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 Firepower


Cover
Gesamt +++--
Action
Anspruch
Brutalität
Extras
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Die preiswerte Produktion von Video-DVDs, verbunden mit kostengünstig erworbenen Lizenzen, verhilft seit Jahren nicht nur Billig-Eastern, sowjetischen SF-Perlen und zu Recht vergessenen Machwerken zu einer Renaissance, sondern auch dem Action- und Thrillerkino der Siebziger Jahre. Mit Michael Winners "Firepower" hat Epix nun einen knallharten Titel von 1979 ausgegraben - zum Wieder- und Neuentdecken.

[PIC] Ein Pharmakonzern des milliardenschweren Karl Stegner hat wissentlich ein gefährliches, da krebserregendes Medikament in Umlauf gebracht. Als dieser Skandal aufzufliegen droht, wird kurzerhand der Kronzeuge mitsamt seinem Forschungslabor in die Luft gejagt. Die attraktive Witwe Adele Tasca (Sophia Loren) fordert Gerechtigkeit, doch Stegner genießt als drittreichster Mann der Welt das Privileg, Richter und Geschworene kaufen zu können. Er residiert in seinem schwer bewachten Anwesen auf der karibischen Insel Antigua und entzieht sich so dem Zugriff durch das FBI, das Stegner ebenfalls hinter Gittern sehen will. Somit bleiben nur noch inoffizielle, illegale Wege offen: Der Kopfgeldjäger Jerry Fanon (James Coburn) und dessen Kumpan Catlett (O. J. Simpson) werden engagiert, um den Großindustriellen zu entführen und in die Staaten zu schaffen. Als das Duo und die Tasca-Witwe auf Antigua aufeinandertreffen, flammt zwischen Jerry und Adele ein Verhältnis aus älteren Tagen neu auf. Sie beschließen, Stegner die Rechnung für seine Taten gemeinsam zu präsentieren. Doch schon bald wird klar: Jemand treibt ein falsches Spiel ...

Der britische Filmemacher Michael Winner hat Western-, Horror- und Actionfilme gedreht, einer breiteren Masse ist er aber vor allem als Regisseur kühler und nicht selten brutaler Thriller bekannt, in denen sich alles um Rache und Selbstjustiz dreht: In "Ein Mann sieht rot" zieht Charles Bronson des Nachts als Racheengel durch die Straßen von New York, nachdem seine Frau und seine Tochter vergewaltigt und ermordet worden sind; in den Fortsetzungen "Death Wish II" und "Death Wish III" entmottet er sein düsteres Doppelleben erneut; und in "Scorpio" zwängt Winner das Rachemotiv in das Korsett eines doppelbödigen Agententhrillers hinein. In diese Reihe fügt sich "Firepower" nahtlos ein: Die Ermordung eines Mannes, der seinen Gerechtigkeitssinn mit dem Leben bezahlt, steht am Anfang einer Zündschnur von Gewalt, die in einer explosiven Vergeltung mündet.

[PIC]Anders als etwa in der "Death Wish"-Reihe spielt in "Firepower" aber die Frage, ob Selbstjustiz dort legitim ist, wo die normale Rechtsprechung versagt, eine untergeordnete Rolle – nicht zuletzt aufgrund der Handvoll plot twists, die den Blickwinkel auf diese Thematik gegen Ende des Films neu justieren. Vielmehr versucht der Film einfach den Freund handwerklich solider Actionthriller nach allen bekannten Regeln der Kunst zu unterhalten: In schöner Regelmäßigkeit werden Schusswechsel, Explosionen und Verfolgungsjagden eingestreut, hier und da unterbrochen von Palmen, Stränden und hübschen Sonnenuntergängen. Eingelegt in dem karibischen Ambiente und gewürzt mit der hinreichend altbewährten Harter-Kerl-mit-Waffen-und-schönen-Frauen-Schablone wirkt der Film ein wenig wie ein Spagat zwischen "007 jagt Dr. No" und Winners "Scorpio" – auch wenn James Coburn den Agenten Ihrer Majestät wie einen schüchternen Samariter aussehen lässt: "Firepower" schreckt vor – vor allem für damalige Verhältnisse – expliziten Gewaltdarstellungen nicht zurück, so werden etwa Kopfschüsse aus nächster Nähe gezeigt. Winners Film verkommt aber nie zu einem hirnlosen Massensterben, sondern bewahrt stets eine angenehm kühle Thriller-Atmosphäre.

[PIC]Getragen wird "Firepower" von einem ansehnlichen Cast, der den eigentlichen Schauwert des Films bildet: James Coburn ("Die glorreichen Sieben", "Gesprengte Ketten") gibt den knallharten und kampferprobten Kopfgeldjäger überzeugend, und mit Sophia Loren ("El Cid", "Der Untergang des Römischen Reiches") steht ihm eine unvergleichliche Filmdiva von Weltrang zur Seite; O. J. Simpson ("Die nackte Kanone") rundet das Trio ab. Nicht der Rede wert: Eli Wallach ("Zwei glorreiche Halunken") als Gangsterboss, der Jerry Fanon aus dem Ruhestand zurückholt; hier wurde allein auf den Namen Eli Wallach gesetzt, nicht mehr als ein netter Aufputz. Jedoch: Keine Figur wirkt wirklich fehlbesetzt, im Gegenteil, in seiner Mischung übt der Cast durchaus einen gewissen Charme aus; dies gilt vor allem für Coburn und "La Loren".

[PIC]Die schauspielerischen Leistungen balancieren auf interessante Weise; von bescheidenem Können kann nicht die Rede sein, von eindrucksvollen, oscarverdächtigen Darbietungen aber ebenso wenig. Nicht anders verhält es sich auch mit dem Rest des Films: Die Action-Szenen sind ordentlich inszeniert, aber weder atemberaubend noch auf irgendeine Weise unverwechselbar, die Schießereien wirken handwerklich rund, aber routiniert, die Story mitsamt ihren Wendungen ist interessant, aber nicht erinnerungswürdig, die exotischen Locations sind ganz hübsch anzusehen, aber stellenweise zu oberflächlich gehalten. Kurz: In seinem Kern ist "Firepower" nichts anderes als Genre-Durchschnitt – jedoch solcher, den sich insbesondere der Liebhaber des 70er-Jahre-Actionkinos zulegen kann, ohne über beim Fenster hinausgeworfenes Geld oder unwiederbringlich verlorene Minuten seines Lebens wehklagen zu müssen. Der Film ist zu keiner Minute außergewöhnlich, aber er unterhält und manövriert Langeweile gekonnt aus.

Die Kaufversion der DVD beinhaltet den deutschen sowie den Originalton jeweils in Dolby Digital 2.0; ersterer wird vom Anbieter fälschlicherweise als Mono angegeben. Untertitel sind keine vorhanden. Die Bonusinhalte fallen mager aus, neben einer Trailershow und dem Originaltrailer hat die Silberscheibe nichts zu bieten. Nach Angaben von Epix liegt der Kaufversion der DVD ein Wendecover bei.

Fazit: Solider und knallharter Late-Seventies-Actionthriller, der nicht zuletzt von seinen Darstellern lebt. Routiniert, aber ordentlich inszeniert. Für Nostalgiker mit einer Schwäche für wenig anspruchsvolles, aber nicht hirnloses Actionkino aus den Siebzigern.

Bild- und Tonqualität können nicht beurteilt werden, da es sich um eine Presse-DVD handelt, die von der Kaufversion abweichen kann.

Michael Höfel



DVD | Disc-Anzahl: 1 | EAN: 4047879400940 | Erschienen: 8. Januar 2010 | FSK: 16 | Laufzeit: 104 Minuten | Originaltitel: Firepower | Preis: 13,99 Euro | Verfügbare Sprachen: Deutsch (Dolby Digital 2.0), Englisch (Dolby Digital 2.0)

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