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 Pearl Harbor

Japans Angriff und der Kriegseintritt der USA

Autoren: Takuma Melber
Verlag: C. H. Beck

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Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Erst vor wenigen Tagen besuchte der japanische Premierminister Shinzo Abe zusammen mit dem amerikanischen Noch-Präsidenten Barack Obama das Mahnmal von Pearl Harbor, um den Toten des japanischen Luftschlags im Jahre 1941 zu gedenken. Im Dezember dieses Jahres hatte eine ganze Armada japanischer Torpedobomber in zwei Angriffswellen den US-Flottenstützpunkt in ein Flammenmeer verwandelt. Rund 2400 Menschen fielen den Luftangriffen zum Opfer. Am Ende waren außerdem 18 Schiffe gesunken oder schwer beschädigt, 188 Flugzeuge zerstört, 159 nicht mehr einsatzbereit. Und auch weltpolitisch hatte der Angriff Auswirkungen: Die USA erklärten daraufhin Japan offiziell den Krieg und waren fortan aktiver Kriegsteilnehmer im Zweiten Weltkrieg. 75 Jahre nach dem japanischen Luftschlag zeichnet Takuma Melber die Geschichte des Angriffes nach, untersucht dessen Vorgeschichte, die Entwicklung des Planes, den Angriff selbst sowie dessen Folgen.


7. Dezember 1941, eine Stunde vor Sonnenaufgang, mitten in den Weiten des Pazifischen Ozeans: Der japanische Flugzeugträger Kaga war in Position gegangen, nachdem er über Tage hinweg gegen den starken Wellengang des Nordpazifik angekämpft hatte.


Auch wenn Takuma Melber seine Aufarbeitung des japanischen Angriffes auf Pearl Harbor mit einer fiktiven Darstellung aus der Sicht eines japanischen Piloten beginnt, so handelt es sich im Folgenden um ein sehr sachliches, akribisch recherchiertes Buch. Das diplomatische Ringen im Vorfeld zwischen japanischer Orientierungssuche und amerikanischer Grundsatzpolitik findet darin genauso Platz wie die Offenlegung der entscheidenden Konfliktpunkte oder das japanische Personalkarussell auf den Entscheidungspositionen. Gerade letzteres ermüdet auf Dauer zwar, sollte aber nicht überlesen werden, weil die Leser jenseits der innenpolitischen Rankespiele so auch die Menschen kennenlernen, die hinter der Aktion stehen. Menschen wie den Admiral Yamamoto Isoroku, der sich ganz entgegen seiner eigenen Meinung pflichtbewusst in den Dienst der nationalen Sache stellte und mit seiner Idee, Marineoffiziere zu Kampfpiloten auszubilden, sowie mit der von ihm beschlossenen Konzentration von japanischen Flugzeugträgern im Vorfeld des Angriffes entscheidende Schachzüge in die Wege leitete.

Das Geschehen des Angriffes vom 7. Dezember 1947 zeichnet Melber genauso minutiös und handwerklich einwandfrei nach wie die militärischen Planungen samt technischer und organisatorischer Details. Meist wählt er hierzu die japanische Perspektive – die US-amerikanische Seite erwähnt er vor allem dann, wenn deren Handeln Auslöser für japanische Entscheidungen war. Mit dem Angriff wechselt er jedoch stellenweise dezent die Perspektive, wenn er beispielsweise über den Anwalt Ray Buduick berichtet, der zusammen mit seinem 17-jährigen Sohn am frühen Morgen des 7. Dezembers bei einem Rundflug über Oahu eine unliebsame Begegnung mit japanischen Kampfpiloten hatte.


Mit ihrem Maschinengewehrfeuer durchsiebten die schnellen und wendigen Jäger die amerikanischen Flugzeuge [...]. Auch Verwaltungsgebäude und Mannschaftsquartiere der US-Army deckten Suganami und seine Kameraden mit ihrem Kugelhagel ein. Danach luden die Sturzkampfbomber ihre unheilvolle Fracht über Wheeler Field ab.


Gerade die Darlegung des Angriffes ähnelt bei aller Sachlichkeit mehr dem Drehbuch eines Actionfilms - zu sehr reihen sich die Ereignisse aneinander - als einer historischen Aufarbeitung. Einzig die Herausarbeitung von einzelnen Zufällen wie die Fehlscheinschätzung von Radarsignalen auf amerikanischer Seite oder die falsche Auslegung von Leuchtschusssignalen eines japanischen Piloten zeigen, dass der Angriff mehr war als das selbstbestimmte Abarbeiten eines Angriffsplans. Besser gelingt Melber hingegen die Aufarbeitung des Geschehens im letzten Abschnitt des Bandes, in welchem er die Folgen des japanischen Angriffes unter verschiedenen Gesichtspunkten betrachtet. Gerade die Frage, ob Pearl Harbor hätte verhindert werden können, oder das Eingehen auf Verschwörungstheorien im Zusammenhang mit dem Angriff tragen zu einem tieferen Verständnis bei.

FAZIT: Eine handwerklich einwandfrei verfasste Abhandlung, welche das diplomatische Ringen im Vorfeld sowie die Geschehnisse am Tag des Angriffs minutiös darstellt, stellenweise jedoch etwas blass bleibt.

Weitere Informationen zum Buch, ein Blick ins Inhaltsverzeichnis sowie eine Leseprobe finden sich auf der Webseite des Verlags.

Gebrauchshinweise von Matthias

Als sehr hilfreich erweist sich gerade bei diesem Buch das Personenregister am Ende, da die japanischen Namen doch recht fremdartig und zum Teil auch schwer zu merken sind. So kann leicht herausgefunden werden, ob und in welchem Zusammenhang die entsprechende Person schon einmal genannt wurde. Auch die beiden Karten auf Seite 150 und 176 sollten bereits früh zur Hand genommen werden, um Geschehnisse in dem für deutsche Leser fremden geografischen Terrain räumlich zu lokalisieren beziehungsweise einzuordnen.


Matthias Jakob Schmid



Taschenbuch, | Erschienen: 20. Oktober 2016 | ISBN: 9783406698187 | Preis: 16,95 Euro | 223 Seiten | Sprache: Deutsch

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