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 Cypher


Cover
Gesamt ++++-
Action
Anspruch
Bildqualität
Brutalität
Extras
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Ton
Morgan Sullivan, in den besten Jahren und vom Eheleben gefrustet, lässt sich von dem großen und mächtigen Konzern Digicorp Technology als Industriespion einstellen. Er soll unter neuer Identität den Konkurrenten Sunways Systems bespitzeln und wird hierzu mit einem Sender in diverse Kongresse eingeschleust. Das gibt ihm den Kick, und als er die verführerische und geheimnisvolle Rita kennen lernt, scheint das Spionageleben so zu sein, wie er es sich erträumt hat.
Dann entpuppt sich Rita als Agentin im Auftrag eines Unbekannten, die Morgan vor den Machenschaften von Digicorp warnt. Eine Spritze von ihr, und er erfährt einen dieser Kongresse als Massen-Gehirnwäsche. Den Sender dabei ausgeschaltet, wird ihm später trotzdem bestätigt, dass alles aufgezeichnet wurde.
Morgan beginnt eine gewagte Suche nach den Hintergründen all dieser Vorgänge, die ihn zu verschiedenen obskuren Parteien führt und ihn zugleich immer mehr an seiner eigenen Identität zweifeln lässt. Rita steht ihm immer mal wieder zur Seite, aber welches Ziel verfolgt sie dabei?

Einige Jahre nach seinem Independence-Erfolg "Cube" liefert Regisseur Vincenzo Natali mit "Cypher" einen düster-beklemmenden und gekonnt verwirrenden Science-Fiction-Thriller ab, führt seine Zuschauer an der Nase herum und wartet mit einem überraschenden Finale auf.
Cypher bedeutet übersetzt "Ziffer", aber auch "völlig unbedeutender Mensch" und spielt hier unter anderem auf die Gleichgültigkeit und Beliebigkeit an, mit der Großkonzerne im Film die Menschen manipulieren, so weit, bis sogar ihre Identität unbedeutend wird. Ein bisschen Wirtschafts- und Gesellschaftskritik kann man dem Film damit nicht absprechen.
In der kalten Optik des Films agiert Hauptdarsteller Jeremy Northam ("Gosford Park", "Mimic") hervorragend in der Rolle des Morgan Sullivan, dem das anfangs noch recht verspielte Lächeln sehr bald vom Gesicht geweht wird. Und Lucy Liu kann hier endlich mal zeigen, dass sie noch anders kann als die ewig zickige Anwältin neben "Ally McBeal", dümmlich prügelnd als einer der "Drei Engel für Charlie" und schwertschwingend in "Kill Bill". Sie bleibt den ganzen Film über undurchschaubar, bis am Ende ihre Motive offenbar werden.
Es gibt auch ein wenig Action in dem Film, der ausschließlich aus Sullivans Perspektive erzählt wird, aber der große Reiz liegt in der Atmosphäre, der Spannung um das Verwirrspiel mit Sullivans Identität und den teils skurrilen Szenen, von denen die Massen-Gehirnwäsche und der Diebstahl einer Daten-Disc aus einer hochmodernen unterirdischen Anlage am meisten herausstechen.
Die Filmmusik stammt von Michael Andrews, der schon ein Jahr vor diesem Film für "Donnie Darko" den optimalen Ton traf. Diesen Stil hat er auch in "Cypher" verwendet, und auch hier passt die Mischung aus trist-melancholischem Piano und kalten Synth-Kaskaden wieder hervorragend.

Die Extras auf der DVD sind nicht weiter erwähnenswert, Trailer, ein paar Biographien in Textform und Programmhinweise, das ist nicht wirklich viel.

Der Film gleicht das mühelos aus: "Ein faszinierender Trip an die Grenzen der Vorstellungskraft", so steht es auf der Rückseite der DVD-Hülle - dem ist kaum noch was hinzuzufügen. Gute Darsteller, kalte Atmosphäre, eine spannende Story, die man wohl erst beim zweiten oder dritten Sichten vollständig durchschaut, da ist alles drin, was man von einem hintergründigen Sci-Fi-Thriller erwartet. Den Goldenen Raben beim Internationalen Festival des phantastischen Films in Brüssel hat er jedenfalls zu Recht gewonnen.

Stefan Knopp



DVD | Disc-Anzahl: 1 | Erschienen: 1. Dezember 2003 | FSK: 16 | Laufzeit: 92 Minuten | Originaltitel: Cypher | Preis: 5,45 Euro | Untertitel verfügbar in: Deutsch, Englisch, Deutsch für Hörgeschädigte | Verfügbare Sprachen: Deutsch, Englisch, jeweils in DD 5.1, headphone-surround

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