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 Gartenzwerge e.V.

Autoren: Roman Mathar
Illustratoren: Georg von Westphalen
Verlag: Argentum

Cover
Gesamt ++++-
Aufmachung
Glück
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Spielregel
Strategie


Man fragt sich ja schon mal, wo die ganzen Gartenzwerge denn eigentlich herkommen. Das vorliegende Spiel zeigt quasi dokumentarisch, was eigentlich in Schrebergartenvereinen vor sich geht. Es geht um Blüten und sexuelle Dienstleistungen, um die Zucht von Gartenzwergen.

Zwei bis sechs Gartenzwergbesitzer sind Mitglieder des Gartenzwerge e.V., und alle mühen sich um den goldenen Zwerg, denn wer den besitzt, der gewinnt das Spiel. Jeder Spieler hat zwei Zwerge, einen Garten und einen Schuppen, der wann immer möglich gegen jede Sitte mit einem oder mehr Pärchen an Gartenzwergen besetzt wird, und dabei kommt dann immer ein neuer Gartenzwerg heraus.
Im Garten können die Zwerge arbeiten, aber sie erbringen nur fünfzig Blüten - Blüten sind die geheime Schrebergartenwährung, von der bisher auch noch niemand was wusste -, während sie in jeder Runde hundert Blüten kosten, schließlich sind Gartenzwerge gefräßig.
Jeder Gartenzwergzüchter beginnt mit zwar mit zwei Zwergen, aber untereinander dürfen diese Zwerge nicht für Nachwuchs sorgen. Und so beginnt eine fröhliche Zuhälterei. Die einen bieten ihre Zwerge zur Zucht an, um Blüten zu gewinnen, die anderen kaufen Zwerge aktiv ein, um ihre Zwerge zu erfreuen und neue Zwerge zu züchten. An die Seelen der prostituierten Zwerge denkt bei diesem Spiel mal wieder niemand.
Und so versuchen alle, immer einen ranghöheren Zwerg zu züchten als die bisher im Spiel befindlichen, und ärgern sich ganz furchtbar, wenn sie an einen Faulzwerg geraten, der weder im Garten arbeitet, noch zu Zuchterfolgen führt.
Und da es auch noch ständig Wettbewerbe gibt, bei denen die schönsten - na ja, eigentlich die ranghöchsten - Zwerge noch viele Blüten gewinnen, ist eine harte Konkurrenz um Mützenfarben und viele Blüten wahrlich vorprogrammiert.

"Gartenzwerge e.V." basiert auf Karten und ist in dieser Hinsicht beim ersten Sortieren noch ein wenig verwirrend, denn da gibt es alle möglichen Zwerge für bis zu sechs Spieler, dann noch fünf Stapel mit Zuchtzwergen, zwei Stapel mit Ereigniskarten, dazu Spielgeld und Bietchips, mit denen man seine Gebote festlegt. Wenn das ganze Material aber erst mal bewältigt und die kurze, aber nichtsdestotrotz komplizierte Anleitung so halbwegs verstanden ist, dann beginnt ein sehr schnell sehr witzig werdendes Spiel, in dem man viel mit den Mitspielern interagieren muss, denn man kann den anderen die Wettbewerbe verderben, kann mit hohen und niedrigen Geboten zusammenarbeiten, aber auch jegliche gemeinsame Züchtung verhindern. Und da man einerseits das Ziel durch gute Züchtung, andererseits aber auch durchs Anhäufen von viel Geld erreichen kann, gibt es sogar eine Menge verschiedener Wege, auf denen man sein Ziel erreichen kann.
Die große Spanne von zwei bis sechs Spielern ist genauso hervorzuheben, wie die liebevolle Gestaltung der Karten, speziell auch der teilweise recht netten Ereigniskarten. Für zwei Spieler gibt es sogar noch ein Extraregelblatt, damit das Bieten nicht zur Langeweile verkommt, wird ein virtueller Spieler, der Herr Schmiedel, ins Spiel eingebaut.
Einzig die recht langen Runden stören manchmal ein wenig, die ganzen Kleinigkeiten, die jede Runde gemacht werden müssen. Und die Materialfülle ist wahrscheinlich nicht zu vermeiden, bedeutet aber für ein Spiel ohne Brett einen enormen Platzaufwand. Der einzige wirklich härtere Kritikpunkt ist die komplizierte Anleitung, die seltsam unstrukturiert wirkt, obwohl sie sich doch genau an den Ablauf der Spielrunden hält. Hier hätte ein klarer Überblicksteil viel geholfen, in dem schon mal das Spielprinzip klar gemacht worden wäre.

Ein witziges und kurzweiliges Spiel mit einem deutlichen taktischen Teil, aber auch mit einigem Glück verbunden - wer weiß schon, was man so züchtet? -, das sicherlich mehr als einmal richtig Spaß macht. Vor allem das erfrischende Thema, die vielen zweideutigen Assoziationen und die vielen Interaktionen machen das Spiel zu einem Tipp für fröhliche Spielerunden.

Holger Hennig



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