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 Maritime Zeitzeugen-Buchreihe "Seemannsschicksale", Band 30: Schiffe, Häfen, Mädchen

Seefahrerportraits und Erlebnisberichte von See


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis


Seit bereits über fünfzehn Jahren erscheinen Jahr für Jahr in der maritimen Zeitzeugen-Buchreihe Erlebnisberichte von Seemännern, die einen großen Teil ihres Lebens auf allen möglichen Arten von Schiffen verbracht haben und dementsprechend durch die Weltgeschichte gesegelt sind.
In Band 30 erzählt Günter Elsässer von seinen Erlebnissen auf hoher See und von entfernten Ländern, ihren Kulturen, Lebensweisen, aber vor allem verliert er viele Worte über die fremden Menschen, die weit weg von uns unter ganz anderen Bedingungen leben.
Das Buch "Schiffe, Häfen, Mädchen" ist sehr einfach broschiert. Die Seiten werden schwach zusammengehalten und können bei leichtem Ziehen sehr schnell herausfallen.
Ebenso sind die Illustrationen im Inneren des Buches lediglich schwarz-weiß.

Günter Elsässers Erzählung beginnt in Hamburg anno 1956. Als mittelloser Jungspund kratzt er sein verbliebenes Geld zusammen und macht sich auf den Weg zum Hafen. Nach einem kurzen Gespräch befindet er sich einige Zeit später als Maschinenjunge auf der M.S. Quartett.
Nachdem die ersten Schwierigkeiten auf dem Schiff überwunden sind, kann Elsässer anfangen, die Fahrt über den großen Teich hinweg nach Ecuador zu genießen. An seine anfängliche Arbeit als Maschinenjunge gewöhnt sich Elsässer relativ schnell und kurze Zeit später geht es für ihn dann richtig los. Erster Anlaufpunkt ist der Hafen von Curaçao auf den Niederländischen Antillen.
Der Landgang ist eine komplett neue Erfahrung für Elsässer. In einem fremden Land, dessen Sprache er nicht mächtig ist, mit nicht viel Geld und keinem Koordinationsverständnis machen sich er und seine Schiffskollegen auf, um den Landgang zu genießen. Während das Schiff gelöscht wird, betritt Elsässer zum ersten Mal in seinem Leben einen anderen Kontinent. Kaum an Land gegangen, wird die gesamte Mannschaft von hübschen Mädchen in die verschiedensten Bars gelockt, bevor sie am nächsten Tag wieder weiterfahren. Sie passieren den Panamakanal und erreichen schließlich ihr Ziel, Guayaquil. Dort angekommen laden sie Bananen auf und machen sich auf die weniger spektakuläre Heimreise.
Nach einigen weiteren Seefahrten nach Südamerika beschließt der junge Seefahrer, sich einer neuen Herausforderung zu stellen. Mit einem ziemlich alten Schiff, der Ditmar Koel, geht die Reise am Kap der Guten Hoffnung vorbei nach Indien.
Auf der Ditmar Koel arbeitet Elsässer als Reiniger, später als Ölheizer, was anfänglich äußerst ekelhaft ist, aber mit der Zeit immer mehr zur Routinesache mutiert.
Unterwegs nach Fernost machen sie unter anderem Stopps in Dakar, Kalkutta, Vietnam, wo sie einige turbulente Tage verbringen, eine Nacht müssen sie auf einem Polizeirevier verbringen, und schließlich Indonesien. In Indonesien wartet auf die Schiffsbesatzung leider eine schlechte Nachricht. Bevor sie an Land gehen, müssen alle Tiere, die Vögel, die sie in vorherigen Häfen eingekauft haben, getötet werden. Elsässer, dessen Kabine einem Zoo gleicht, fühlt sich anschließend von einer unheimlichen Stille umfangen, jetzt, da Papageien und alle möglichen Arten diverser Vögel nicht mehr sind. Anschließend geht es diesmal durch den Suezkanal wieder in Richtung Heimat.
Nach einem langen Aufenthalt in Italien geht es dann nach Kanada und durch den Panamakanal zurück nach Hamburg. Hier verabschiedet sich Elsässer von seiner Mannschaft und wechselt, erneut als Ölheizer, auf den Dampfer Reinbek.
Mit diesem Dampfer fährt er in die Dominikanische Republik, auf die Insel Grenada, nach Fortaleza, New York, Piräus, zur Elfenbeinküste, in viele afrikanische Länder und letztendlich nach Marseille, bevor wieder der Hamburger Hafen angesteuert wird.
Sein nächstes Schiff heißt Ellerbek und er tritt diesmal den Dienst eines Kesselwärters an, der wesentlich besser bezahlt ist. Mit diesem Dampfer geht es nach Rotterdam, Trinidad und Tobago, in die Karibik und sogar in den Dschungel. Besonders hervorzuheben ist der Karneval in Trinidad, der schön und detailreich beschrieben wird. Hier besonders hervorzuheben sind natürlich, wie der Titel schon verrät, die aufreizend hübsch gekleideten Mädchen, die Elsässer anscheinend fasziniert haben.
Die letzte große Reise tritt Elsässer dann auf dem Dampfer Regina an. Seine letzten Abenteuer erlebt er als dritter Ingenieur in Rotterdam, Kroatien, Kuba, La Palma und schließlich Dakar.

Mit dieser letzten Reise endet auch das "Tagebuch". Denn als solches lässt sich das Buch wunderbar lesen. Der Schreibstil des Autors ist einfach, verständlich und vor allem interessant. Elsässers Erzählungen schlagen den Leser von Anfang an in den Bann und lassen ihn auch so schnell nicht mehr los. Vor allem denjenigen, welche die Welt besser kennen lernen wollen, ist das Buch nur zu empfehlen. Neben den vielfach beschriebenen Arbeiten, die Elsässer auf den Schiffen zu verrichten hatte, kommen die landschaftlichen Beschreibungen auf keinen Fall zu kurz. Die interessantesten Dinge sind allerdings die nächtlichen Eskapaden, die nicht nur witzig und humorvoll, sondern auch ergreifend und schön erzählt sind. Neben den verschiedensten Vorkommnissen mit der Polizei sind vor allem die ortsüblichen Märkte und Feste die Highlights des Buches. Elsässer weiß seine Erlebnisse gut formuliert in Worte zu fassen, sodass teilweise sogar ein bisschen Spannung aufkommt.
Dank der vielen Illustrationen auf den Seiten kann sich der Leser ein sehr gutes Bild von den beschriebenen Dingen machen und somit einen Einblick in fremde Kulturen und Gewohnheiten gewinnen. Was für uns manchmal selbstverständlich ist, ist in vielen Ländern, vor allem in Afrika, Luxus.
Am Ende des Buches befindet sich ein Fremdwörterverzeichnis, um die Sprache der Seemänner verstehen zu können, der sich Elsässer ein ums andere Mal bedient.

Zum Schluss bleibt festzuhalten, dass "Schiffe, Häfen, Mädchen" ein wunderschönes Reisetagebuch ist, das dem Leser einen Kurzeinblick in verschiedene Kulturen gewährt.
Einen Stern Abzug gibt es für den nicht ganz perfekten Umschlag und den Zusammenhalt der Seiten. An Elsässers Schreibstil ist jedoch nichts auszusetzen.

Martin Hammerschmidt



Taschenbuch | Erschienen: 01. März 2007 | ISBN: 9783000211539 | Preis: 12 Euro | 237 Seiten | Sprache: Deutsch

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