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 Serbien

Mit Belgrad, Novi Sad, Vojvodina und Donau


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Preis - Leistungs - Verhältnis
Reiseführer über Serbien sind rar gesät und auf Deutsch ist kaum Reiseliteratur zu diesem schönen Land zu finden. Umso erfreulicher scheint es da, dass der Reiseführer "Serbien" aus dem Trescher Verlag bereits in dritter aktualisierter Auflage erscheint. Ein echter Erfolg, möchte man meinen, doch es lohnt sich, den Reiseführer genauer zu betrachten.

Unterteilt ist der Reiseführer in die Kapitel "Belgrad", "Die Vojvodina", "Das Innere Serbien" und "Südserbien". Dazu kommen das ausführliches Kapitel "Land und Leute" gleich zu Anfang des Buches sowie Sprachführer, "Reisetipps von A bis Z" und Stichwortregister im Anhang.

Die anfängliche Freude über den schön aufgemachten Reiseführer schwindet leider schnell dahin, sobald man sich genauer damit beschäftigt. Bereits der Untertitel des Buches führt zu leichtem Stirnrunzeln: "Mit Belgrad, Novi Sad, Vojvodina und Donau". So ist bei einem Reisehandbuch zu Serbien doch eigentlich davon auszugehen, dass die Hauptstadt Belgrad sowie die wichtige Provinz Vojvodina mit ihrer Hauptstadt Novi Sad in solch einem Reiseführer eine nicht zu kleine Rolle spielen und ganz selbstverständlich enthalten sein sollten. Die Donau fließt durch Serbien hindurch und bildet die natürliche Grenze zu Rumänien, auch dies sollte ganz selbstverständlich sein und keine besondere Nennung auf dem Deckblatt benötigen.

Inhaltlich kommt der Reiseführer sehr geschichtslastig daher, wobei der Schwerpunkt weniger auf den aktuelleren Entwicklungen und Ereignissen liegt, wofür nur wenig Platz eingeräumt wurde. Vielmehr steht Geschichtswissen seit den Römern im 1. Jahrhundert vor Christus auf dem Programm, und von hier ab arbeitet sich die Autorin ausführlich und kontinuierlich nach vorne. Für Leserinnen und Leser, die sich für diese historischen Begebenheiten interessieren, können diese Inhalte durchaus sehr interessante Eckpunkte bedeuten und ermöglichen es, sich vertiefende Kenntnisse über Land und Leute anzueignen. Wurde bei der Geschichtsübersicht noch relativ viel Aufmerksamkeit auf die Korrektheit der Daten und eine gute Übersichtlichkeit gelegt, so ist dies im restlichen Teil des Buches leider nur noch bedingt der Fall.

Bedauerlicherweise sind die Beschreibungen der Städte und Ortschaften alles andere als übersichtlich und wirken etwas unausgegoren. Auffällige Wechsel des Schreibstils und eine recht beliebige Zusammenstellung der Inhalte legen den Schluss nahe, dass die Inhalte wieder und wieder verändert wurden, ohne dass die Verfasserin allzu viel Zeit darauf verwendet hat, ein in sich konsistentes Bild zu erreichen. So sind die Beschreibungen teilweise fehlerhaft, ungenau oder auch völlig veraltet.

Zwar handelt es sich bei diesem Buch um die 3. aktualisierte Auflage, dies bedeutet jedoch nicht, dass die Informationen des Reiseführers tatsächlich auf ihre Aktualität untersucht worden wären. Im Gegenteil, in den meisten Fällen wird sofort ersichtlich, welche Teile im Buch überarbeitet wurden und welche nicht. So wurde der inzwischen veraltete Text oftmals einfach belassen und lediglich am Ende um ein oder zwei kurze Sätze ergänzt, die sich auf die heutige Situation beziehen.

Die Beschreibungen der Städte lesen sich oft schwerfällig und nicht sehr angenehm, da die Sätze lang und verschachtelt sind. Viele der Inhalte wirken zudem, als sollten sie lediglich Platz auffüllen, und sind entweder von belangloser Art oder unvollständig, wie beispielsweise dieser Satz: "Novi Sad liegt am Kreuzungspunkt der wichtigen Straße von Westeuropa nach Südeuropa, direkt an der Donau". Um welchen Kreuzungspunkt es sich handelt, wie diese wichtige Straße heißt oder was genau mit "wichtiger Straße" überhaupt gemeint ist – die Autorin lässt es offen, wie so vieles andere auch.

Auch die zusammengetragenen Informationen zu Unterkunft, Verpflegung oder Sehenswertem sind schlecht und schlampig recherchiert und können teilweise schon als Zumutung betrachtet werden. So enthalten die Gastro-Tipps häufig lediglich Name, Adresse und Öffnungszeiten, nicht ersichtlich wird aber, ob es sich dabei um ein schickes Restaurant, einen Schnellimbiss oder doch eher um ein Café für den Nachmittagsplausch handelt. An Preisangaben braucht erst gar nicht gedacht zu werden. Bei den Informationen zu den Unterkünften sieht es leider nicht anders aus. Die Auswahl von Hotels wirkt völlig wahllos zusammengetragen, die Preise für die Hotelzimmer sind oft falsch und stimmen dabei nicht einmal annähernd. Oft fehlen die Zimmerpreise auch ganz, teilweise sind sie in Euro angegeben, teilweise in Dinar. Am Ende bleibt der Leser frustriert zurück und beginnt selbst zu recherchieren.

Tipps zum Ausgehen bietet der Führer kaum, dabei hat besonders Belgrad ein pulsierendes Nachtleben, das zu entdecken sich lohnt. Leider findet sich hierzu lediglich im Fließtext der kurze Hinweis auf die Restaurantboote auf der Donau; im Infokasten, der solche Tipps eigentlich bündeln sollte, ist davon jedoch nichts mehr zu lesen. Diese Inkonsistenz ist leider keine Ausnahme, oft verstecken sich im Fließtext wichtige Informationen, die anschließend weder in der Übersicht zur jeweiligen Stadt noch im Stichwortregister wieder auftauchen und so schlichtweg nicht gefunden werden können.

Fazit: Am Ende der Reiseführerlektüre bleibt ein schaler Geschmack zurück und ein Gefühl, dass dieses Buch so husch, husch nebenbei geschrieben worden ist. Nicht einmal einfachste Inhalte werden korrekt und vollständig wiedergegeben. Wichtige Informationen fehlen entweder ganz oder lassen sich nicht mehr wiederfinden, da sie irgendwo im Fließtext verschollen sind und es keinen Verweis mehr auf sie gibt. Trotz aktualisierter Auflage finden sich viele veraltete Angaben. All dies macht es schwierig, den restlichen Inhalten des Reiseführers zu vertrauen und Glauben zu schenken, denn wer weiß, ob die Autorin nicht auch bei anderen Sachen noch schlecht gearbeitet hat.
Es lässt sich mit diesem Reiseführer schon auskommen, als Hauptreiseführer kann er aber nicht empfohlen werden, eher als zusätzliches Buch, um mehr über die Geschichte des Landes zu erfahren, auch wenn die aktuelleren Entwicklungen nur wenig Raum bekommen haben. Für Reisende mit Englischkenntnissen sei auf die sehr guten englischsprachigen Alternativen verwiesen.

Ein vollständiges Inhaltsverzeichnis findet sich auf der Verlagsseite .

Laura Wasiluk



Softcover | Erschienen: 21. Mai 2012 | ISBN: 9783897942080 | Preis: 19,95 Euro | 480 Seiten | Sprache: Deutsch

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