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 Tanz der Teufel 1


Cover
Gesamt ++---
Action
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Extras
Gefühl
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton
Ashley, seine Freundin Linda, seine Schwester Cheryl sowie ihre Freunde Scott und Shelly sind auf dem Weg in ein Haus im Wald, um dort ein paar nette Tage zu verbringen. Dieses Haus erweist sich als unheimliche Bruchbude, in deren Keller die Männer das "Buch der Toten" und ein Tonbandgerät finden, das Aufzeichnungen eines Wissenschaftlers zu diesem Buch enthält. Dummerweise hat er den sumerischen Inhalt auch vorgelesen, und beim Abspielen wecken die Fünf das unsagbar Böse, vor dem das Buch ausdrücklich warnt, denn es kann von Menschen Besitz ergreifen und sie in untote und mordlüsterne Wesen verwandeln. Genau das geschieht denn auch mit Cheryl. Die anderen können sie zwar im Keller einsperren, aber damit ist die Gefahr keineswegs gebannt. Für Ashley beginnt ein blutrünstiger Überlebenskampf, den er bis zum Morgengrauen durchhalten muss ...

Der erste "Evil dead"-Film stammt aus dem Jahr 1983, wurde ab 1979 mit Minimal-Budget gedreht und kam kurz nach Veröffentlichung ob seiner übermäßigen Brutalität auf den Index, wo er in seiner Originalversion bis heute steht. Dennoch gelang es Sam Raimi ("Spiderman"), mit diesem Film dem Splatterfilm-Genre seinen Fingerabdruck zu verpassen. Es gab irgendwann eine abgeschwächte Version, der zweite Teil von 1987 ist in Prinzip nur ein Aufguss des ersten mit sehr viel größerem finanziellen Aufwand, und 2004 erschien die vorliegende, "Neue Version" auf DVD mit der FSK-Freigabe ab 16.
Splatterfilme heißen so wegen ihrer Eigenschaft, die Kulissen mit viel Blut zu nässen und menschlichen Gliedmaßen und Innereien erweiterten Spielraum zu geben, indem sie vom Körper getrennt werden. Zu keinem Zeitpunkt der Produktion denkt irgendein Verantwortlicher darüber nach, den Film so zu drehen, dass Sechzehnjährigen ihr Mageninhalt erhalten bleibt, sie sind schlichtweg nicht für dieses Publikum gedacht. Um so paradoxer ist es nun, dass, um diesen Schocker einer breiteren Öffentlichkeit zugänglich zu machen, mit dem Film genau das gemacht wird, was die herausgeschnittenen Szenen zeigen: Er wird aufs Brutalste zerstückelt. Das Ergebnis ist immer noch verstörend, was an der gelungenen Atmosphäre, der beklemmenden Musik von Joseph LoDuca, der hervorragenden Kameraführung und den zahlreichen Psychospielchen liegt, die Hauptfigur Ashley über sich ergehen lassen muss. Aber es ist frustrierend, dass dem Zuschauer gewisse Informationen vorenthalten werden: Wir müssen uns vorstellen, was die untote Cheryl der armen Linda mit dem Bleistift antut, wir fragen uns, warum Ashley nach der zweiten Begräbnisszene so viel blutverschmierter und verwundeter ist als davor, und wir würden schon gerne wissen, was der ersten Begräbnisszene voraus ging, denn das wurde gnadenlos geschnitten. Wer das Original kennt, hat das eindringliche Schicksal des Bleistifts sehen dürfen, weiß, dass die "Leiche" bei der zweiten Begräbnisszene sich natürlich nicht ohne Gegenwehr unter die Erde bringen lässt und dass Scott gut mit der Holzfälleraxt umgehen kann. Er weiß darüber hinaus, dass Cheryl zu Beginn draußen im Wald von einem Baum vergewaltigt wurde, und kennt die für ein Budget von weniger als 500.000 Dollar durchaus beeindruckenden Special Effects ganz am Ende des Films, die uns auf dieser DVD bösartigerweise vorenthalten werden. Splatterfilme heißen, im Gegensatz zu normalen Horrorfilmen, eben deshalb so, weil hier der Horror nicht nur angedeutet, sondern das Blutbad möglichst ekelhaft in Szene gesetzt wird. Die vorliegende Version dieses Films ist eine Unverschämtheit. Darüber hinaus sollte man auch diese Fassung nicht ab 16 Jahren freigeben, denn der wahre Horror steckt eben in der Atmosphäre und ist verstörender als die aus heutiger Sicht eher armseligen Splatter-Effekte.

Zur Schauspielerleistung gibt es nicht viel zu sagen: Alle können angsterfüllt schreien und entsetzt gucken und wirken mit blutüberströmten Gesichtern ohnehin am besten, darüber hinaus verlangt das Drehbuch Bruce Campbell (Ashley), Ellen Sandweiss (Cheryl), Hal Delrich (Scott), Betsy Baker (Linda) und Sarah York (Shelly) auch keine Glanzleistungen ab. Campbell wurde mit der "Evil dead"-Reihe bekannt und hat auch später gerne mit Sam Raimi zusammen gearbeitet (etwa als Meisterdieb in den Serien "Hercules" und "Xena"), Delrich wirkt ein wenig wie der frühe Harrison Ford.

Das Bonus-Material ist lächerlich: Campbell und Raimi sowie der Film werden in Textformat vorgestellt, das bisweilen so schnell umblättert, dass nur die Pausetaste hilft. Die Indizierung wird mit keinem Wort erwähnt, schließlich war sie auf Deutschland beschränkt. Die DVD verfügt zwar über Kapitelwahl, aber - und das ist höchst ungewöhnlich - man kann weder Sprachen noch Untertitel wählen. Daneben gibt es einen sehr, sehr schlechten Trailer, endend mit dem Satz: "Der tollste Horrorfilm aller Zeiten - endlich wieder frei!" Ja, aber wie?
Um das Cover hat man sich auch keine großen Gedanken gemacht: Es ist zwar hübsch anzuschauen, zeigt aber keine Szene aus dem Film. Auf der Rückseite wird Campbell mit Motorsäge dargestellt, was die Hoffnung weckt, diese würde auch zerstückelnd zum Einsatz kommen. So viel muss ich verraten: Sie wird einmal zur Hand genommen, angemacht, dann entscheidet sich Ashley dagegen, sie einzusetzen, und wirft sie weg - das war?s.

Der Film ist Kult bei den Fans des Genres, beeindruckend für diejenigen, die Low-Budget-Produktionen und exzellente Kameraarbeit sehen wollen, und verhasst oder schlicht nicht bekannt beim Rest der Welt. Diese DVD scheint nur zu dem Zweck gepresst worden zu sein, um den Menschen von heute, die das Original nicht kennen, diesen Film zu verleiden: eine Zerstückelungsorgie, aber nicht im Film, sondern mit dem Film als Opfer. Das Splatter-Genre wird mit dieser Version verhöhnt, die Verantwortlichen erweisen sich als miserable Cutter und der Film, eigentlich sehr interessant gemacht, kommt enttäuschend daher. So ist die Gesamtwertung für dieses Medium nicht auf den Film selbst bezogen, sondern auf das, was aus ihm gemacht wurde. Wer Splatterfilme mag, sollte diese Fassung meiden, wer sie nicht mag, tut das sowieso - eigentlich gibt es für diese DVD keine Zielgruppe.
Die vorliegende DVD gab es in einem der großen deutschen Medienhäuser für 4,99 Euro, mehr sollte man dafür auch wirklich nicht ausgeben, sondern lieber zusehen, dass man irgendwie an das Original herankommt.

Stefan Knopp



DVD | Disc-Anzahl: 1 | Erschienen: 1. Oktober 2004 | FSK: 16 | Laufzeit: 70 Minuten | Originaltitel: The evil dead - part 1 | Preis: 4,99 Euro | Verfügbare Sprachen: Deutsch

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