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 DSA-Roman, Band 134: Tagrichter

Serie: DSA-Roman, Band 134
System: Das Schwarze Auge
Autoren: Dorothea Bergermann
Illustratoren: Anna Steinbauer
Verlag: Ulisses Spiele

Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Nach ihrem Abenteuer in Kyndoch zieht die Phex-Geweihte Adara zusammen mit ihren Begleitern, dem Magier und Phex-Akoluthen Faisal sowie dem jungen Novizen Ragnar, weiter nach Elenvina, einer Hochburg des Praiosglaubens. Doch kaum sind sie angekommen, werden sie erneut in dunkle Machenschaften verstrickt. Auch in Elenvina scheint ein unbekanntes Rauschmittel zu kursieren, und ein seltsamer Kristall mit unheiliger Ausstrahlung macht den Gottesdienern zu schaffen. Doch im Gegensatz zu Kyndoch lässt sich hier nicht so leicht ermitteln, denn die fanatischen Mitglieder des Ordens vom Bannstrahl Praios lauern überall darauf, vermeintliche Ketzer und Sünder aus dem Verkehr zu ziehen. Und zu allem Übel wird auch noch ein alter Rivale auf Adara und ihre Begleiter aufmerksam.

Bei "Tagrichter" handelt es sich um den zweiten DSA-Roman von Dorothea Bergermann und eine direkte Fortsetzung des Vorgängers "Nachtrichter". Nachdem die Autorin mit ihrem Erstlingswerk einen Achtungserfolg erzielt hat, liegt es nun an dem vorliegenden Band, ihren Ruf zu festigen. Und tatsächlich beginnt der "Tagrichter" sehr vielversprechend.

Neben dem bereits bekannten Ensemble Adara, Faisal und Ragnar hat diesmal Adaras Weihschwester Phejanca samt ihrer Großfamilie ihren ersten Auftritt. Die resolute Wirtin leitet - versteckt unter einer Gastwirtschaft - den örtlichen Tempel des Diebesgottes. Ein Großteil der Romanhandlung findet in und um Phejancas Domizil statt, das zwar als Rückzugsort der Protagonisten dient, aber auch nicht in jeder Situation Schutz bietet.
Die zweite große Interessengemeinschaft in dem Roman ist die Praios-Dienerschaft, allen voran der bereits bekannte Inquisitionsrat Praiodan, der den Phex-Anhängern nicht ganz so abgeneigt gegenübersteht. Sein Gegenpol ist der Bannstrahler Aureolus Hemger, der ein nicht geringes Interesse daran hat, Adara etwas anhängen zu können. Vor allem Hemger ist trotz seines latenten Fanatismus ein geheimer Sympathieträger des Romans, da er weder dem Klischee des Bannstrahlers entspricht, der stets mit der Fackel am Scheiterhaufen parat steht, noch als verständnisvoller, weltoffener Praiot auftritt. Dadurch wirkt er als Adaras Kontrahent glaubwürdiger als so mancher Paktierer.

Neben Adaras und Faisals Ermittlungen steht diesmal der Novize Ragnar im Mittelpunkt, der sich als Scheinstudent in das praiotische Rechtsseminar einschleicht, wo er sich prompt in eine junge Praios-Novizin verliebt. Gerade dieser Subplot ist ein Highlight des Romans, schafft er es doch, den tollpatschigen Novizen aus dem letzten Buch zum heimlichen Hauptcharakter zu machen. Aber auch Faisal kann sich durch seine schelmischen Taten einen Platz im Herzen des Lesers sichern. Der Fall Adara dagegen ist schon etwas komplizierter: Obwohl sie den Großteil des Romans eine eher passive Rolle einnimmt, kann sie nicht wirklich überzeugen. Trotz ihrer Schwächen und ihres eindeutig vorhandenen Charakters wird der Leser nicht richtig mit ihr warm, sie erscheint in ihrem eigenen Roman als Fremdkörper.

Während beim Vorgängerroman von vielen Seiten kritisiert wurde, dass Kyndoch als Handlungsschauplatz relativ farblos geblieben ist, kann dies bei Elenvina im "Tagrichter" mit gutem Gewissen verneint werden. Gerade durch die Dominanz des Praios-Glaubens wirkt die Stadt schon wesentlich plastischer, aber auch die Orte der Handlung sind diesmal stärker mit Leben gefüllt.

Ein Kritikpunkt sei allerdings auch bei diesem Roman angebracht. Während sich der Großteil der Handlung phexgefällig im Geheimen abspielt, ist das Finale fast schon unanständig öffentlich und actionreich angelegt. Zwar ist gegen einen zünftigen Endkampf nichts einzuwenden, doch wirkt dieses Grand Finale zu sehr nach Lehrbuch und beißt sich dadurch mit der eher gemäßigten Handlung. Vielleicht wäre eine ruhigere und weniger auffällige Auflösung besser gewesen - im Sinne Phexens auf jeden Fall. Zumal man sich wundern muss, wie in einer Stadt des Praios gewisse Dinge einfach so passieren können - ohne sofortiges Eingreifen der Bannstrahler.

Trotz kleiner Schwächen ist "Tagrichter" ein gelungener DSA-Roman und eine würdige Fortsetzung zum "Nachtrichter". Da auch hier gewisse Handlungsstränge offen bleiben, steht einer zweiten Fortsetzung mit Adara, Faisal und Ragnar wohl nichts im Wege. Den Leser würde es freuen.

Mit freundlicher Unterstützung von Ulisses-Spiele GmbH
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Markus Goedecke



Taschenbuch | Erschienen: 6. Oktober 2011 | ISBN: 978-3-89064-126-3 | Preis: 10,00 Euro | 384 Seiten | Sprache: Deutsch

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