Mit "Bangai-O Spirits" spendiert Treasure Nintendos Handheld ein unglaublich actionträchtiges und enorm motivierendes 2D-Shoot?em-up, wie es leider zu wenige gibt. Ein bewährtes Konzept, kreatives Leveldesign und ein bemerkenswerter Umfang, kombiniert mit einer hoch angesetzten Motivations- wie auch Schwierigkeitslatte, sorgen für himmelschreiend wie amüsant schweres Geplänkel. An dieser Stelle aber noch einmal klar und deutlich: Gelegenheitsspieler machen lieber Umwege und vermeiden eine Konfrontation!

Michael Höfel



| Erschienen: 1. August 2008 | FSK: 6 | NDS | Preis: 39,95 Euro

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