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 Ginger Snaps - Das Biest in dir

Ginger Snaps


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Extras
Gefühl
Humor
Spannung
Ton
Die Schwestern Ginger und Brigitte sind morbide, rebellisch und völlige Außenseiter, was ihnen wenig ausmacht, weil sie sich extrem nahe stehen.
Eines Abends schleichen sich die beiden trotz Ausgehverbots aus dem Haus, um sich an einer Mitschülerin zu rächen, als Ginger, die gerade ihre erste Periode hat, von einem Werwolf angefallen wird.
Zwar erledigt sich der Schrecken des Biests schnell, weil jemand ihn überfährt - und Werwölfe im Film ganz normal sterblich sind -, doch nun ist das "Virus" in Ginger und nach und nach verwandelt sie sich in einen Werwolf.
Die Schwestern entfremden sich immer mehr und Brigitte versucht verzweifelt, ihrer Schwester zu helfen, zusammen mit dem Dealer Sam, der den Werwolf auch überfuhr.

Die Eingangssequenzen irritieren zunächst, denn in zig Einstellungen werden die Hauptdarstellerinnen dort tot gezeigt. Dies ist sogleich ein mehr als gelungener Einstieg in die Welt der Schwestern, die sich geschworen haben "Tod in der Szene oder Ausstieg mit Sechzehn, aber für immer zusammen" und intensiv über ihren gemeinsamen Selbstmord nachdenken. Als Nächstes folgt die Überleitung zu ihrem Ansehen in der Schule, wo sie ihre 101 Todesarten als Projekt vorführen. Leider allerdings wird ein Zusammenhang zum Thema in der Schule hier nicht deutlich.
Auf dem Sportplatz, wo beide versteckt rauchen, findet die weitere Charakterisierung der Protagonistinnen statt. Am Rand des Spielfeldes sitzen einige Jungs und unterhalten sich über die Schwestern, wobei einer von ihnen äußert, mit Ginger schlafen zu wollen. Auch das gehört zum Thema, denn die Schwestern sind beide fünfzehn Jahre alt (zehn Monate auseinander), haben beide noch nicht ihre Periode und auch sonst starke Probleme mit ihren körperlichen Veränderungen, was wohl auch Hauptgrund für ihre Rebellion und ihre Morbidität ist.

Nach dieser ersten Charakterisierung folgt der Szenenwechsel ins Elternhaus, wo man die Mutter kennenlernt, die sehr darauf bedacht ist, als lockere Freundin ihrer Töchter zu wirken, für alles offen zu sein und letztlich doch nur gekünstelt wirkt und nervt mit ihren dauernden Fragen und Wünschen, dass ihre Töchter ihre Periode bekommen oder sich mit Jungs treffen sollen.
Dass auch daheim bei den Schwestern der Haussegen schief hängt, wird klar, wenn man sich den respektlosen und rüden Ton besonders der Mutter gegenüber ansieht oder auch auf die Feinheiten hört, die dem Zuschauer verraten, dass die Eltern Termine bei einer Eheberatung wahrnehmen.

Am selben Abend, als die Schwestern verbotenerweise draußen umherstreifen, bekommt Ginger nun ihre erste Periode und noch in derselben Szene stürzt sich der Werwolf auf sie und verletzt sie schwer. Wieder zu Hause angekommen ist zunächst die Verwunderung groß, als die teils schweren Verletzungen von Ginger bereits zu heilen beginnen, dann löst sich die Anspannung und vor allem Brigitte macht ihrem Schreck mit Tränen Luft.
In den folgenden Tagen ändert sich das Leben der Schwestern grundlegend, denn Ginger verändert sich, entfernt sich von ihrer Schwester, ist noch aggressiver und beginnt sogar, Brigitte zu hänseln. Plötzlich zeigt sie Interesse an Jungs und verwandelt sich auch optisch mehr zu einem Vamp. Für Brigitte scheint es unmöglich, an Ginger dicht heranzutreten und so verbringt sie ihre Zeit mit Büchern und Filmen zu Werwölfen, um ihrer Schwester zu helfen, aber auch der Dealer Sam, der das Gespräch mit Brigitte sucht und ebenfalls an einen Lykantrophen glaubt, wird ihr wichtig.

Es gibt relativ wenige gute Werwolf-Filme und noch viel weniger sehr gute. Diesen hier würde ich durchaus dazu zählen, jedoch nicht wegen der Effekte, sondern eigentlich des tieferen Sinns wegen.
Zentral im Film sind gar nicht einmal Gewalt, Werwölfe oder ähnliches, sondern die Pubertät auf der einen Seite und auf der anderen die Verzweiflung. Nicht umsonst geschieht das alles während Gingers erster Periode.
Sie haben Angst vor den Veränderungen - "Wenn ich dummes Zeug rede oder vor Tampon-Automaten stehe oder so, dann bring mich bitte um" - und dann kommen die Veränderungen der drastischen Art, vielleicht auch einfach als eine Art Metapher.
Untermauert wird eben dieses durch das erstmalige Aufkommen von Sex, unbekanntem Verlangen und Gelüsten, Eifersucht und auch Wut.
Während für Ginger die Veränderungen schmerzhaft und Verzweiflung auslösend sind, wird ihre Schwester während des Verlaufes unbewusst erwachsener und übernimmt die Dinge, die einen vom Kind sein unterscheiden: Sie denkt über Lösungsmöglichkeiten nach, bleibt ruhig, übernimmt Verantwortung und schließlich nabelt sie sich auch ab - zwar nicht, wie sich Jugendliche normal von ihren Eltern abnabeln, aber sie wird zu einer eigenständigen Person, indem sie ihrer Schwester widerspricht und sich schließlich von ihr löst, seelisch wie auch körperlich.

Dass die Darsteller des Films sehr unbekannt sind, tut dem Film keinen Abbruch. Im Gegenteil, eher ist es angenehm, einen durchweg guten Film zu sehen, ohne dauernd Gesichtern ausgesetzt zu sein, die man von fast überall her bereits kennt. Einzig relativ bekannt im Film ist die Darstellerin Mimi Rogers, die die Mutter der beiden Mädchen verkörpert.

Dieser Film ist kein klassischer Horrorfilm, vielmehr können ihn sich auch zartbesaitetere Seelen anschauen (je nach Version; es gibt vier) und besonders für Leute mit Hang zu Dramen oder Gothic könnte er auch interessant sein. Er ist tiefsinnig, ein Film über das Erwachsenwerden und darum auch für ein größeres Publikum geeignet. Einzig enttäuschend sind die fehlenden Extras der DVD, die lediglich den Trailer zum Film bieten.


Sprachen: Deutsch und Englisch
Produktion: Kanada, 2000

Tanja Elskamp



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