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 The Untouchables

Die Unbestechlichen


Cover
Gesamt ++++-
Action
Anspruch
Bildqualität
Brutalität
Extras
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton
Die Prohibition verbietet in den USA der 1920er und 30er Jahre den Handel mit Alkohol. Wer dabei erwischt wird, muss mit hoher Strafe rechnen. Gangsterboss Al Capone verdient in Chicago Unmengen an Geld mit dem Schmuggel von Alkohol, der illegal an Kneipen verkauft wird. Wer sich ihm widersetzt, muss mit tödlicher Vergeltung rechnen - eine Zwickmühle für Kneipenbesitzer. Als das Schatzamt 1931 den Agent Eliot Ness auf Capone ansetzt, scheint sich das Blatt zu wenden, denn Ness verspricht eine energische Vorgehensweise. Allerdings muss er schon sehr bald die Erfahrung machen, dass in Chicago Capones Geld die Richtung diktiert.
Nach seinem ersten Misserfolg lernt Ness den Streifenpolizisten Jim Malone kennen und macht sich dessen Erfahrung zu Nutze. Die beiden rekrutieren den jungen Polizist George Stone direkt von der Polizei-Akademie und beginnen zusammen mit dem Buchprüfer Oscar Wallace, der Capone Steuerhinterziehung nachweisen will, einen unerbittlichen und recht erfolgreichen Feldzug gegen das organisierte Verbrechen.
Eine Razzia und eine erfolgreich verhinderte Schmuggelaktion an der kanadischen Grenze später erkennt auch Capone, dass er jetzt einen harten Gegner hat, der nicht käuflich ist. Er setzt seine Killer auf die vier Unbestechlichen an und beweist Ness, dass er ein gnadenloser Kontrahent ist ...

Wenn davon die Rede ist, wie sehr sich Robert de Niro in seine Rollen hinein versetzt, dann wird oft auf Brian de Palmas "The Untouchables" von 1987 verwiesen: Für die Rolle des Al Capone hatte er diverse Kilo Körpergewicht zugelegt, um den Gangsterboss glaubhaft als gewissenlosen Lebemann darstellen zu können. Und das ist ihm voll und ganz gelungen, in seinen Auftritten beherrscht er die Szenen allein schon durch seine Körperfülle und natürlich durch sein herausragendes Schauspielertalent.
Ihm entgegen stehen Altmeister Sean Connery, der die Rolle des Malone gewohnt gut spielt, dabei aber nicht wirklich gefordert wird - den Oscar als bester Nebendarsteller hat er dennoch bekommen -, und Nachwuchs-Star Kevin Costner, dessen Ruhm maßgeblich auf seiner Rolle als Eliot Ness basiert. Ness ist ein braver, gesetzestreuer Familienvater, der erkennt, dass er, um Capone festzunageln, über sich und damit über das Gesetz hinaus gehen muss. Costner bringt das Widerstreben des ehrbaren Bürgers angesichts dieser Erkenntnis gut rüber, muss aber ebenfalls nicht sein schauspielerisches Potenzial ausschöpfen. Genauso wenig musste sich Andy Garcia als abgeklärter Nachwuchspolizist Stone anstrengen, die Szene seiner Rekrutierung gehört zu den schwächsten im Film. Sehr sympathisch ist die Figur des Buchprüfers Wallace, gespielt von Charles Martin Smith. Für Wallace, der die richtige Polizeiarbeit nicht kennt, ist dieser Feldzug gegen Capone eine unterhaltsame Abwechslung, die er verhängnisvollerweise nicht ernst genug nimmt.
"The Untouchables" besticht nicht unbedingt durch Schauspielerleistung, abgesehen von der de Niros, sondern durch die raffiniert erzählte Geschichte und den gelungenen 20er-Jahre-Look der Stadt Chicago. Die Story wird nie pathetisch oder heroisch, sondern ist weitgehend glaubwürdig erzählt und beleuchtet beide Seiten. Zu bekritteln ist, dass de Palma ein wenig Schwarzweiß-Malerei betrieben hat, denn Capone ist nur opportunistisch und machtversessen und Ness ist ein fast schon allzu mustergültiger Gesetzesvertreter.
Das Drehbuch hat sich weitgehend an historische Vorgaben gehalten, denn alle Beteiligten sowie der Handlungsverlauf selbst sind Teil der amerikanischen Geschichte, aber in einigen Fällen nahm man sich Freiheiten heraus, etwa dass Ness schon Kinder gehabt hätte, um die Motivation der Figuren zu verdeutlichen. Es ist ein Film mit historischem Hintergrund, aber nicht unbedingt für den Geschichtsunterricht geeignet.
Der Film kam zu einer Zeit heraus, in der Thriller über Korruptionsfälle modern waren, etwa die Neo Noirs "No way out" (ebenfalls mit Costner) und "The big sleep" (eine Neuauflage des gleichnamigen Klassikers mit Humphrey Bogart). "The Untouchables" ist aber kein Noir, sondern ein Gangsterfilm mit Westernflair, welches hervorragend durch die beeindruckende Musik von Ennio Morricone unterstützt wird.
Berühmt geworden ist die Szene im Chicagoer Bahnhof, die eine perfekt inszenierte Hommage an die Szene auf der Potemkinschen Treppe in Eisensteins "Panzerkreuzer Potemkin" von 1925 darstellt und in "Die nackte Kanone 33 1/3" eher mäßig karikiert wurde. De Palma zeigt hier sein ganzes Können in Sachen Montage und Dramaturgie, und allein für diese Szene lohnt es sich schon, den ganzen Film zu sehen.
Der Rest des Films lohnt sich allerdings genauso. Von Beginn an besteht eine knisternde Grundspannung, die sich mehrmals zu Höhepunkten hochschraubt und den Film in keiner Szene langweilig sein lässt. Das Flair der 20er und 30er Jahre wird unter anderem durch gekonnte Beleuchtung gut vermittelt, Schießereien gibt es in ausreichender Zahl, ohne dass der Film zu einem Ballerspektakel verkommt.
Die Extras auf der DVD sind nicht der Rede wert, außer dem Original-Kinotrailer und den üblichen Wahlmöglichkeiten bei Sprache, Untertiteln und Szenenanwahl gibt es keine. Das ist bedauerlich, gerade bei einem Film mit historischer Vorlage hätte man sich wenigstens einen Audiokommentar oder eine Dokumentation gewünscht.

Brian de Palma hat einen gelungenen Mafiafilm inszeniert, der nur knapp an dem Prädikat "Epos" vorbei schrammt. De Niro ist überragend, die anderen sind immerhin gut, die Figuren bleiben weitgehend oberflächlich, die Story wird brillant erzählt, und der Film hat eine ganze Reihe Höhepunkte sowie eine exzellente Kameraführung mit vielen langen schnittlosen Fahrten und eine treffsichere Musik vorzuweisen. Auf der Rückseite der DVD-Hülle wird "The Untouchables" als "Meisterwerk" angepriesen, "daß man gesehen haben muss". Über das Meisterwerk kann man streiten, denn der Film ist nicht in allen Belangen perfekt, über den Grammatikfehler möchte man den Kopf schütteln, das ist nicht wirklich gute Werbung. Über Connerys Oscar kann man ebenfalls streiten, aber sei's drum, es war sein erster. Auf jeden Fall ist es ein Werk, das sich lohnt.

Stefan Knopp



DVD | Disc-Anzahl: 1 | Erschienen: 1. September 2004 | FSK: 16 | Laufzeit: 115 Minuten | Originaltitel: The Untouchables | Preis: 8,95 Euro | Untertitel verfügbar in: Englisch für Hörgeschädigte, Englisch, Arabisch, Bulgarisch, Dänisch, Deutsch, Finnisch, Holländisch, Isländisch, Norwegisch, Polnisch, Rumänisch, Schwedisch, Tschechisch, Türkisch, Ungarisch | Verfügbare Sprachen: Englisch, Deutsch

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