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 Shadowrun-Roman, Band 58: Pesadillas

Serie: Shadowrun-Roman, Band 58
System: Shadowrun
Autoren: Maike Hallmann
Verlag: Fantasy Productions

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Klappentext
"Der Straßensamurai Jaywalker rettet einen sechsjährigen Jungen vor einem Wahnsinnigen. Er nimmt ihn mit und versucht mit Hilfe seines Teams herauszufinden, was es mit dem Kind auf sich hat.
Doch dann steht eine andere Partei quasi vor der Tür. Jaywalker und seinem Team bleibt nichts anderes üblich, als unterzutauchen. In der Enge ihres Unterschlupfes kommen sich die Runner näher, als ihnen lieb ist. Alte Spannungen werden plötzlich explosiv und zu allem Überfluss entwickelt sich Gefühle zwischen Jaywalker und er querschnittsgelähmten Deckerin Phoenix, für die in dieser Situation kein Platz ist. Denn ihre Verfolger scheinen jede Bewegung der Runner vorauszusehen."


Die Story ist klar umrissen. Sie kommt in vielen Shadowrun-Romanen vor und bietet an für sich nicht viele Möglichkeiten, mag man meinen. Weit gefehlt.
Die Geschichte wird bis zum blutigen Ende rasant vorangetrieben.
Die Protagonisten in diesem Roman sind sehr tiefgehend und greifbar ausgearbeitet. Ecken und Kanten hat jeder von ihnen und das Verhalten der Runner untereinander spiegelt das wieder. Selten habe ich eine solche tiefe und detailreiche Beschreibung über Motivationen, Gefühlen, Vorstellungen in einem Shadowrun-Roman gelesen wie in diesem.
Jeder Charakter hat Schwächen und Stärken, die seinem Kameraden im Team nicht verborgen bleiben. Es werden sich Wortduelle geliefert, welche die Meinungen voneinander und die Stellung untereinander klar und dem Leser verständlich machen. Schnell wird jedem klar, das einer nicht ohne den anderen kann. Die teilweise klaustrophobische Enge, in der sich die Runner engagieren müssen ist greifbar beschrieben und können sehr mitreißend sein. Frau Hallmann schafft in diesem Buch, was nur sehr wenigen Autoren der Serie gelang. Die Geschichte mit dem sechsjährigen Jungen, der von Jaywalker gefunden und zum Team gebracht wird und die Verfolgung von mächtigen Gegnern bildet den Rahmen des Buches. Diese dient als Aufhänger, belebt wird die Handlung vor allem durch die Handlungs- und Denkweisen der Protagonisten, welche die Geschichte immer weiter vorantreiben. Kein Charakter geht unter und jeder kann gut neben den anderen bestehen. Die Gefühle, die sich zwischen dem kalten und abgebrühten Jaywalker und der querschnittsgelähmten und feinfühligen Deckerin Phoenix entwickeln sind liebevoll und greifbar ausgeführt. Der Charakter des Kindes, mit seiner Neugierde und seinem kindlichen Vertrauen in die ihn beschützenden Erwachsenen lassen auf eine sehr gute Beobachtungsgabe der Autorin schließen. Der Einzelgänger Conquistador entwickelt ein Verantwortungsgefühl für den Jungen Michael, wie auch die Katzenschamanin Nike und der Rigger Steel. Plötzlich sind die Mitglieder des Teams nicht nur Profis, die eine Run mit der sonst üblichen geschäftlichen Kühle durchziehen, sondern entwickeln eine Art der familiären Zusammengehörigkeit. Das ist für die Personen ungewohnt und das lässt sich klar aus ihrem Verhalten herauslesen.
Auch die Gegenseite ist nicht anonym dargestellt. Sie erfährt ebenso eine solide Ausarbeitung, wie die "gute" Seite. Die Gegner werden mit eingebunden und werden nicht als die allmächtigen, berechnenden Finstermänner dargestellt, sondern als Charaktere, die ihre eigene Vergangenheit haben und bei weitem nicht unfehlbar oder unangreifbar sind.
Die Autorin versteht es mit den Gefühlen der Charaktere so zu spielen, das eine beklemmende Stimmung entsteht. Die Leserin, der Leser kann geradezu die Höhen und Tiefen miterleben. Es gab Stellen in diesem Buch, die mich veranlassten mit dem Lesen kurze Zeit innezuhalten um gewisse Handlungen erst mal zu verarbeiten. Leute, die das Buch schon gelesen haben, wissen, was ich meine. Doch die Idylle, welche zwischen den Teammitgliedern entsteht, wird schnell und nachhaltig gestört und lassen die Leute nicht zur Ruhe kommen.
Pesadillas ist das spanische Wort für Albträume. Doch handelt es sich nicht nur um die Albträume von bösen Monstern oder ähnlichem. Damit sind auch die ureignen Ängste gemeint. Ängste, welche die Runner haben und auch durchleben müssen.
Solche komplexen Handlungen und eine solche Detaildichte kennt man sonst nur von dem leider viel zu früh verstorbenen Nigel D. Findley.

Fazit
Ein sehr bewegener und mitreißender Roman. Ein unbedingtes Muss für alles SR-Fans. Weiterhin kann ich das Buch auch jenen ans Herz legen, die sich mit der Shadowrunwelt nicht so gerne abgeben, aber einen guten SciFi-Roman lesen wollen.

Christoph Heibutzki



Taschenbuch | Erschienen: 1. Oktober 2004 | ISBN: 9783890645759 | Preis: 9 Euro | 411 Seiten | Sprache: Deutsch

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