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 Murderball

Produzenten: Jeffrey Mandel
Regisseure: Henry Alex Rubin, Dana Adam Shapiro
Verlag: Epix

Cover
Gesamt ++++-
Action
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Extras
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton


Murderball gilt als eine der härtesten Sportarten der Welt. Es gibt eigene Meisterschaften und nationale Ligen, es ist sogar eine eigene olympische Disziplin. Nur heißt die Sportart nicht mehr offiziell Murderball, sondern Rollstuhlrugby, und sie ist auch nicht bei den eigentlichen Olympischen Spielen vertreten, sondern bei den Paralympics. Rollstuhlrugby wird ausschließlich von Querschnittsgelähmten im Rollstuhl, so genannten Tetraplegikern, gespielt. Ziel des Spiels ist es, so viele Punkte wie möglich zu machen, indem man einen Ball ans gegnerische Ende des Spielfelds bringt, wovon einen die Konkurrenten durch derbe Rammmanöver abzuhalten versuchen.
Das Team der Vereinigten Staaten ist schon seit geraumer Zeit ungeschlagener Meister des Sports. Doch nun werden sie von den Kanadiern herausgefordert, deren Team ausgerechnet unter der Leitung des ehemals besten amerikanischen Rollstuhlrugby-Spielers, Joe Soares, steht. Die Dokumentation "Murderball" folgt Joe Soares und den amerikanischen Spielern um Mark Zupan, Andy Cohn und Scott Hogsett, beobachtet ihren Alltag als Behinderte, ihre Begeisterung für ihren Sport und die erbitterte Konkurrenz zwischen den beiden verfeindeten Teams. Ein Duell, das sich bei den Paralympics 2004 in Athen entscheidet.


Wer Behinderte und Querschnittsgelähmte nur als bemitleidenswerte, hilfs- und pflegebedürftige Mitmenschen ansieht, der sollte sich unbedingt die sehr gute Dokumentation "Murderball" angucken. Diese Rollstuhlfahrer um Mark Zupan und Joe Soares sind alles andere als unglücklich oder gar von Selbstmitleid zerfressen. Sie haben Freundinnen, sie fluchen wie die Rohrspatzen, sie haben Spaß miteinander, sie genießen ihr Leben, sie lieben ihren Sport. Denn beim Rollstuhlrugby kracht es ordentlich! Die Spieler nehmen keine Rücksicht, wenn sie in ihren modifizierten Schlachtrollstühlen aufeinander krachen und den Gegner in der Absicht, an den Ball zu kommen, umwerfen. Bereits die ersten, rasant geschnittenen, von Heavy Metal unterlegten Minuten machen klar: In diesem Film wird man sich von seiner ursprünglichen Sicht auf körperlich Behinderte verabschieden müssen.

Dabei zeigt "Murderball" natürlich nicht nur gut gelaunte Athleten. Nebenbei verfolgt der Film noch Keith, einen jungen Mann, der nach einem Motorradunfall selbst seit vier Monaten querschnittsgelähmt ist und das schwere Leben als Tetraplegiker erst kennen lernen muss. Mit ihm zusammen bekommt man einige interessante Fragen beantwortet, die man sich vielleicht nie getraut hätte, Behinderten zu stellen, etwa: Können Querschnittsgelähmte noch schwimmen gehen? Wie organisiert man ohne Arme und Beine den eigenen Haushalt? Und vor allem: Wie funktioniert eigentlich Sex als Behinderter? Doch trotz all der ermutigenden Antworten auf diese Fragen zeigt sich Keiths Gesicht bekümmert und traurig, denn noch bietet sich ihm keine Perspektive in diesem neuen Leben, in dem nichts mehr so ist, wie es einmal war.
Und der Film zeigt noch weitere dunkle Seiten. Joe Soares etwa mag zwar ein genialer Spieler sein, doch er tritt auch als arroganter Coach und als harter Vater auf, der von seinem Sohn eine Menge verlangt, obwohl dessen Interessen ganz woanders liegen. Mark Zupan dagegen ist damals durch einen Unfall an den Rollstuhl gefesselt worden, den sein bester Freund verursacht hatte. Dieser bekam daraufhin ein so schlechtes Gewissen, dass er über zehn Jahre lang den Kontakt zu Mark scheute.

Wenn man es nicht besser wüsste, müsste man behaupten, dass "Murderball" geskriptet sei. Die Human Interest-Geschichten der Hauptfiguren, die Auflösung der Konflikte und nicht zuletzt die spannenden Duelle zwischen den USA und Kanada wirken wie aus einem Hollywood-Sportfilm, da sich meistens alles in der letzten Sekunde entscheidet, tragische Situationen ein gutes Ende nehmen. Es wirkt wie Fiktion - und trotzdem ist alles echt. Die besten Dokumentationen sind halt immer noch die, die nicht nur die nackten Fakten erzählen, sondern einen auch emotional einbinden können. "Murderball" schafft beides: Man erfährt so einiges über das Leben nach der Querschnittslähmung und ist gleichzeitig von diesen Menschen und von dieser Geschichte gefesselt. Der Film wurde 2006 zu Recht für den Oscar als beste Dokumentation nominiert!


Den Film gibt es komplett synchronisiert und in Englisch mit optionalen Untertiteln, was die zu bevorzugende Variante ist, da die deutschen Sprecher eher nüchtern sind. Die Tonspuren dazu sind jeweils einmal in Stereo und in Dolby Digital 5.1 enthalten. Letztere kommt bei der Musik des Films ganz gut, ist aber ansonsten ohne Bedeutung.
Das Bild ist recht grobkörnig geraten, was sich allerdings nur auf leistungsfähigen Displays wirklich störend bemerkbar macht.

Sehr erfreulich ist dafür das Bonusmaterial ausgefallen. Neben einem "Behind the Game"-Special, das viel vom Film wiederholt, gibt es noch ein interessantes Interview mit Joe Soares, einige entfallene Szenen, die Biografien der Spieler und vor allem ein zwanzigminütiges Special der Serie "Jackass". Wann hat man schon das letzte Mal gesehen, wie sich Männer in Rollstühlen gegenseitig mit Elektroschockern traktieren?
Außerdem gibt es gleich zwei Audiokommentare über den gesamten Film, einen mit den Spielern und einen mit den Filmemachern. Ersteren kann man getrost überspringen, der letztere bietet jedoch einige interessante vertiefende Informationen.

Julius Kündiger



DVD | Disc-Anzahl: 1 | Erschienen: 01. Februar 2007 | FSK: 12 | ISBN: 4047879330179 | Laufzeit: 82 Minuten | Preis: 20 Euro | Untertitel verfügbar in: Deutsch | Verfügbare Sprachen: Deutsch, Englisch

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