Die Ereignisse von "Abgeschlagen", dem ersten Band der Trilogie um den Rechtsmediziner Paul Herzfeld, liegen erst einige Tage zurück. Herzfeld und seine kleine Familie leiden massiv unter den Folgen dieses Falls, in den sie unmittelbar und auf schreckliche Weise involviert waren.
Sein Chef schickt Herzfeld zu einer Auszeit in eine Klinik nach Itzehoe, wo dieser vorübergehend für einen verstorbenen Pathologen, Dr. Petersen, einspringen soll. Dort stellt Herzfeld fest, dass der Tod seines Vorgängers offensichtlich unter sehr ominösen Umständen stattfand und an der Klinik ein Tabuthema ist. Und auch aktuell geschieht im Umfeld der Klinik allerlei Sonderbares.

Es gibt darüber hinaus noch weitere Tabus in Itzehoe, die Herzfeld zunächst unwissentlich bricht. Als er herausfindet, dass in Bezug auf die Todesumstände von Dr. Petersen keine sorgfältige Ermittlung stattfand, kann er gar nicht anders, als nachzuforschen. Damit aber hetzt er sich, ohne es zu wissen, eine eiskalte, bezahlte Killerin auf den Hals, die vorzugsweise mit einer mörderischen Drohne operiert und gern im Wortsinn mit dem Feuer spielt. Auch sein Vorgänger hat mit ihr Bekanntschaft gemacht – allerdings nur sehr, sehr kurz ...

Auszeiten sehen eigentlich anders aus, doch Paul Herzfeld kann gar nicht anders, als sich dem rätselhaften Tod von Dr. Petersen zu widmen, den er ersetzen soll. Petersen ist mitsamt dem Archiv der Klinik, an der er arbeitete, verbrannt; Selbstmord, lautete der Befund, obwohl gar keine Untersuchung stattfand.
Die Trilogie, um deren zweiten Band es sich bei "Abgefackelt" handelt, ist zeitlich zehn Jahre vor "Abgeschnitten" angesiedelt, dem erfolgreichen Thriller von Sebastian Fitzek und Michael Tsokos. Wer "Abgefackelt" lesen möchte, muss weder "Abgeschnitten" kennen noch "Abgeschlagen", den ersten Band zu dessen "Prequel". Allerdings erschließen sich einige Handlungselemente und auch mehrere zentrale Charaktere besser, wenn "Abgeschlagen" zuvor gelesen wurde.

Herzfeld gerät praktisch zwangsläufig in eine Art Strudel – er kann gar nicht anders, als dem Tod seines Vorgängers nachzuspüren, nachdem er einige sonderbare Beobachtungen gemacht hat. Bereits die teaserartige Eingangsszene fesselt den Leser und lässt ihn ahnen, was auf Herzfeld zukommt.
Nachdem die eigentliche Handlung ein wenig ruhiger gestartet ist, nimmt die düstere Grundstimmung rasch zu und die Spannung Fahrt auf bis zu einem fulminanten Showdown auf dem Land. Diese Spannung bricht zwischendurch nicht ein, weshalb es schwerfällt, den Thriller vor dem Schluss aus der Hand zu legen. Teils hat das freilich auch damit zu tun, dass Herzfeld und eine andere Figur zu einem Zeitpunkt ihr Leben sehr berechenbar fortführen und sich so zur Zielscheibe machen, als sie längst ahnen, dass sie Dinge wissen, die sie nach Meinung gefährlicher Zeitgenossen nicht wissen sollten. Jeder vernünftige Mensch hätte da unmittelbar die Beine in die Hand genommen und wäre untergetaucht. Leider lässt sich auch schon recht früh absehen, wer hinter dem Mord an Dr. Petersen steckt.
Trotzdem: ein packender Thriller mit gut aufgebautem, sauberem Plot und plastisch gezeichneten Charakteren, deren Leben der Leser gerne auch bald im letzten Band der Trilogie weiterverfolgen möchte.

Eine Leseprobe wird auf der Verlagsseite angeboten.

Zugunsten einer besseren Lesbarkeit und aus Liebe zur schönen, logischen Grammatik und Syntax unserer Sprache verwende ich in meinen Rezensionen teilweise geschlechtsübergreifend die männliche Form, zum Beispiel "der Leser" oder "der Hörer". Selbstverständlich sind hiermit auch nichtmännliche "Lesende" und "Hörende" gemeint.