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 Ein Normandie-Krimi, Folge 1: Strandgut


Cover
Gesamt +++++
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Er ist jung und motiviert, vielleicht ein wenig zu sehr, denn Nicolas Guerlain, einem jungen Personenschützer, passiert ein schwerer Fehler, als er einen Minister auf dem roten Teppich in Cannes schützen soll. Als Folge seiner Tat wird er in seine alte Heimat, dem Badeort Deauville in der französischen Normandie, strafversetzt. Leider hat er an dieses Städtchen nicht nur positive Erinnerungen. Dennoch macht sich Nicolas auf und wird schnell in ein gefährliches Abenteuer verwickelt, das all seine kriminalistischen Fähigkeiten fordert. An seiner Seite findet er neue Kollegen, die ihm zunächst mit viel Widerwillen begegnen, doch ganz langsam kann Nicolas auch diese von seinem Spürsinn überzeugen. Ist es dann vielleicht schon zu spät? Denn in wenigen Tagen beginnt ein internationaler Gipfel in Deauville, an dem viele mächtige Personen teilnehmen sollen. Für Nicolas beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit.

In diesem Debütroman von Benjamin Cors wird Nicolas Guerlains erster Fall beschrieben. Der deutsch-französische Autor ist politischer Fernsehjournalist, was er in diesem Werk perfekt zeigt und umsetzt, denn durch seine Worte wirken die politischen Hintergründe authentisch und glaubwürdig.

Natürlich steht in diesem Werk Nicolas im Mittelpunkt des Geschehens. Seine Gefühle und Gedanken prägen das Werk immens, denn immer wieder bekommt der Leser kleine Einblicke in seine Welt. Er ist ein interessanter Charakter, der sich nur schwer in eine Schublade stecken lässt. In manchen Abschnitten wirkt er eher genervt und bockig, dann wieder sehr gewissenhaft und überlegt. Seine Vergangenheit prägt ihn, denn er kann seine große Liebe, die ihn vor drei Jahren plötzlich verlassen hat, einfach nicht vergessen. Gegen diese Dunkelheit in seinem Inneren schluckt er Tabletten, die ihn aber nicht ganz aus seiner Düsternis reißen. Es ist einfach, sich seine Person vorzustellen, schließlich beschreibt Cors den Mann sehr lebendig und ausreichend, trotzdem ist es schwer, seine Persönlichkeit in Worte zu fassen. Nicolas bleibt ein facettenreicher und ausdrucksstarker Charakter, der die Geschichte perfekt vervollständigt.

Die Handlung selbst ist komplex und vielschichtig beschrieben. Der Leser muss sich also anstrengen, um sich auf die Erzählung einzulassen. Hier ist ein wenig Konzentration von Nöten. Auch nach gut der Hälfte des Buches ist es noch nicht offensichtlich, was alles passiert ist und was noch geschehen wird. Immer wieder werden nur kleine Brocken hingeworfen, die erst im Nachhinein und während der weiteren Entwicklung Sinn ergeben. Besonders gut ist dem Schriftsteller die Beschreibung des französischen Flairs gelungen. Zu jeder Zeit wird deutlich, dass sich der Leser zusammen mit den Protagonisten in der Normandie befindet.

Zum Ende des Buches wird es noch einmal richtig spannend und dramatisch. Die Ereignisse werden dann praktisch in Echtzeit dargestellt und durch verschiedene Blickwinkel ideal in Szene gesetzt. An diesem Punkt setzt der Autor ein weiteres Highlight, das den Leser fesselt und in Aufregung versetzt. Außerdem gelingt ihm ein plausibler Abschluss, der für weitere Werke und neue Kriminalfälle des reizenden Protagonisten grünes Licht gibt.

Fazit: "Strandgut" ist ein Werk, das gut durchdacht und mit Hilfe außergewöhnlicher Persönlichkeiten besticht. Benjamin Cors lässt die Normandie lebendig werden und überzeugt durch eine eindrucksvolle Erzählweise. Es ist ein Roman für alle, die sich abwechslungsreich und anspruchsvoll unterhalten fühlen möchten.

Eine Leseprobe ist auf der Verlagsseite verfügbar.

Anja Gollasch



Taschenbuch | Erschienen: 1. Juni 2015 | ISBN: 9783423260596 | Preis: 16,90 Euro | 432 Seiten | Sprache: Deutsch

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