Am und im Kronberger Opelzoo, mitten im idyllischen Taunus, wird die zerstückelte Leiche eines Mannes gefunden. Rasch stellt sich heraus, dass es sich um Hans-Ulrich Pauly handelt, einen Lehrer und passionierten Umweltschützer aus dem nahe gelegenen Kelkheim.
Ebenso rasch zeigt sich, dass Pauly zwar viele geradezu ergebene Anhänger hatte, vor allem Schüler und andere junge Menschen, die bei ihm Halt und Anregungen fanden, aber auch Feinde in Hülle und Fülle, insbesondere unter den Reichen und Einflussreichen im Vordertaunus, die an teils nicht ganz koscheren Bauprojekten beteiligt sind. Hinzu kommen eine temperamentvolle Ex-Ehefrau, die es faustdick hinter den Ohren hat, eine sich ebenfalls verdächtig benehmende Lebensgefährtin und die Nachbarn, denen die vielen "Happenings" junger Leute bei Pauly ein Dorn im Auge waren.
Oliver von Bodenstein und Pia Kirchhoff ermitteln, müssen aber beide feststellen, dass dieser Fall sie persönlich derart berührt, dass sie Gefahr laufen, unprofessionell zu handeln. Kirchhoff werden zwei Verdächtige allzu sympathisch, und Bodenstein sind sie deshalb umso verdächtiger: Wird Pia, die gerade private Probleme hat, etwa einfach nur benutzt?

In diesem Roman ist Spannung pur angesagt. Es gibt, wie erwähnt, eine Fülle an Verdächtigen, in Anbetracht derer es erstaunt, dass der Leser den Überblick nicht verliert – und die Autorin erst recht nicht: Alle "losen Enden", "Red Herrings" werden aufgenommen und ordentlich, dabei auch immer schlüssig verknüpft, sodass am Ende ein gewaltiges Panoramabild aufscheint, das nicht nur den Hauptfall in düsteren Farben zeigt, also den Mord an Pauly und Folgeverbrechen, sondern auch ein damit in Verbindung stehendes hässliches Geflecht aus Korruption und Lügen, bei denen es einfach um spekulative Geschäfte und viel Geld geht.
Beim Versuch, die Tat zu vertuschen beziehungsweise den gerechtfertigten oder nicht gerechtfertigten Verdacht von sich abzuwenden, bereiten die Protagonisten den Ermittlern reichlich Arbeit, und der Verdacht lagert sich immer wieder um. Eine fulminante Mörderjagd am Ende, nachdem Pia Kirchhoff in Lebensgefahr geraten ist, bildet den Showdown.
Der immer in logischen Bahnen verlaufende Einfallsreichtum der Autorin und die spannende Handlung böten im Grunde schon Zutaten und Rezept genug für einen tollen Krimi. Doch Nele Neuhaus greift auch ganz akute soziale Probleme auf: die Einsamkeit und Orientierungslosigkeit Jugendlicher, auch und gerade aus sehr wohlhabenden Familien, die scheinbar alles besitzen, denen alle Wege offenzustehen scheinen – und die dennoch unter dem Erwartungsdruck ihrer Eltern und der sozialen Kälte scheitern. Einfühlsam, doch ohne Pathos bezieht die Autorin solche Geschicke in ihren Roman ein.
Ein packender Krimi, der ganz besonders, doch keineswegs ausschließlich Leser aus dem Taunus zu begeistern vermag!