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 Handbuch der Mythologie


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Mythen sind so alt wie die Menschheit. Es sind Erzählungen, die nicht unbedingt wahr sind, aber durch ihre allgemeine Anerkennung historisch und gesellschaftlich große Wirkung haben. Alle Hochkulturen haben ihren Mythen-Bestand, ihre Mythologien, die sich bis in die Gegenwart überliefert haben.

Christoph Jamme und Stefan Matuschek haben ein neues "Handbuch der Mythologie" herausgegeben. Auf über 360 Seiten stellt es den Überlieferungsbestand mehrerer Kulturen zusammen. Neben den griechischen, römischen und germanischen Göttern und Erzählungen werden auch Mythen aus allen anderen Erdteilen erwähnt und beschrieben. Jeder Text wird ergänzt durch einige Literaturhinweise und einer Bebilderung. Der Band endet mit einem Register mythischer Namen und einem Personenverzeichnis.

Christoph Jammes und Stefan Matuscheks "Handbuch der Mythologie" stellt ein fundiertes und interessantes Nachschlagewerk dar. Der Schwerpunkt des Bandes liegt zwar ganz klar auf Europa, allein fast 200 der 360 Seiten beschäftigen sich mit europäischen Mythen, aber auch andere Kulturkreise werden einführend behandelt.

Zunächst sind die einführenden Texte zu Mythen und Mythologien und ihr Verhältnis zu einigen Wissenschaften zu loben. Sie führen kurz und prägnant in den derzeitigen Forschungsstand zum Phänomen des Mythos ein und zeigen den kritischen Gehalt des Begriffs auf. Auch sehr gut ist der Aufbau der einzelnen Abschnitte zu den jeweiligen Kulturen. Zumeist folgen nach einer kurzen Einführung einige Unterkapitel zu den mythischen Göttern, Personen und Erzählungen des Kulturkreises. So werden für Europa vor allem Götter und Helden vorgestellt, für den Alten Orient funktioniert die Einführung eher über Ereignisse wie die Sintflut oder die Schöpfung. Inhaltlich bieten die vielen Texte meistens eine Darstellung mehrerer Versionen des jeweiligen Mythos sowie seine Rezeption, oft sogar bis in die Gegenwart hinein. Durch diesen Aufbau wird der Band leicht nutzbar, dem Leser gelingt es schnell, die gewünschten Informationen zu finden.

Etwas anders aufgebaut ist der Band in den hinteren Kapiteln, beispielsweise zu Amerika oder Australien. Hier wird der jeweilige mythologische Bestand eher nach geografischer Verortung vorgestellt. Vereinzelt wünscht sich der Leser, dem diese Überlieferungen in der Regel fremder sein dürften als die der Griechen oder Germanen, eine ausführlichere Beschäftigung mit diesen Mythen. Dennoch bieten die Texte immer einen fundierten und verständlichen ersten Einstieg.

Auch optisch macht der Band einiges her. Die durchgehende Schwarz-Weiß-Bebilderung ist an jeder Stelle eine sinnvolle Ergänzung zum Text. Der Bezug der einzelnen Abbildungen zu den Informationen in den Artikeln wird immer deutlich.

An vielen Stellen behandeln die Texte des Handbuches die Geschichte der Mythen bis in die Gegenwart hinein. So werden auch gegenwärtige Rezeptionen der alten mythologischen Stoffe in der Darstellung einbezogen, zum Beispiel in Kinofilmen. Auch wird gerade in den einführenden Texten auf die Funktion moderner Sagen eingegangen. Alles in allem fragt sich der Leser, ob ein Handbuch der Mythologien, nicht auch moderne Stoffe und Erzählungen behandeln müsse, wenn es beispielsweise um nationale Gründungsmythen oder dergleichen geht. Dieses Handbuch bezieht sich zwar auf antike oder weniger eurozentristisch formuliert, auf Überlieferungen vergangener Kulturen, doch viele Abschnitte verdeutlichen, dass auch die Gegenwart über ihre Mythologien verfügt, die ebenfalls einer systematischen Darstellung bedürften.

Insgesamt ist dieses Handbuch sein Geld wert. Es ist übersichtlich gegliedert, optisch ansprechend gestaltet, gut geschrieben und bietet viele Anregungen zur weiteren Mythen-Forschung.

Andreas Schmidt



Hardcover | Erschienen: 1. Mai 2014 | ISBN: 978-3805347532 | Preis: 49,95 Euro | 368 Seiten | Sprache: Deutsch

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