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 Better Call Saul, Staffel 1: Better Call Saul


Cover
Gesamt +++++
Action
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton
Saul Goodman ist ein windiger und im weitesten Sinne unseriöser Anwalt, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, (Klein-)Kriminellen immer wieder mit Rat und Tat zur Seite zu stehen, und damit Geld zu verdienen. Wirklich interessant für den Zuschauer wurde es, als sein neuster Klient Walter White hieß. Als Nebendarsteller kam Goodman so gut beim Publikum an, dass er sein eigenes Spin-off erhalten hat, welches vor den Ereignissen in "Breaking Bad" angesiedelt ist. Hier setzt nun "Better Call Saul" an.

Es erzählt die Geschichte von James Morgen McGill, der in seinem Leben so einige Rückschläge verkraften musste und sich trotz aller Widerstände bis zur Anwaltslizenz durchgeschlagen hat. Im Gegensatz zu seinem Bruder Charles, der als Teilhaber einer Kanzlei als erfolgreich gilt und von seinen Kollegen geachtet wird, hat Jimmy, wie ihn seine Freunde nennen, kein Glück. So läuft es privat nicht gut für ihn, denn sein (eigentlich erfolgreicher) Bruder kann sein Haus nicht mehr verlassen, da dieser unter einer merkwürdigen Krankheit leidet und auch sein Liebesleben ist unterkühlt. Während er sich um seinen Bruder kümmert, versucht er sich eine berufliche Existenz aufzubauen, doch ihm werden immer wieder Steine in den Weg gelegt.

Groß war die Vorfreude, als nach dem Ende von "Breaking Bad" das Spin-off zum dort auftretenden Saul Goodman tatsächlich Realität wurde, denn dieser verruchte Anwalt, der Walter White ein ums andere Mal helfen konnte, vereint einige Eigenschaften in sich, die großes Potenzial besitzen. Zum einen ist der windige Goodman eine fesselnde Figur, die zwar gerne einmal in Panik verfällt, aber immer nach einer kreativen Lösung für seine Probleme sucht. Ein Anwalt, der das Gericht am liebsten vermeidet? Genial. Zum anderen - und das zeigt bereits die erste Staffel - liegt hinter der Fassade oder besser dem gezeigten Bild von ihm in "Breaking Bad" noch etliches, was sich unterhaltsam erzählen lässt. Wie wurde aus dem Trickbetrüger Slippin' Jimmy, der sich bei Glatteis fallen ließ, um Schmerzensgeld zu kassieren, ein Anwalt und wie wird aus James McGill irgendwann Saul Goodman?

Ich bitte Sie ein paar Kubikcentimeter lauwarmen Kaffee über ihn zu schütten. Ich bezweifel, dass das der Definition von Angriff entspricht, allerdings sind sie der Anwalt.


Inhaltlich muss sich der Auftakt der Serie nicht verstecken, ganz im Gegenteil, viele Erwartungen werden erfüllt oder sogar übertroffen. "Better Call Saul" ist weit davon entfernt ein Abklatsch bereits erzählter Geschichten zu sein, nein, die ersten Folgen - leider nur zehn insgesamt - überzeugen durchweg mit einer spannenden Handlung, die auch zügig in Gang kommt und das vorerst weit ab vom erwarteten Thema (Drogen). Saul - immer noch überragend verkörpert von Bob Odenkirk - versucht sein Leben mit ehrlicher Arbeit zu gestalten, wird aber immer wieder von anderen behindert, was ihm aber erst gegen Ende der ersten Staffel schmerzlich bewusst wird. Viele Folgen sind emotional und schaffen es, dass der Zuschauer Mitleid und Sympathie für ihn entwickelt. Lange zeigt er eine verletzliche Seite, hetzt sich von Termin zu Termin, um ein paar Dollar für seine Arbeit zu erhalten. Scheinbar zu wenig, um davon vernünftig leben zu können. Herrlich sind dabei die kleinen Dinge, die ihn nerven, den Zuschauer aber unterhalten. Sei es nun der Parkplatzwächter, der seinen Job strikt nach Vorschrift macht oder der Schönheitssalon, in dessen Abstellkammer sein "Büro" liegt.

Sie sind der mieseste Anwalt überhaupt.
Hey, ich habe für euch statt Todesstrafe sechs Monate Bewährung ausgehandelt. Ich bin der beste Anwalt überhaupt.


Bereits beim Einstieg steht die Frage im Raum, ob sich die Serie dauerhaft nur auf seine Vergangenheit beziehen wird, denn theoretisch könnte sie im Hier und Jetzt - nach seinem Abtauchen - einfach anknüpfen. Geschickt werden viele Möglichkeiten eröffnet. Doch nicht nur Saul Goodman gilt die Aufmerksamkeit. "Alte" Weggefährten aus "Breaking Bad" haben Auftritte, zum Beispiel der Dealer Tuco Salamanca, aber auch Mike Ehrmantraut, der Saul über weite Strecken die Aufmerksamkeit raubt. Sein Leben, die Beziehungen zu seinem Sohn, seiner Schwiegertochter und seiner Enkelin sind zwar ein trauriger Handlungsstrang, dieser wird aber spannend und unterhaltsam erzählt und schafft es beinahe nebenbei offene Fragen zu beantworten. Währenddessen weiß Jimmy noch nicht, wohin ihn seine Zukunft bringen wird. Erst am Ende der Staffel, als es so aussieht, dass es jetzt endlich klappt, erinnert er sich und den Zuschauer daran, dass dies doch keine normale Anwaltsserie werden soll und so endet diese Staffel mit einer Wendung, auf die es sich zu warten lohnt.

Kurzum: "Better Call Saul" legt einen gelungenen Serienauftakt hin. Wer den listigen Anwalt in "Breaking Bad" gut leiden konnte, wird ihn in dieser Serie lieben.

Nicolas Gehling



DVD | Disc-Anzahl: 3 | Erschienen: 12. November 2015 | FSK: 16 | Laufzeit: 451 Minuten | Preis: 21,99 Euro | Untertitel verfügbar in: Dänisch, Hindi, Englisch, Türkisch, Deutsch, Arabisch, Schwedisch, Norwegisch, Finnisch | Verfügbare Sprachen: Deutsch (Dolby Digital 5.1), Englisch (Dolby Digital 5.1)

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