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 Das Schloss der Frösche


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Humor


Seit Sofies Welt ist Jostein Gaarder ein Star der Kinder- und Jugendbuchszene und auch seine Ausflüge in die Welt der Erwachsenen kommen gut an. Hanser hat ein Kinderbuch von 1988 herausgekramt, übersetzen lassen und es im Verbund mit wirklich niedlichen Illustrationen von Henrike Wilson veröffentlicht.

Kristoffer läuft in einem Schlafanzug durch den Schnee und trifft auf einen Wichtel. Dieser Wichtel nennt sich Umpin und nach einem Pfannkuchen-mit-Erdbeermarmelade-Mahl machen sie sich auf den Weg, Kaulquappen zu fangen. Als sie genügend zusammen haben, fügen sie diese Kaulquappen zu einem Frosch zusammen und ein bisschen widerstrebend gibt Kristoffer ihm einen Kuss, weil ja Frösche nun mal verwunschene Prinzen sind. Prompt verwandelt der Frosch sich auch in einen leibhaftigen Prinzen, der von einem bösen Wichtel verzaubert wurde.

Gemeinsam machen die drei sich zu dem frisch aufgetauchten Schloss auf, wo gerade die Wachsalamander das Herz des Königs gestohlen haben. Außerdem müssen sie noch die in einen Käfig gesperrte Prinzessin Aurora befreien, die Kristoffers Kusine auffallend ähnlich sieht. Allerdings ist die Königin auch eine seltsame Person und der Hofmarschall kann Gedanken lesen, was nicht nur beim Kartenspielen unangenehm ist.

Gaarder entführt seine Leser in einen Traum, einen aufregenden Traum, einen manchmal schönen, manchmal erschreckenden Traum. Kristoffer, der sich selbst den Nachnamen Poffer gibt und sich als Prinz bezeichnet, ist im Vorschulalter, seine Bedürfnisse sind hauptsächlich Essen und Kuscheln, und weil er seinen Großvater verloren hat, spukt ihm dieser immer wieder im Kopf herum und irgendwann erkennt er ihn im König. Natürlich ist die Geschichte eine verworrene, eben traumhafte, aber manches ist auch unwahrscheinlich gut getroffen. So passieren die Sachen so, wie Kristoffer sie versteht. So bekommen Kristoffer und Umpin fürchterliche Angst, als sie Angsthasen sehen, die Hasen des Königs, die ziemlich einschüchternd scheinen. Das ist schon sehr charmant und witzig, und so hintersinnig, dass kleine Kinder das vielleicht nicht verstehen werden. Erwachsene müssen sich vermutlich erst mal auf diesen völlig abgedrehten Traum einlassen, Kinder werden diesen Zugang eventuell einfacher haben.

Henrike Wilson hat viele ganzseitige Illustrationen geschaffen, die die einzelnen Kapitel schmücken und erlebbarer machen. Die Illustrationen sind naiv und kindlich gezeichnet, aber auch farblich völlig harmonisch und größtenteils wirklich gut. Einzig das Bild der Königin, die seltsam von ihren Salamandern verdeckt wird, wirkt gezwungen. Der Grund wird vermutlich sein, dass Kristoffer erzählt, die Königin sei barbusig - warum auch immer - und die Illustration "kindgerecht" sein sollte. Ziemlich verklemmt.

Schönes Kinderbuch, wenn auch speziell für die Kinder, die gerne etwas verrücktere fantastischere Geschichten bevorzugen. Ein Buch mit philosophischen Hintergründen - wie es sich für Gaarder gehört -, das eine Kindheit begleiten könnte, oder direkt beim ersten (Vor-)Lesen in die Ecke fliegt.

Holger Hennig



Hardcover | Erschienen: 01. August 2005 | ISBN: 3446186026 | Preis: 14,90 Euro | 122 Seiten

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