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 Ultima Thule, Band 1: Das große Spiel

Serie: Ultima Thule, Band 1
Autoren: Jean-Pierre Pécau
Illustratoren: Leo Pilipovic
Übersetzer: Bertram Hartig
Verlag: Bunte Dimensionen

Cover
Gesamt ++---
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Im Mai 1945 wird in Grönland ein französisches Luftschiff abgeschossen. Da die Route der zivil genutzten „Charles de Gaulle“ über Kap Hope führte, hatten die Militärs einen Agenten damit beauftragt, Fotografien von dem Gebiet zu schießen. Man vermutet dort einen geheimen deutschen Stützpunkt der Nazis. Da die Deutschen kurz nach dem Selbstmord Hitlers vier Jahre zuvor einen Waffenstillstand erreicht haben und seither nur mehr gegen Russland im Osten kämpfen, ansonsten aber mit Frankreich, England und den USA einen Friedensvertrag geschlossen haben, kann man nicht offiziell vorgehen.
Man erinnert sich an einen der Helden des Frankreichfeldzugs, den nunmehr als Journalisten des „France Soir“ tätigen Nestor Serge. Man bittet ihn, als offizieller Berichterstatter an der Bergung des Luftschiffs teilzunehmen. Da der Chef der Zeitung ihn an seine vaterländische Pflicht erinnert, willigt Nestor widerwillig ein, der Sache auf den Grund zu gehen. Doch bevor er abreist, wird ein Mordanschlag auf ihn verübt, dem er nur mit knapper Not entkommen kann. Der Gegner – und es ist unschwer zu erkennen, dass er aus dem Sumpf Nazideutschlands kommt – scheint genauestens darüber informiert zu sein, was Nestor Serge tut und welche Schritte er unternimmt. Und obwohl er sehr vorsichtig und unter größtmöglicher Geheimhaltung Kontakt mit seinen Begleitern für die Reise nach Grönland aufnimmt, werden sie ein zweites Mal angegriffen. Die Gegner sind übernatürlich stark, nahezu unverwundbar und absolut grausam. Nestor ahnt, dass er es mit Mächten zu tun bekommen wird, die weit über das hinaus gehen, was die Nazis sonst so in Bewegung setzten, um ihre Gegner zu vernichten. Doch er ahnt nicht mal im Entferntesten, wie alptraumhaft die Killer sind, denen er noch begegnen wird.

Das Szenario von Jea-Pierre Pécau ist skurril, äußerst skurril. Die Mischung aus historischem Krimi – Hitler ist tot, der Krieg zwischen Deutschland und den Westmächten friedlich beendet, der Kampf zwischen Nazi-Deutschland und den Russen in vollem Gange – und Fantasy-Mär – der heilige Gral, Werwölfe und Superman-ähnliche Bösewichter als einige diesbezügliche Zutaten – verwirrt eher, als dass es begeistert. Und der Held in all diesem Chaos, ein zynischer Kriegsheld, ein der Wahrheit verpflichteter Journalist, ethisch einwandfreier Mensch und Kumpel, gleichzeitig aber auch eine Art Jerry Cotton und Indiana Jones, ist reinstes Klischee.

Und diese Mixtur kommt nicht mal in Gang. Denn der erste Teil dieser mehrteiligen Serie reißt an, lässt fallen, blendet zurück in Kriegszeiten, verliert sich in Action-Szenen und beantwortet die eingangs gestellte Frage nach dem Mysterium, das in Grönland wartet, zu keinem Zeitpunkt. Dieser Band eins sieht so aus, als würde man eine Einleitung zu sehen bekommen, ohne Zugabe, ohne Handlungsstrang und ohne Sinn. Vor allem die plötzlich auftretenden Monster erscheinen so unmotiviert in der Kulisse, dass es schon eine Frechheit ist, wenig später „Ende“ unter das letzte Panel zu schreiben und den Leser mit unendlich vielen Fragen und unbefriedigt zurück zu lassen.

Leider führen die Bilder von Illustrator Leo Pilipovic auch nicht dazu, dass man vor Begeisterung aufschreit. Die Gesichter sind stereotyp und hässlich, die Bösen mit Bürstenhaarschnitt versehen, die Guten amerikanisiert. Einzig die Hintergründe sind schön anzusehen, die Farbgebung von Thorn sorgt für positive Eindrücke und eine stimmige Atmosphäre.

„Das große Spiel“, der erste Teil der Serie „Ultima Thule“, enttäuscht. Nur wer dieser Art von pseudo-historischen Fantasy-Krimi-Comics mag, die ein Überleben Hitlerdeutschlands andenken, um einen wirklich ultimativen Bösewicht in der Hinterhand zu haben, sollte diesem Comic eine Chance geben. Es gibt Action satt, recht witzige Dialoge, viel Hektik und sehr viele offene Fragen – ob die allerdings im zweiten Teil beantwortet werden, steht in den Sternen.

Stefan Erlemann



Hardcover | Erschienen: 20. Oktober 2009 | ISBN: 9783938698075 | Originaltitel: Le grand Jeu: Ultima Thulé 1 | Preis: 14 Euro | 48 Seiten | Sprache: Deutsch

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