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 Sacred 2

Verlag: Koch Media

Cover
Gesamt +++++
Action
Aufmachung
Bedienung
Bildqualität
Brutalität
Extras
Glück
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Strategie
Ton
Hack'n Slays mit Rollenspielanteilen gibt es auf der Playstation 3 bisher nicht allzu viele - daher muss "Sacred 2" von Koch Media schon allein deswegen keine größere Konkurrenz fürchten. Doch auch ohne direkte Nebenbuhler macht der Titel einen grundsoliden Eindruck und hat von allem, was drin ist, haufenweise zu bieten: Ob eine riesige Landkarte, gigantische Vielfalt an Rüstungen, Waffen und Spezialmoves oder frustrierend viele Bugs; hier ist wirklich alles enthalten.

[imgleft]images/UploadGrafiken/1249808526sacred2ps3.JPG[/imgleft]Es gibt sogar zwei Kampagnen: Im Spiel darf auf den Pfaden des Lichts oder des Schattens gewandelt werden, wobei die unzähligen Nebenquests sich dabei nicht verändern, sondern lediglich die Hauptquest, die, wenn man nur diesem Weg folgt, in ziemlich direkter Weise über die Landkarte bis zum Endgegner führt, aber trotzdem noch gute zwanzig Stunden Zeit verschlingt. Ungleich länger dauert das Ganze, wenn man die Welt Ancaria komplett erforschen möchte, alle Winkel ausleuchten und alle Nebenquests erledigen will: Da sind locker zweihundert Stunden Spielzeit und mehr drin. Da die meisten Spieler wohl eine Mischung aus beidem bevorzugen, ist eine Spielzeit von vierzig bis hundert Stunden der Normalfall - für einmaliges Durchspielen, wohlgemerkt. Denn "Sacred 2" verlangt geradezu danach, mehrmals gespielt zu werden; allein die sechs grundverschiedenen Charaktere reizen, Ancaria nach dem ersten Durchlauf gleich noch einmal zu besuchen.

Zur Auswahl stehen hier eine Seraphim, ein engelsgleiches, beflügeltes Wesen, das auf Grund von kraftvollen Angriffen, guter Verteidigung und wirksamen Spezialmoves vor allem für Anfänger leicht spielbar ist. Weiter gibt es einen Inquisitor, der mit morbiden Fähigkeiten eher fortgeschrittene Spieler anspricht, eine naturbezogene Dryade, eine mit Magie prall gefüllte Hochelfe, einen auf Nahkampf ausgelegten Schattenkrieger sowie ein seltsam anmutendes Wesen namens Tempelwächter, das von den Spezialmoves her hauptsächlich für Techniker und erfahrene Zocker interessant ist.

Optisch macht "Sacred 2", zumindest im Vergleich mit anderen Vertretern des Genres, richtig was her: Die Landkarte ist nicht nur riesengroß, sondern strotzt auch vor Vielfalt: Das Abenteuer beginnt im dicht bewaldeten Reich der Elfen, geht über die Länder der Menschen ins Orkgebiet, um anschließend durch endlose Katakomben unterhalb des Ozeans in einen Sumpf zu münden, bevor es weitergeht in die sengend heiße Wüste, um zum Abschluss im Gebirge zu enden. Von der weitläufigen Oberwelt abgesehen gibt es auch noch jede Menge Verliese, Höhlen und große Städte mitsamt Kanalisation - so macht Rollenspiel Spaß.

[imgright]images/UploadGrafiken/1249808673sacred2ps3(1).jpg[/imgright]Süchtig kann vor allem das Level-System machen: Bei jeder neuen Stufe des Helden gibt es verschiedene neue Fähigkeiten freizuschalten oder aufzuwerten, weshalb man allein schon deshalb gern marodierend durch die Lande zieht und Gegner um sich schart - man will einfach sehen, wie spielbar der eigene Charakter mit den neuen Fertigkeiten ist. Dabei ist allerdings auch Vorsicht geboten, denn einmal ausgewählte (und möglicherweise völlig unnütze) Fertigkeiten lassen sich nicht rückgängig machen, und eine schlecht gelevelte Spielfigur steht vor allem im späteren Spielverlauf und auf höheren Schwierigkeitsgraden (derer es zur Genüge gibt) völlig hilflos da. Eine gut gelevelte Figur hingegen kann schnell so mächtig werden, dass sie die feindlichen Heerscharen reihenweise niedermäht. Der Schlüssel hierzu sind die Spezial-Moves der Figuren: Jeder Charakter besitzt fünfzehn einzigartige Fähigkeiten, doch man sollte tunlichst nicht alle gleichmäßig aufwerten; das führt unweigerlich in den Ruin. Nur eine geschickte Spezialisierung auf einige wenige der Moves bringt den gewünschten Erfolg. Da die Möglichkeiten auch hier wieder ins Endlose gehen, kann man einen Charakter auf mehrere völlig verschiedene Weisen spielen.

Auch in Sachen Items haben sich die Entwickler nicht lumpen lassen: Schon ein wenig Monster-Kloppen sorgt für ein ständig überquellendes Inventar, doch Händler schaffen hier Abhilfe und bieten selbst wiederum feine Dinge aus ihrem Repertoire an. Ein Großteil der Spielzeit geht so allein für das Item-Mangagement drauf, doch auch hier bleibt der Spaß nicht auf der Strecke, da es so viele Möglichkeiten gibt, Waffen und Rüstungen zu verbessern und neu zu schmieden, dass man manchen Abend allein mit dem Abklappern von Händlern, Alchimisten und Schmieden verbringt.

Die musikalische Untermalung ist durchgehend gelungen und abwechslungsreich, und Späße wie ein Konzert von Blind Guardian (denen man in einer Nebenquest erstmal helfen muss, ihre Instrumente zurückzukriegen) vertiefen die Soundkulisse nochmal.

Grandios wurde der Mehrspielermodus in "Sacred 2" umgesetzt: Online darf öffentlich oder privat gespielt werden, egal ob in einer freien Welt oder der Kampagne, wobei sich bis zu drei Spieler anschließen können. Offline kann zu zweit zum Controller gegriffen werden - die Grafik leidet hier zwar etwas, da die Perspektive bei zwei Spielern fest vorgegeben ist, dafür steigert sich allerdings der Spielspaß um ein Vielfaches.

[imgleft]images/UploadGrafiken/1249808724sacred2ps3(2).jpg[/imgleft]So lang die Liste der guten Eigenschaften des Spiels ist, so gibt es leider auch Bugs: Beim Einspielermodus machen sich die Fehler nicht allzu stark bemerkbar - bei einer Spielzeit von knappen dreißig Stunden haben sich hier lediglich zwei Bugs eingeschlichen. Umso gravierender fallen die lästigen Spielfehler aber aus, wenn man im Mehrspielermodus zockt: Nach zehn Spielstunden (und auf Grund von Abstürzen ungefähr vier verlorenen) hatte sich die Praktik eingeschlichen, trotz des häufigen Autosaves mindestens alle zehn Minuten zu speichern, um die Verluste auf das Nötigste zu begrenzen, wenn das Spiel mal wieder einfriert. Gut zu wissen für alle, die zu zweit an einem Bildschirm spielen: Wenn die Monsterhorden zu ruckeln beginnen und die Zauber zwar die Gegner töten, aber nicht mehr grafisch angezeigt werden - wenn man ganz einfach sieht, wie die PS3 in die Knie geht und nicht mehr hoch kommt -, dann ist es Zeit, zu speichern und das System neu zu starten, denn ein kompletter Freeze ist nicht mehr allzu fern. Durchschnittlich kann man zu zweit etwa zwei Stunden in Ancaria verbringen, bevor die Konsole der Figurenscharen nicht mehr Herr wird und abschmiert.

Aber selbst diese nervtötenden Momente können nicht die Menge der Sachen schmälern, die man bei "Sacred 2" richtig gemacht hat - und das will schon etwas heißen. Wer die "Baldur's Gate"-Reihe auf der PS2 oder "Diablo" auf dem PC mochte, der wird mit "Sacred 2" hunderte vergnügliche Stunden zubringen. Rollenspieler mit Hang zum Button-Smashing werden sich pudelwohl fühlen in Ancaria - eine absolute Kaufempfehlung also für jeden, der beim Gedanken an Elfen und Orks keinen Brechreiz niederkämpfen muss, und selbst Gelegenheitsspieler sollten an dem Titel ihre Freude haben, dessen Altersbegrenzung unverständlicherweise bei sechzehn Jahren liegt; verwunderlich, wenn man bedenkt, dass man unter den Optionen zwar Blut extra einstellen kann, davon aber so gut wie nie etwas sieht. Und mit etwas über fünfzig Euro hält sich auch der Preis in einem ordentlichen Rahmen.

Dirk Wonhöfer

Probe



Konsolenspiel | Erschienen: 29. Mai 2009 | FSK: 16 | PS3 | Preis: 54,54 Euro | für 1 - 4 Spieler

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