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 Lapislazuli - Im Auge des Bären

Autoren: Volker Krappen
Illustratoren: Christoph Kanter
Verlag: VGS

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


In einer recht abgelegenen Alpengegend ist unvermittelt viel los: An einem Gletscher haben der Archäologe Dr. Czerny und sein Assistent Heckl ein uraltes, offensichtlich von einem Neandertaler bearbeitetes Bärenfell gefunden. Und Hochleitner, ein menschenscheuer Einsiedler aus der Gegend, entdeckt dort einen Meteoriten.
Wenig später kommt die zwölfjährige Sophie zu Beginn eines Wanderurlaubs in die Gegend. Sophie hat Ärger mit ihrem Vater, ihrer ungeliebten neuen Stiefmutter und der kleinen Stiefschwester - der Tochter von Dr. Czerny, was im Verlauf des Buchs von Bedeutung sein wird - und reißt in der Nacht aus der Wanderhütte aus, um den nächsten Zug zu ihren Großeltern zu nehmen. In der Dunkelheit erschrickt sie sich fast zu Tode, als sie auf ein sonderbares Geschöpf stößt, einen Jungen, der kein Mensch ist, sondern - ein Neandertaler!
Der Schreck beruht auf Gegenseitigkeit, doch dann freunden sich die beiden an und können sich sogar ein wenig verständigen, denn Bataa, der Neandertaler, spricht eine urtümlich anmutende Sprache. Er macht Sophie klar, dass es in der Nähe einen geheimen Ort gibt, an dem er zu seiner Sippe zurückfinden kann. Es stellt sich heraus, dass der Sonderling Hochleitner, den Sophie bereits flüchtig kennen gelernt hat, diesen uralten, mysteriösen Ort kennt und mit der Kultur der Neandertaler vertraut ist. Er weiß auch, dass die Energie des einschlagenden Meteoriten Bataa aus dem Schlummer im ewigen Eis geweckt hat. Aber Bataa stellt fest, dass er ohne sein Bärenfell nicht mit den Seinen in Kontakt treten kann.
Das Bärenfell befindet sich nun in dem Museum, in dem Dr. Czerny und Heckl arbeiten; der naiv-gutmütige Czerny und der skrupellose, vom Erfolgswahn besessene Heckl haben jedoch inzwischen herausgefunden, was für ein außergewöhnliches Wesen in den Bergen unterwegs ist, und Heckl will den lebendigen Neandertaler fangen, koste es, was es wolle.
Kann Sophie Bataa vor ihm schützen und das Fell finden, bevor es zu spät ist? Denn nur noch eine Nacht lang wird der Polarstern die richtige Position einnehmen.

Bei der hier vorliegenden Geschichte um Sophie, die mit ihrer familiären Situation nicht klar kommt, und Bataa, den aus dem Gletschereis erstandenen Neandertalerjungen, handelt es sich um das Buch zum gleichnamigen Film. Trotz des beträchtlichen Umfangs wird es nicht langweilig, denn die Spannung bleibt praktisch bis zum Schluss erhalten, insbesondere aufgrund der Aktionen des Assistenten Heckl, der klischeehaft, aber dem Rahmen der Geschichte noch angemessen auf dem schmalen Grat zwischen Genie und skrupellosem Wahn wandelt. Auch die Charaktere überzeugen; sie sind individuell und authentisch gezeichnet (natürlich mit Ausnahme des Neandertalers, dessen Authentizität sich nun einmal nicht nachprüfen lässt) und treten lebendig auf. Mit Sophie und ihren Problemen mit der Erwachsenenwelt können sich Kinder ihres Alters gut identifizieren, sie verkörpert zudem Mut und Solidarität, wichtige Eigenschaften.
Besonders beeindruckend erscheint die sorgfältig ausgeführte Figur des Neandertalerjungen Bataa: Der Autor hat offensichtlich aufwändig recherchiert, denn Bataas biologischer und kultureller Hintergrund entspricht dem aktuellen Stand der Forschung. Aspekte, die zwangsläufig mit Fiktion gefüllt wurden, passen sich gut in das anhand von wissenschaftlich nachprüfbaren Fakten gezeichnete Bild ein. Dem Autor ist es zudem gelungen, das Aufeinanderprallen von Kindern der Arten Homo neanderthalensis und Homo sapiens, vor allem aber die Konfrontation des Neandertalerjungen mit der modernen Kultur und Technik sensibel und realistisch darzustellen - Gedanken, die sich von den Lesern sehr gut weiterspinnen lassen und somit die Fantasie fördern.
Das Buch enthält übrigens zwei Serien farbiger Bilder aus dem Film, Schlaglichter aus den wichtigsten Szenen der Geschichte.
Insgesamt handelt es sich bei "Lapislazuli" also um ein packendes Kinderbuch mit interessanten Charakteren und einer Geschichte, deren ausgefallene Idee so realistisch wie möglich umgesetzt wurde.

Regina Károlyi



Hardcover | Erschienen: 01. September 2006 | ISBN: 3505123064 | Preis: 9,95 Euro | 317 Seiten | Sprache: Deutsch

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