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 Der Reichstagsbrand

Geschichte einer Provokation


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Preis - Leistungs - Verhältnis
Der Reichstagsbrand am 27. Februar 1933 gehört zu den Rätseln der Geschichte. Nach wie vor streiten sich die Experten, wie und auf welche Art und Weise die Nationalsozialisten ihre Hand im Spiel hatten. So erscheint eine weitere Untersuchung des Tathergangs nur allzu folgerichtig und notwendig. Gleichwohl ist dies rückwirkend nicht ganz einfach und wird durch die propagandistisch gefärbten "offiziellen" NS-Dokumente nicht gerade erleichtert. Alexander Bahar und Wilfried Kugel haben sich ungeachtet dieser Schwierigkeiten dennoch auf den Weg gemacht, die genaueren Umstände rund um den Reichstagsbrand zu recherchieren. Dazu haben sie insbesondere auch Akten ausgewertet, die erst mit der Wende auch westlichen Historikern zugänglich wurden, da diese nach dem Zweiten Weltkrieg in Archiven Moskaus und Ost-Berlins lagerten.

Der vorliegende Band beruht dabei auf einer Auswertung, welche bereits im Jahre 2001 erschienen ist. Die Neuauflage zeichnet sich vor allem durch eine gekürzte, leserfreundliche Fassung auf, welche zudem noch dem aktuellen Forschungsstand angepasst wurde.

Einleitend weisen die beiden Verfasser zunächst auf die "relative" Aktualität des Reichstagsbrandes hin, da erst 2007 der damals von den Nationalsozialisten schnell als Täter präsentierte Niederländer Marinus van der Lubbe mit dem Aufhebungsbeschluss von 2007 rehabilitiert wurde. Es folgt anschließend eine Darlegung der Vorgeschichte zur NS-"Machtergreifung", welche den Reichstagsbrand als logische Inszenierung erscheinen lässt. Das zweite Kapitel stellt den Reichstagsbrand selbst und somit den 27. Februar 1933 in den Mittelpunkt, indem die ermittelbaren Geschehnisse des Tages in chronologischer Form dargelegt werden. Daraufhin legen Alexander Bahar und Wilfried Kugel den Weg vom Reichstagsbrand zur nationalsozialistischen Diktatur dar. Mit den nachfolgenden Kapiteln erfolgt dann die gründliche Aufarbeitung der Ermittlungen sowie der Frage nach Tätern und Mitwissern. Detailliert analysieren die Verfasser zudem den Reichstagsbrandprozess und die brandtechnischen Gutachten. Nicht zuletzt bieten die Verfasser abschließend eine ausführliche Zusammenstellung der "Kontroverse um den Reichstagsbrand nach 1945".

Die beiden Verfasser Alexander Bahr und Wilfried Kugel legen mit der vorliegenden Publikation eine akribisch recherchierte Studie zum Reichstagsbrand von 1933 vor. Beeindruckend ist hierbei vor allem die Vielzahl an herangezogenen Quellen und Dokumenten, aber auch die erfolgten Ortserkundungen, welche ebenfalls Aufschluss geben. So entsteht ein spannend dokumentierter Kriminalfall. Allerdings fällt auch auf, dass die beiden Autoren an manchen Stellen die Quellen etwas einseitig im Sinne ihrer These, dass der Reichstagsbrand von der "SA unter Federführung des damaligen Reichstagspräsidenten Hermann Göring" verursacht wurde. So interpretieren sie beispielsweise die telefonische Brandmeldung an Göring "um neun Uhr herum" so, dass diese vor 21.08 Uhr, dem Zeitpunkt als der Brand entdeckt wurde, erfolgt sein muss. Unbeachtet bleibt, dass "um neun Uhr herum" genauso gut auch einige Minuten nach neun bedeuten kann. Nichtsdestotrotz gibt es aber auch einige plausible Argumente, welche ihre These untermauern, sodass der Band durchaus zur weiteren Erhellung der Umstände beiträgt. Allerdings können auch sie nicht einen letztgültigen Beweis liefern. Vielmehr bieten sie zahlreiche Indizien auf, die eine Täterschaft der SA als einleuchtend und wahrscheinlich erscheinen lässt.

FAZIT: eine spannende, akribisch recherchierte und wichtige Aufarbeitung des Reichstagsbrandes

Weitere Informationen, einen Blick ins Inhalts- sowie ins Literaturverzeichnis finden sich auf der Webseite des Verlags

Matthias Jakob Schmid



Taschenbuch, | Erschienen: 15. Februar 2013 | ISBN: 978-3894384951 | Preis: 17,90 Euro | 360 Seiten | Sprache: Deutsch

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