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 Pelikan Protokoll

Serie: Pelikan Protokoll, Band 1
Autoren: Richard Marazano
Illustratoren: Jean-Michel Ponzio
Übersetzer: Tanja Krämling
Verlag: Splitter Verlag

Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Mehrere Menschen, unterschiedlich in Geschlecht, Alter und Bildungsgrad, werden weltweit, zur gleichen Zeit aus ihrem bisherigen Leben gerissen. Sie werden betäubt und an einen isolierten Ort gebracht, der "Pelikan B" genannt wird. Dort werden die Entführten mit Nummern versehen und getrennt voneinander in Blocks gesperrt. Keiner von ihnen weiß warum und für wie lange. Bewacht und versorgt werden sie von sogenannten "Kameraden", die speziell von Wissenschaftlern für dieses Experiment ausgesucht wurden. Auch den Gefangenen wird bald klar, dass sie Teil eines Experimentes sind - nur was genau wird mit oder an ihnen getestet und vor allem warum?

Richard Marazano (Autor) und Jean-Michel Ponzio (Illustrator) arbeiten wieder zusammen. Nach ihrem letzten gemeinsamen Projekt "Der Schimpansenkomplex", ist nun der erste Band ihrer neuen Science-Fiction-Serie "Pelikan Protokoll" erschienen - und es fällt nicht leicht, diesen zu bewerten.
Denn obwohl die Thematik sehr interessant ist - ominöse Experimente an scheinbar wahllos ausgesuchten "Testobjekten" - und Ponzios Bilder als exzellent bezeichnet werden können, ist die Erzählung regelrecht abstrakt und wirft damit mehr Fragen auf, als sie beantwortet.

Die Geschichte beginnt Anfang des 21. Jahrhunderts mit einem Theoretiker, der von einer ehemaligen Studentin zu einem Interview gebeten wird. Weiter erfährt der Leser nichts Genaues, noch nicht einmal dessen Namen. Als Nächstes springt die Handlung zwanzig Jahre in die Zukunft, um einen Einblick in fünf der gesamten Entführungen zu gewähren und um einen mysteriösen Club zu umreißen. Und schon befindet sich der Beobachter mit den "Einheiten" (Entführten), den "Kameraden" (Bewacher) sowie den "Beratern" (Wissenschaftler) auf "Pelikan B", um unzählige Gesprächsfetzen aus den Verhören zu verfolgen, aus denen allerdings keine Informationen gewonnen werden können, um sich ein Gesamtbild zu verschaffen. Es stellen sich die Fragen, was die Wissenschaftler von ihren unfreiwilligen Probanden erfahren wollen und was der Zweck des Ganzen ist. Nur eines ist klar, dass es sich bei dem "Protokoll" um ein Experiment in mehreren Stufen handelt.
Die "Einheiten" reagieren derweil unterschiedlich auf die Verhöre: verängstigt, schüchtern, widerspenstig. Besonders Letztere machen den Aufsehern beziehungsweise den Forschern Probleme, daher werden diese sogar ruhiggestellt. Generell wird indes befürchtet, dass einige dem Stress nicht standhalten und dem Wahnsinn verfallen, insofern finden sich auch Anspielungen auf den "Schimpansenkomplex" und Aldous Huxleys Roman "Brave New World".

Daneben bleiben die Charaktere substanzlos, denn der Leser sieht zwar, wer eine Rolle spielt, aber er erfährt nichts über die Personen selbst. Es gibt nichts aus deren Vergangenheit oder nähere Informationen. So hält sich auch das Mitleid für die Opfer in Grenzen. Einzig Isabel, oder Nummer vier genannt, wird einem etwas näher gebracht. Informationen über ihr Leben können aus Gesprächen entnommen werden und stellenweise werden sogar Einblicke in das Leben ihres kleinen Bruders - der hoffnungslos auf ihre Rückkehr wartet - gewährt. Durch Isabels anhaltende Widerspenstigkeit, macht sie am Ende eine erschütternde Entdeckung ...

Ponzios Illustrationen hingegen beeindrucken den Betrachter, da diese eher einem Foto als einer Zeichnung ähneln. Die Darstellungen stecken voller Details und die verschiedenen, herausgearbeiteten Personen wirken so realistisch, dass damit der Eindruck von Authentizität verstärkt wird. Auch der Einsatz von Licht und Schatten ist vollends gelungen und rundet die Illustrationen ab. Letztendlich reißen die gelungenen Darstellungen die bisher zu mysteriös gehaltene Handlung heraus.

Fazit: Die Erzählung ist bisher zu unkonkret und lässt den Leser damit unbefriedigt zurück. Die Fragen, wer genau hinter den Experimenten steckt, was sich dabei erhofft wird und was das alles mit dem Theoretiker aus der Anfangsszene zu tun hat, können im Auftaktband noch nicht entschlüsselt werden. Genau genommen besteht nur die Gewissheit, dass es für die Gefangenen so schnell kein Entkommen gibt und das diese den Wissenschaftlern hoffnungslos, auf unbestimmte Zeit ausgeliefert sind. Aus diesem Grund bleibt nur abzuwarten, wie sich die Geschichte weiter entwickelt.

Wer sich selbst ein Bild machen möchte: Leseprobe

Sarah Mehring



Hardcover | Erschienen: 1. Januar 2013 | ISBN: 978-3868695625 | Originaltitel: Le Protocole Pélican | Preis: 13,80 Euro | 64 Seiten | Sprache: Deutsch

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