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 Brisante Spielereien


Cover
Gesamt +++--
Aufmachung
Brutalität
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


158 Seiten lang nimmt Autor Günter R. E. Richter sich Zeit, um eine Geschichte zu erzählen, wie sie in Grundzügen den Kern der heutigen Zeit trifft. Eine Zeit voller wirtschaftlicher Probleme, Arbeitslosigkeit und zunehmender emotionaler Kälte.

Gernfried Haberland ist Redakteur für Lokales in Völklingen im Schwarzwald. Seine Ehe mit Elisa läuft nicht besonders gut, denn Elisa verhält sich kühl und überschüttet Gernfried mit Vorwürfen - unter anderem mit dem, dass Gernfried keine Kinder zeugen kann und Tochter Julia darum adoptiert wurde. Als Gernfried seinen Arbeitsplatz verliert, eskaliert die Situation. Elisa bezeichnet ihren Mann nicht nur einmal mehr als Versager, sondern wirft Tochter Julia in ihrer Wut auch an den Kopf, dass sie adoptiert wurde - die Ehe ist beendet.
Gernfried kehrt in seine ehemalige Heimat Bielefeld zurück und bekommt Arbeit in einer Spielzeughandlung. Er schwankt zwischen Verzweiflung und Rachegedanken, die sich immer stärker durch innere Stimmen Beachtung verschaffen. Als Gernfried die Bekanntschaft eines drogenabhängigen Sprengmeisters macht, nehmen die Rachepläne Gestalt an und finden ihr erstes Ventil in einer Briefbombe, die Gernfried an seinen ehemaligen Verleger schickt. Doch Gernfried will mehr, mehr Rache - und Elisa soll sein finales Opfer werden. Doch zunächst will er ihr Umfeld zerstören ...
Als ein Schwan, von einer Zeugin beobachtet, in die Luft gesprengt wird, ruft dies die Polizei auf den Plan und Nic Foster, Beamter der Kripo, wundert sich über den seltsamen Fall. Nach und nach erkennt er, dass zwischen diesem Vorfall und einer Briefbombe im Schwarzwald ein Zusammenhang zu bestehen scheint. Er tappt im Dunkeln, ist jedoch entschlossen, den Täter, der vielleicht erst am Anfang einer Anschlagsreihe steht, zu finden ...

Die Geschichte von Gernfried Haberland spricht den Leser rasch an. Viele Menschen haben ihren Arbeitsplatz verloren, viele stehen vor gescheiterten Beziehungen. Gernfried ist nicht der klassische Verbrechertyp, sondern eine Identifikationsfigur. Man versteht ihn und ist so bereit, auch seinen Wandel zumindest nachzuvollziehen. Das macht den Protagonisten zu einer zugleich tragischen Figur.
Der Leser verfolgt Gernfrieds Weg und wird dadurch zugleich in die Handlung gezogen, die recht spannend geschrieben ist. Immer mehr drängt sich die Frage auf, wie die Geschichte weitergehen wird, was Gernfrieds nächste Absichten sind und natürlich, welches Ende die ganze Geschichte finden wird.

Die Darstellung der Geschehnisse zeigt ein hohes Einfühlungsvermögen des Autors, dennoch hinkt die Geschichte leider in Bezug auf umgebende Faktoren. So folgt ein Zufall dem nächsten und das Ganze wirkt sehr konstruiert und teils ein wenig zurecht gebogen. Ein drogenabhängiger Sprengmeister, eine wichtige Zeugin im selben Bridgeclub wie der Kripobeamte und schließlich familiäre Verstrickungen, die alle Figuren unabhängig voneinander nach Bielefeld führen - es gibt eine ganze Menge solcher Aspekte, die eingebracht wurden, damit die Geschichte funktionieren kann und leider sind die meisten von ihnen zu offensichtlich.

Trotz dieses Mankos ist "Brisante Spielereien" jedoch ein solider Krimi, der sich vor allem durch seine gesellschaftliche Kritik auszeichnet. Da auf unnötige Gewaltdarstellungen verzichtet wird, eignet er sich gut für Zartbesaitete, dürfte Krimifans allerdings oft nicht pfiffig genug sein.

Tanja Elskamp



Taschenbuch | Erschienen: 01. August 2005 | ISBN: 3828022464 | Preis: 8,80 Euro | 158 Seiten | Sprache: Deutsch

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