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 Liebeskummer auf indisch


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis


Devi hat eine Liste aufgestellt, in der sie alle Punkte, die dafür oder dagegen sprechen, aufgeschrieben hat. Doch generell ist es eigentlich egal. Sie hat ihren Job verloren, wieder einmal, weil sie in ein neues Unternehmen investiert hatte, das pleite gegangen ist. Ihre Beziehungen waren bisher eine einzige Katastrophe. Und dann hatte sie auch noch ihr Baby verloren, das sie lediglich drei Monate lang in ihrem Bauch tragen durfte. Die Tatsache, dass sie haushoch verschuldet ist und deswegen keine Miete zahlen kann, fällt im Gegensatz dazu dann kaum mehr ins Gewicht. Ihr Entschluss steht fest: Sie wird sich in der Badewanne umbringen. Doch selbst dieses Mal muss sich ihre nervende Mutter ungebeten einmischen.

Denn Saroj hat einen Schlüssel zu der Wohnung ihrer Tochter. Daran hatte Devi gar nicht mehr gedacht, da seit einigen Wochen selbst die spontanen und unangekündigten Besuche ihrer Mutter ausgeblieben waren. Wenn sie den Riegel vorgelegt hätte, wäre das alles nicht passiert. Hinterher ist man eben immer klüger. So jedenfalls findet Saroj ihre Tochter blutend in der Badewanne liegen und ruft den Notarzt, der sie wieder ins Leben zurückholen kann.

Statt also endlich alles hinter sich lassen zu können, muss sich Devi nun mit der Verzweiflung und Ratlosigkeit ihrer indischen Familie herumschlagen. Weil ihre Mutter in der Rolle des Lebensretters aufgeht und unerträglich wird, ist es schön, die warme Geborgenheit ihrer Großmutter Vasu spüren zu können. Avi, Devis Vater, leidet stumm um seine verzweifelte Tochter, während ihre Schwester Shobha ihre wütenden Hasstiraden gegen Devi singt. Doch als Devi aus dem Krankenhaus wieder nach Hause zu ihren Eltern entlassen wird, nicht mehr spricht und anfängt zu kochen, ist das erst der Anfang der Veränderungen, die ihre ganze Familie mit einschließen.

"Liebeskummer auf Indisch" ist eine turbulente und unterhaltsame Geschichte über eine indische Familie in Amerika. Deren festgefahrene Verhaltensweisen brechen auf, als die jüngste Tochter einen Selbstmordversuch wagt. Als sie zurück in den Schoß der Familie kehrt, schweigt sie, um nicht die Gründe für ihren Todeswunsch darlegen zu müssen. Stattdessen nimmt sie das ureigene Territorium ihrer nervenden Mutter, die Küche, in Beschlag und kocht für die ganze Familie. Aber auch der Rest der Großfamilie ändert sich, als alle zusammenrücken um Devi soviel Unterstützung wie möglich zu geben. Hierbei brechen alte Wunden wieder auf, lang aufgeschobene Diskussionen werden geführt und lebensverändernde Entscheidungen getroffen.

Der Leser selbst steht mitten drin im Geschehen und liest begeistert die Erlebnisse der lebendig geschilderten Charaktere. Die einzelnen Rezepte, die Devi in ihrer stummen Phase kreiert, werden extra aufgeführt, so dass sie auch vom Leser nachzukochen sind. Einzelne indische Begriffe sind in den Roman eingestreut und verleihen ihm mehr Authentizität, werden aber am Buchende einzeln übersetzt.

Ein lesenswerter Familienroman. Trotz des recht traurigen Anfangs des Buches hat der Roman auch seine lustigen und unterhaltsamen Seiten. Wer einmal in den lauten und turbulenten Alltag einer ungewöhnlichen indischen Familie eintauchen möchte, der ist mit diesem Buch gut beraten.

Daniela Hanisch



Taschenbuch | Erschienen: 01. Dezember 2006 | ISBN: 3404155971 | Originaltitel: Serving Crazy With Curry | Preis: 7,95 Euro | 334 Seiten | Sprache: Deutsch

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