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 Roma, Band 1: Der Fluch

Serie: Roma, Band 1
Autoren: Eric Adam, Pierre Boisserie, Didier Convard
Illustratoren: Régis Penet
Übersetzer: Monja Reichert
Verlag: Splitter Verlag

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Schon seit geraumer Zeit belagern die Achäer Troja. Es besteht eine Art Pattsituation – die Trojaner lassen sich nicht aushungern, die Achäer können nicht stürmen. So kommt es nur zu gelegentlichen Ausfällen und Scharmützeln. Zu den trojanischen Helden gehören der Hohepriester Aquilon und General Leonidas, die eine schreckliche gemeinsame Schuld verbindet. Sie überstehen jede todesmutige Tat unbeschadet, als hätte das Schicksal mit ihnen Pläne, die einen vorzeitigen Tod nicht erlauben.

Dann erscheinen zwei junge Mädchen in der Stadt. Sie behaupten, Weisung von einer Gottheit erhalten zu haben, die Troja ewiges Leben schenken möchte, wenn die Trojaner eine geheimnisvolle Statue in einer Tempelruine bergen. Obwohl die Mädchen unheimlich wirken und entgegen den Prophezeiungen der Seherin Kassandra, beschließen die Trojaner, die Statue an sich zu nehmen und ihr zu huldigen. Diese beweist auch unmittelbar ihre Wirkmacht.

Doch im Anschluss wird sich zeigen, dass sie in Wirklichkeit einen anhaltenden Fluch bedeutet und die Mädchen keineswegs Segensbringerinnen sind.

Als das Palladium, eine rätselhafte Statue, durch die Vermittlung zweier geheimnisvoller junger Frauen nach Troja gelangt, ahnen die Freunde Aquilon und Leonidas noch nicht, welche Folgen das zeitigen wird – und sie sehen auch nicht den Zusammenhang mit dem dunklen Geheimnis, das die beiden teilen und das dem Leser/Betrachter erst relativ spät in diesem Band verraten wird. Jedenfalls heiraten die beiden Trojaner die obskuren Überbringerinnen des Palladiums, haben Kinder mit ihnen und verzweifeln doch an diesen scheinbar substanzlosen Frauen.
Trojas Fall dräut, Kassandra warnt umsonst, Prinz Aeneas und einige Getreue, darunter auch Aquilons Tochter als Dienerin der Statue, fliehen: mit dem Palladium. Sie werden in Italien, auf sieben Hügeln, eine neue Stadt erbauen. Und die Statue wird auch diese Stadt dominieren.

Recht eng angelehnt an Homers Ilias und die verschiedenen Mythen zur Gründung Roms, schaffen Autoren und Künstler hier dennoch ein ganz eigenes Epos. Sie lassen den überlieferten Rahmen bestehen und stellen eine Untat zweier Männer, eines Hohepriesters (Aquilon) und eines Generals (Leonidas), ins Zentrum eines über Jahrhunderte oder gar Jahrtausende anhaltenden Fluchs. Die Spannungsbögen wurden raffiniert konstruiert, so erfährt der Leser erst nach etlichen Seiten, welches Verbrechens die beiden lokalen Helden überhaupt schuldig sind. Außerdem reiben sich Überlieferung und moderne Fiktion an keiner Stelle, so gut tauchen die Autoren in die tradierte Literatur ein.
Im Anhang werden die historischen und mythenbasierten Hintergründe betrachtet.

Wesentlich für einen Comic sind natürlich die Zeichnungen. Diese stammen im vorliegenden Band von Régis Penet, und sie begeistern: Seine Charaktere wirken derart authentisch und individuell, dass der Betrachter verleitet wird, zu glauben, er habe sie schon mal irgendwo gesehen. Diese Figuren entstammen dem Leben. Das gilt jedoch nicht für die eher mystischen Personen, die zwar unheimlich, jedoch auch seltsam nebulös daherkommen. Genau dies macht aber auch einen Teil der Faszination des Comics aus. Exakt gezeichnete irdische Helden einschließlich der unliebsamen Seherin Kassandra versus geheimnisvolle Neuankömmlinge, Götter und andere schwer fassbare Wesen; Schuld und Leid in gezeichneten Gesichtern und eine böse Verheißung in anderen, die vordergründig ideal-schön erscheinen. Immer dominieren die wesentlichen Aussagen, manchmal auch knapp bemessene Ausschnitte, oftmals die Mimik einzelner Figuren oder aussagekräftige Gesten.

Auch die Hintergründe und Accessoires sind immer stimmig, Anachronismen lassen sich nicht entdecken – die Hausaufgaben in Sachen Antike wurden gemacht. Als ganz stark erweist sich die Arbeit mit Farben. Rottöne zeigen oft latente und zunehmende Aggression, düstere Töne künden von Unheil, bläuliche Kälte tritt ebenfalls in Erscheinung. Freudvolle Klarheit kommt in der Story wie in der Palette nicht vor. Das dynamische Storyboard trägt zur Dauerspannung bei.

"Roma – 1. Der Fluch" bildet einen vielversprechenden Auftakt zu zwölf geplanten weiteren Bänden durch die Weltgeschichte, immer mit Rom und der Vorgeschichte als Aufhänger. Die Leser dürfen gespannt sein: Wenn es so fesselnd und mitreißend weitergeht, bleibt wohl fast jeder dran.

Eine Leseprobe gibt es auf der Verlagsseite.

Regina Károlyi



Hardcover | Erschienen: 1. Juni 2016 | ISBN: 9783958393622 | Originaltitel: Roma: La Malédiction | Preis: 15,80 Euro | 64 Seiten | Sprache: Deutsch

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