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 Gutenachtgeschichten


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Ton


Die CD "Gutenachtgeschichten", zusammengestellt von der Literaturwissenschaftlerin, Autorin und Regisseurin Gabriele Kreis, beinhaltet zwei Lieder, sieben Geschichten und drei Gedichte.

Neben bekannten Märchen wie "Der kleine Häwelmann" von Theodor Storm, "Die Sterntaler" und "Jorinde und Joringel" von den Gebrüdern Grimm, finden sich weniger bekannte Geschichten wie Martin Beheim-Schwarzbachs "Der Stier, der nicht rot sehen wollte", Rudyard Kiplings "Wie das Kamel seinen Höcker bekam", Johann Peter Hebels "Kannitverstan" und Mark Twains "Eine Gespenstergeschichte". Auch die Gedichte und Verse sind eher unbekannt, auch wenn sie von Bertold Brecht und Alexander Puschkin stammen. Die Lieder, zweimal "Guten Abend, gute Nacht", einmal "Weißt du wie viel Sternlein stehen", sind wohl jedem Kind und den meisten Erwachsenen bekannt.

Sinn und Zweck dieser Zusammenstellung soll, so der Klappentext, sein, eine harmonische Zeit kurz vor dem Einschlafen zu erzielen. Dies wird klar und eindeutig verfehlt. Sind die einzelnen Stücke und Gedichte auch über jeden Zweifel, was ihre Qualität anbetrifft, erhaben, so sind sie fast durchweg nicht geeignet, um sie kurz vor dem zu-Bett-gehen anzuhören.
Vor allem die Stücke Brechts, die Gespenstergeschichte Twains und Kiplings "Kamel" sind eher für Erwachsenen geschrieben und keinesfalls sinnvoll, sie kleineren oder auch nicht mehr ganz so kleinen Kindern ausgerechnet kurz vor dem Einschlafen vorzuspielen. Sie regen eher an und auf, keinesfalls aber fördern sie Ruhe und Kontemplativität. Auch Beheim-Schwarzbachs Geschichte über den Stier, der mutwillig einen Stiekampf boykottiert, indem er die roten Tücher des Matadors schlicht nicht beachtet, ist für kleine Kinder völlig unverständlich.
Sinnvoll erscheinen mir nur die Märchen der Gebrüder Grimm, die drei Einschlaflieder und "Der kleine Häwelmann" - abgesehen davon, dass diese Geschichte meinen Kindern überhaupt nicht gefällt.
Die Frage stellt sich, welchen Zweck diese Zusammenstellung erfüllen soll. Warum werden Stücke für Erwachsene gemischt mit Liedern für Kleinkinder und Märchen für Kinder ab acht oder zehn Jahren? Soll der Erziehungsberechtigte eine Vorauswahl treffen? Das kann und sollte nicht Zweck einer CD mit dem Titel und dem erklärten Anspruch "Gutenachtgeschichten" erzählen zu wollen, sein!

Zu den Sprechern ist zu sagen, das Wiebke Puls, die die drei Lieder vorträgt, ihre Sache sehr gut macht, Marlen Dieckhoff (Der kleine Häwelmann), Ulrich Pleitgen (Bertold Brecht), Walter Kraye (Kannitverstan) und Ulrike Grote tragen versiert, gekonnt und ohne Fehl und Tadel vor. Leider kann man das von Kornelia Boje (Alefbet von Bertold Brecht) nicht sagen. Eine Stimme, die das "s", "ss" und "ß" derart zischend vorträgt, eignet sich nicht zum Vortrag dieses Gedichtes. Es wirkt fast wie eine Karikatur eines Gedichtes durch diesen deutlich hörbaren Sprachfehler. Am besten gefallen hat mir Eva Mattes, die das schwierige und komplexe Gedicht von Alexander Puschkin vorträgt. Brillant und sehr ausdruckstark, meine Hochachtung.

Fazit: Trotz guter Sprecher und wundervoller Einzelstücke hat diese Produktion ihr Ziel klar verfehlt. Dies sind keine "Gutenachtgeschichten", sondern eine lose Sammlung völlig unterschiedlicher und wie zufällig ausgesuchter Gedichte, Märchen, Geschichten und Lieder. Für die abendliche Viertelstunde vor dem Einschlafen völlig ungeeignet und nicht zu empfehlen. Nur wer seiner Sammlung verschiedenster Hörbücher eine CD hinzufügen möchte, die manche vergnügliche und nachdenkliche Viertelstunde bietet, wenn man denn eine Auswahl trifft, kann zugreifen. Er erhält ein qualitativ hochwertiges Produkt, das an der Zielgruppe "Kinder" vorbei produziert wurde.

Stefan Erlemann



CD | CD-Anzahl: 1 | Erschienen: 01. Oktober 2005 | ISBN: 3899031784 | Laufzeit: 74 Minuten | Preis: 10 Euro

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