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 Der Zweite Weltkrieg

Eine kurze Geschichte

Autoren: Elke Fröhlich
Verlag: Reclam

Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Preis - Leistungs - Verhältnis
Übersichtswerke zum Zweiten Weltkrieg gibt es bereits zuhauf. Mit dem 278-seitigen Band von Elke Fröhlich, die als wissenschaftliche Mitarbeiterin fast vier Jahrzehnte am Institut für Zeitgeschichte München-Berlin tätig war, kommt nun ein weiteres hinzu. Den Schwerpunkt legt die Autorin dabei auf die militärischen und politischen Ereignisse und Entscheidungen.

Untergliedert ist ihre Darlegung in sechs Kapitel. Während sie in den zwei kürzesten Kapiteln die Vorgeschichte (gute 20 Seiten) beziehungsweise die Folgen (8 Seiten) durchleuchtet, erläutert sie in den drei Kernkapiteln ausführlich "die einzelnen Feldzüge bis zum großen Krieg". Gemeint sind der "Weltanschauungskrieg" Hitlers gegen die Sowjetunion im Osten (rund 50 Seiten), die Entwicklung "vom europäischen zum globalen Krieg" (ebenfalls rund 50 Seiten) sowie jene Ereignisse, welche "von der Kriegswende zum Kriegsende" führten (über 80 Seiten). Abgerundet wird dies im letzten Kapitel durch eine 30-seitige Darlegung der "Historiographie des Zweiten Weltkriegs". Zudem findet der interessierte Leser am Ende ein Abkürzungsverzeichnis, Literaturhinweise sowie ein Register.

Positiv hervorzuheben ist insbesondere, dass Elke Fröhlich in allen Kapiteln stets darauf bedacht ist, auf neuere Forschungsergebnisse hinzuweisen, sodass der Leser einen guten Überblick darüber bekommt, welche neueren Forschungsentwicklungen zum Zweiten Weltkrieg vorliegen. Nicht zuletzt entlarvt sie dadurch auch so manche Mythen, welche in früheren Jahren durch die Forschung kolportiert wurden. So betont sie beispielsweise, dass die These eines deutschen Präventivkriegs nach neuesten Erkenntnissen getrost vergessen werden könne.

Besonders lesenswert ist der Band vor allem in den Passagen, in denen Elke Fröhlich Handelnde und Betroffene zu Wort kommen lässt, da hier die Grausamkeit des Krieges, aber auch der deutsche Größenwahn besonders deutlich wird. Hier beweist sie bei ihrer Zitatauswahl ein gutes Fingerspitzengefühl. Dennoch fällt die Beurteilung des Buches gemischt aus. Denn Fröhlichs Schreibstil ist abgesehen von diesen vereinzelten, anschaulichen Zitateinwürfen insgesamt recht trocken und für den Durchschnittsleser wohl zu blass, da so manche Besonderheit ohne nähere Konkretisierung im kryptischen Fachjargon hängen bleibt:

"Wie es geschehen konnte, dass die größte Schiffsansammlung, die jemals in See gestochen ist, unentdeckt vor der französischen Atlantikküste auftauchte, zählt zu den filmreifen Husarenstücken der Alliierten."

Sprachlich mag dies durchaus ansprechend wirken, aber ohne eine nachfolgende Erklärung, worin dieses "filmreife Husarenstück" bestand, bleiben derartige Passagen schlussendlich aussagelos. Hinzu kommt, dass die Ausführungen von Elke Fröhlich außerdem vereinzelt logische Brüche aufweisen und dadurch nicht immer einleuchtend sind. So schreibt sie beispielsweise:

"Im Sommer 1940 fällte Roosevelt einige Entscheidungen (wonach z. B. etwa 50 Prozent des amerikanischen Flugzeugbaus an die Briten gelangen sollte oder aus dem Waffenarsenal der USA Kriegsmaterial über Privatfirmen an England verkauft werden konnten), die im Grunde Amerikas Neutralität aufhoben und die USA ohne öffentliche Erklärung zum nichtkriegführenden Staat machten."

Was meint sie damit? War die USA nicht vorher schon ein "nichtkriegführender Staat"? Wieso betont sie zunächst die Zulieferfunktion und die aufgehobene "Neutralität" der USA und spricht dann von einem "nichtkriegführenden Staat"?

Leider lässt zudem auch die typographische Gestaltung des Buches zu wünschen übrig, was bereits beim Inhaltsverzeichnis deutlich wird. Denn dort finden sich keinerlei Hervorhebungen durch Fettdruck. Stattdessen werden die einzelnen Kapitel und Unterkapitel ohne Leerzeilen einfach untereinander aufgelistet. Da derartige Hervorhebungen auch im Buch selbst fehlen - lediglich die Großkapitel wurden etwas größer abgedruckt -, wirkt das Buch insgesamt recht altbacken.

Der inhaltlich interessierte Leser wird dies jedoch wahrscheinlich verkraften. Gravierender wird er aber die Tatsache empfinden, dass in dem Buch keinerlei Kartenmaterial zu finden ist, wodurch die Erläuterungen der einzelnen Kriegsoperationen nur sehr schwer nachzuvollziehen sind.

FAZIT: insgesamt einige Schwächen, daher "nur" ein weiteres von vielen Überblickswerken zum Zweiten Weltkrieg.

Weitere Informationen zum Buch sowie eine Leseprobe finden sich auf der Webseite des Verlags

Matthias Jakob Schmid



Taschenbuch, | Erschienen: 24. Juli 2013 | ISBN: 978-3150109359 | Preis: 19,95 Euro | 278 Seiten | Sprache: Deutsch

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