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 O'Boys, Band 2: Zwei fröhliche Katzen auf einem brennenden Zug

Serie: O'Boys, Band 2
Autoren: Steve Cuzor, Philippe Thirault
Illustratoren: Steve Cuzor
Übersetzer: Horst Berner
Verlag: Ehapa Comic Collection

Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Achtung: Wer den ersten Teil der Serie "O'Boys" noch nicht gelesen hat, sollte die folgende Inhaltsangabe nicht lesen, er würde um das Vergnügen gebracht, die Abenteuer von Huck Finn und Charles Williams von Anfang an zu genießen.

Huck und Charley sind auf der Flucht vor Sheriff Bisner. Der glaubt, dass der Schwarze Nigger den kleinen Huck grausam ermordet hat und will an ihm ein Exempel statuieren. Auch Staatsgrenzen halten ihn nicht davon ab, gnadenlos die Spur des geflohenen Sklaven zu verfolgen.
Huck, der Charley nicht verraten hat, dass er seinen eigenen Tod inszeniert hat, weswegen nun der Schwarze verfolgt wird, versucht eine Spur seines Bruders zu finden. Bald schon glaubt er eine heiße Spur gefunden zu haben. Unter den Tramps, Hobos und Sheeps gilt ein geheimnisvoller "Snake" als der Anführer des Widerstands. Und just "Snake" ist der Spitzname von Hucks verschwundenem Bruder. Da Huck dessen Hut mit der Aufschrift "Snake" trägt, halten ihn einige der Hobos und Tramps für den kleinen Bruder des geheimnisvollen Anführers, den niemand je zu Gesicht bekommt und den jeder doch für ihre letzte Hoffnung hält. Huck schöpft Hoffnung, dass sein Bruder doch nicht ertrunken ist und folgt mit Charley den kryptischen Botschaften, die am Rande der Bahnhöfe und Stationen immer wieder auftauchen. Doch Bisner ist ihnen auf den Fersen, wie nah, ahnen die beiden jedoch nicht.

"Zwei fröhliche Katzen auf einem brennenden Zug" ist der zweite Teil der Serie "O'Boys", in der Autor und Illustrator Steve Cuzor und Szenarist Philippe Thirault ihre ganz eigene Version der Abenteuer des berühmten Huckleberry Finn aus den Romanen von Mark Twain erzählen. Im Gegensatz zum ersten Teil, der in der Heimat von Huck spielt, beherrschen Züge, Bahnhöfe und die sie umgebenden Siedlungen die Szene. Das Leben der Tramps und Hobos wird zelebriert, ihre ganz eigenen Gesetze dokumentiert und ausgeschmückt.

Zwar driftet die Story stark ab und verliert gelegentlich gar den roten Faden, doch nehmen einen die wunderschönen, sehr atmosphärischen Bilder immer wieder gefangen. Faszinierend, wie es Cuzor gelingt, die Musik der Schwarzen in Bilder zu gießen, die Zeit der Depression lebendig werden zu lassen und die Ausweglosigkeit der Schwarzen vor Augen zu führen. Dabei sparen Thirault und Cuzor nicht mit Action, Blut und dramatischen Szenen. Schlägereien, Mordanschläge, dramatische Schicksalsschläge und der Hass zwischen Schwarz und Weiß werden immer wieder illustriert.

Die Zutaten dieses Comics sind viel versprechend: Ein wenig Mystik in Gestalt eines geheimnisvollen Schwarzen, der als Geist Charley Williams zu verfolgen scheint, ein echter Bösewicht, der wie ein teuflischer Racheengel über Leichen geht, ein wenig Hoffnung am Ende des Bandes und traumhaft schöne Bilder, die dem Leser das Herz aufgehen und ihn leise seufzen lassen.

Die Geschichte ist zu traurig, zu melancholisch, zu dramatisch, um sie schnell wieder zu vergessen. Dank Thirault, Cuzor und der unvergesslichen Vorlage von Mark Twain ist dieser Comic etwas ganz Besonderes, den man immer wieder zur Hand nimmt, bis dann endlich der dritte Teil erscheint.

Stefan Erlemann



Hardcover | Erschienen: 5. Juli 2010 | ISBN: 9783770433490 | Originaltitel: O'Boys 2: Deux chats gais sur un train brulant | Preis: 13,95 Euro | 57 Seiten | Sprache: Deutsch

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