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 Die Legende der Drachenritter, Band 8: Der Chor der Finsternis

Serie: Die Legende der Drachenritter, Band 8
Autoren: Ange
Illustratoren: Fabrice Meddour
Übersetzer: Tanja Krämling
Verlag: Splitter Verlag

Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Marly wird empfangen wie eine Heldin. Die Drachenritterin soll im Auftrag ihres Ordens Nachforschungen über den Verbleib von Ritterin Krista anstellen. Seit mehr als sechs Monaten ist die berühmte Kämpferin verschollen, niemand hat sie gesehen, niemand hat eine Nachricht von ihr. Zwar gibt es Gerüchte, böse, niederträchtige Gerüchte, aber Marly will nichts davon hören. Für sie ist Krista eine Heldin, die ihre Aufgabe ohne jeden Zweifel mit Bravour erledigt hat oder erledigen wird.

Sie bricht mit einigen Bewohnern des Dschungeldorfes auf, um zu Kristas Aufenthaltsort zu gelangen. Da der aber tief im unwegsamen und von schrecklichen Kreaturen verseuchten Urwald liegt, dauert die Reise länger als geplant. Immer wieder wird die Gruppe von Wesen angegriffen, die nur noch entfernt an Menschen erinnern. Offensichtlich sind sie dem Einfluss des Übels ausgesetzt gewesen. Diese Kraft, die in der Nähe eines jeden Drachen Menschen, Tiere und sogar Pflanzen verformt, zu grotesken, brutalen und grausamen Wesen mutieren lässt, scheint jedoch noch fern. Ein kleines Tier, das in Gegenwart des Übels auf der Stelle stirbt, zeigt Marly, dass sie sich nicht in unmittelbarer Gefahr befinden. Warum aber werden sie immer wieder von Hunderten, ja Tausenden Kreaturen angegriffen?

In der langen Reihe der Alben, die unter dem Serientitel "Die Legende der Drachenritter" erschienen ist, gibt es zahllose Superlative. Es gibt brutale, dramatische, höchst erotische und gelegentlich auch grausame und morbide Geschichten, die Ange, das französische Autorenpaar, mit wechselnden Illustratoren in den letzten Jahren umgesetzt hat.

Doch so düster, den Wahnsinn des Übels thematisierend und zugleich über die Maßen tragisch war noch keine der Abenteuergeschichten rund um Drachen und holde Jungfrauen, die die Drachen bekämpfen und töten. Marly, Heldin und Hauptcharakter dieses achten Albums, ist dem Wahnsinn nahe. Das wird dem Leser bereits auf den ersten Seiten angedeutet und im späteren Verlauf der Geschichte überdeutlich serviert. Dabei gibt es weder Drachen noch heroische Kämpfe. Einzig das Abschlachten furchterregender Kreaturen, die jedoch fast mehr Mitleid denn Abscheu erzeugen, gibt es seitenlang zu sehen.

Neben der üblichen Darstellung erotischer, jedoch verhüllter Frauenkörper scheut sich Fabrice Meddour - bekannt durch seine wunderschönen Illustrationen der Abenteuer Ganarahs - nicht, auch Marlys Busen in Szene zu setzen. Er zeigt Marly als sehr verletzliche und unter dem Zölibat leidende junge Frau, die zerrissen zwischen den Anforderungen, die an eine Heldin und Drachenritterin gestellt werden, und den inneren Begierden und Ängsten taumelt und zugleich ihr eigenes Kindheitstrauma nicht loszuwerden im Stande ist.

"Der Chor der Finsternis" ist düster, tragisch und völlig anders als die bisherigen Drachenritter-Alben. Nicht nur die Zeichnungen von Fabrice Meddour, die wie eine Kreuzung aus Alptraum und Märchen wirken, auch die Story wendet sich vom Finden und Töten eines Drachens ab. Es geht um die Abgründe in den Seelen der Frauen, deren einzige Aufgabe es ist, zu vernichten - ohne Gnade und Moral, ohne Gefühl und eigenen Willen. Dies ist sehr konsequent in Szene gesetzt und sicherlich ein genialer Exkurs in tiefenpsychologische Wunden und Narben, doch unterhält es nur wenig. Eher schüttelt man angewidert den Kopf ob all der Grausamkeit und dem Schicksal dieser Frau. Nein, Spaß und Freude vermittelt diese Geschichte nicht. Am Ende bleiben nur Entsetzen und Abscheu, Trauer und Abneigung gegenüber einer solchen Welt, in der das Übel regiert und selbst die wahren Helden - hier in Gestalt Marlys - am Ende seelisch vernichtet werden.

Dieses Album muss man gelesen haben, wenn man die ersten sieben Geschichten von Ange erworben und verschlungen hat. Doch die depressive Stimmung, die "Der Chor der Finsternis" erzeugt, lässt den Leser seufzend zurück.

Stefan Erlemann

Probe



Hardcover | Erschienen: 23. September 2009 | ISBN: 9783939823421 | Originaltitel: La Geste des Chevaliers Dragons: Le Choeur des Ténèbres | Preis: 12,80 Euro | 48 Seiten | Sprache: Deutsch

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