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 Der Russische Bürgerkrieg 1917–1922

Autoren: Hannes Leidinger
Verlag: Reclam

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Die Oktober-Revolution 1917 und der ihr folgende Bürgerkrieg in Russland gilt für viele Historiker als das einschneidenste Ereignis des 20. Jahrhunderts, prägte es doch die Landkarte und die globale ideologische Auseinandersetzung bis zum Fall der Berliner Mauer.

Der Militärhistoriker Hannes Leidinger hat nun eine kurze Einführung in die Jahre der russischen Geschichte zwischen 1917 und 1925 vorgelegt. Das knapp 160-seitige Taschenbuch bietet in vier kurzen, thematisch geordneten Kapiteln einen Gesamtüberblick über die Entwicklung der Auseinandersetzungen. Ergänzt wird der Text durch zahlreiche Abbildungen von Fotographien, Karten und Druckerzeugnissen der Zeit. Im Anhang finden sich einige Literaturhinweise sowie ein kleines Personenregister.

Es ist dem Autor durchaus gelungen mit diesem kleinen und gut lesbaren Buch eine Überblickdarstellung zu liefern, die einen guten Einstieg ins Thema gewährt. Der Text ist dabei weitgehend wertungsfrei, da auf Schuldzuschreibungen oder Ähnliches verzichtet wird, vielmehr immer wieder betont wird, dass sich in Folge des Ersten Weltkrieges und der zahlreichen angestauten Konflikte im Zarenreich, sich eine Gewaltspirale drehte und zuspitzte, bei der alle Seiten und Fraktionen schreckliche Gewalt- und Greueltaten verübten, die Roten wie die Weißen, die Anarchisten wie die rebellierenden Bauern.

Außerdem weist der Autor auch immer wieder darauf hin, dass die Bezeichnung Bürgerkrieg eigentlich eine verkürzte Bezeichnung ist. Denn letztlich handelt es sich bei dem russischen Bürgerkrieg um eine gewaltsame und explosive Entladung zahlreicher Konflikte im Zuge eines Zusammenbruchs staatlicher Strukturen. Der Bürgerkrieg zwischen Kommunisten und reaktionären Kräften ist nur ein Aspekt neben vielen, etwa den Unabhängigkeitsbestrebungen an den Grenzen Russlands, den zahlreichen Streiks- und Bauernaufständen im ganzen Land wegen der mangelnden Versorgung oder den ausländischen Interventionen gegen die neue kommunistische Regierung unter Lenin.

So hat sich der Autor angesichts dieser Komplexität der Ereignisse auch gegen eine rein chronologische Darstellung entschieden, sondern erläutert die Konflikte und zahlreichen Kämpfe in jeweils einem Kapitel zur politischen, militärischen und sozialen Entwicklung zwischen 1917 und 1925. Dadurch ist der Text zwar ein wenig redundant, aber der Leser kann vieles besser nachvollziehen.

Schön ist auch die reichhaltige Bebilderung, die den Text gut ergänzt. Karten vermitteln einen guten geografischen Eindruck der Entwicklungen, Propaganda-Plakate unterstreichen die Darstellung der ideologischen Konflikte der Zeit.

Zu kritisieren ist an dem Text nicht viel. Natürlich ist es oft verkürzt, aber das liegt nun mal an dem Versuch, einen Überblick auf nur 160 Seiten zu geben. Schade ist nur, dass es keine Fußnoten oder ein ausführlicheres Literaturverzeichnis gibt, so dass interessierte Leser sich leichter über tiefer gehende Darstellungen informieren könnten. Ansonsten stolpert der Leser an manchen Stellen vielleicht über die ein oder andere etwas anachronistisch wirkende Ausdrucksweise des Autors, so schreibt er zum Beispiel von Buben anstatt von Jungen. Aber der Text ist dennoch gut lesbar und auch zu empfehlen.

Eine Leseprobe gibt es auf der Verlagswebsite.

Andreas Schmidt



Taschenbuch | Erschienen: 13. November 2020 | ISBN: 978-3150113080 | Preis: 14,95 Euro | 159 Seiten | Sprache: Deutsch

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