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 Die Kunst der Dramaturgie

Theorie - Praxis - Ausbildung


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Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Preis - Leistungs - Verhältnis
Dramaturgen arbeiten in fast jedem Theater, erklären Stücke, basteln Programmhefte, machen literaturwissenschaftliche Arbeit für den Regisseur und organisieren Projekte. Da fragt man sich doch: Was ist Dramaturgie eigentlich? Die Herausgeber Anke Roeder und Klaus Zehelein versuchen mit vielfacher, oft prominenter Unterstützung dieses Rätsel zu lösen.

Die prominenteste Autorin des Buches ist sicher Elfriede Jelinek, Nobelpreisträgerin und Dramatikerin. Für eine Autorin wie Jelinek ist ein Dramaturg ein Ansprechpartner im Theater, und manchmal sogar ein "Textengel", wie sie es ausdrückt. Jemand, der wie sonst ein Lektor, einen Autor fordert, einen Text zur Geburt verhilft. Elfriede Jelinek beginnt den Reigen, der thematisch viele neue Entwicklungen der letzten Jahre umfasst. Zum Beispiel die dokumentarischen Strukturen der Gruppe Rimini Protokoll und die Dramaturgie in der Zusammenarbeit mit einem Regisseur wie Luk Perceval. Es geht um die Dramaturgie im Tanztheater, im Musiktheater, im Aufeinandertreffen mit der Performativität.

Wenn diese Aspekte und Strömungen erklärt sind, stellen die Hochschulen im hauptsächlich deutschsprachigen Bereich ihre Studiengänge vor, die oft nach sehr verschiedenen Schwerpunkten ausgerichtet sind und in denen nach verschiedenen Philosophien unterrichtet wird.

Leider spannt sich nur hier und da mal ein Bogen über die Kapitel dieses Buches. Offenbar ohne große redaktionelle Aufarbeitung wurden die Texte der diversen Autoren aneinander gereiht. Für das Publikum bieten sich spannende Momente, aber auch langweilige. Den Leser für die Dramaturgie zu gewinnen, ist ganz offenbar kein Ziel des Buches. Hier geht es um ein Werk für Fachleute, und selbst die müssen sich hier und da durch zähe Informationsbrocken kämpfen.

Dennoch bieten diverse Abschnitte auch interessante Einblicke. Sie schauen hinter die Fassaden des Theaters und erklären die neuen Rollen, die Dramaturgen heute einzunehmen haben. Die Prämisse des Buches, eine Einführung in die Dramaturgie von heute darzustellen, wird jedoch sehr verfehlt.
Abiturienten, die sich für den Beruf des Dramaturgen interessieren, werden von diesem Buch vermutlich eher abgeschreckt als angezogen. Wer hingegen wissen will, welche Strömungen gerade jetzt im Theater diskutiert werden, wird hier einiges Neues erfahren.

Holger Hennig



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