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 H. P. Lovecrafts Bibliothek des Schreckens, Band 17: Der kosmische Schrecken


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Spannung


Der kosmische Schrecken beinhaltet sechs der besten Geschichten vom Altmeister des Horrors in neuer Übersetzung. Vertreten sind "Die Ratten im Gemäuer", "Das Ding auf der Schwelle", "Dagon", "Der Flüsterer im Dunkeln", "Der Außenseiter" und "Der Schatten über Innsmouth".

Ein Hardcover mit sechs Geschichten zum Preis von 24 Euro ist wohl vor allem für die Fans und Sammler gedacht. Und vor allem die dürften sich über die weiteren Inhalte freuen, Lovecrafts Notizen zu "Der Schatten über Innsmouth" und eine verworfene Fassung dieser Novelle sowie ein ausführliches Nachwort zur deren Entstehungsgeschichte, geschrieben von den amerikanischen Horrorexperten S. T. Joshi und David E. Schulz. Schutzumschlag und Leseband sind auch immer nützlich beziehungsweise schön anzusehen, aber bei einem Produkt dieser Art ist dies wohl auch angebracht.
Was nicht für die vorhandenen Lektoratsfehler gilt, auch wenn diese sehr selten sind. Trotzdem werden Fans und Sammler bei diesen Geschichten und der Aufmachung sicherlich zugreifen.

Was erwartet denjenigen, der Lovecraft noch nicht kennen und schätzen gelernt hat und dem weder Innsmouth noch Dagon etwas sagt? Vorweg, Lovecraft schrieb weder Splatter-, noch Actiongeschichten. Seine Geschichten entfalten ihren Horror in der Regel langsam, dafür geht dieser aber in die Tiefe. Wer sich auf Lovecraft einlässt, kann tief verunsichert werden bei dessen nihilistischem und gnadenlosem Universum.

"Dagon" kann als Vorläufer von "Der Ruf des Cthulhu" angesehen werden und ist alleine daher schon interessant. "Die Ratten im Gemäuer" ist eine für Lovecraft recht typische Geschichte, da der Protagonist ein Nachkomme dunkler Geheimnisse ist und diese nach und nach entdeckt. "Das Ding auf der Schwelle" hat einen genialen Anfang, beleuchtet einen Aspekt des Cthulhu-Mythos/-Universums, ist spannend zu lesen und das Ende ist überraschend. "Der Flüsterer im Dunkeln" beleuchtet andere Aspekte des Cthulhu-Mythos und ist ebenfalls spannend geschrieben. Dass viele Dinge über zitierte Briefe erzählt werden, mag aber für heutige Leser etwas ungewohnt sein. Aber wie gesagt, die Geschichte ist trotzdem spannend und hat einige gute Ideen sowie ein geniales Ende zu bieten. "Der Außenseiter" ist eine sehr kurze Geschichte, bei der jedes Wort die Gefahr birgt, zuviel zu verraten, daher sei nur gesagt, dass sie einen kurzen, aber einfallsreichen Plot hat. "Der Schatten über Innsmouth" ist eine eher untypische Arbeit von Lovecraft, da hier eine recht lange Verfolgungsjagd vorkommt. Ein gewollter Versuch von H.P. Lovecraft, der die Geschichte selbst nicht gelungen fand. Viele Fans aber sind fasziniert von ihr, so auch ich. "Das Grauen von Innsmouth" ist auch ein globales Grauen, und die Geheimnisse der Stadt sind mehr als interessant.

Leser moderner Horror-Romane könnte die Sprache Lovecrafts etwas verwirren, verwendet er doch gerne Wörter wie abscheulich, blasphemisch, ghoulisch oder zum Beispiel stygisch - und das nicht immer in wirklich passenden Momenten. Aber in allen hier vorhandenen Geschichten ist der Protagonist am Geschehen beteiligt, die Geschichte wird nicht einfach über Dokumente, Testamente oder ähnliches erzählt, was wahrscheinlich eher geeignet ist für Leser, die nur aktuelle Texte gewohnt sind.

Fans wie Einsteiger bekommen also gute Geschichten geboten, ob die Hardcover-Ausgabe benötigt wird, muss jeder Käufer selbst entscheiden. Auf alle Fälle wirkt es edler in der Hand und im Bücherregal als ein Taschenbuch.

Bernd Wachsmann



Hardcover | Erschienen: 1. August 2005 | ISBN: 3935822685 | Preis: 24 Euro | 316 Seiten | Sprache: deutsch

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