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 Werft Eure Hoffnung über neue Grenzen

Theater im Schweizer Exil und seine Rückkehr

Autoren: Brigitte Bruns
Verlag: Henschel

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Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Preis - Leistungs - Verhältnis


Wie groß der Verlust an Kultur ist, den die Nazis Deutschland zugefügt haben, ist kaum irgendwie in Worte zu fassen. So viele Literaten, bildende Künstler, Schauspieler und Musiker wurden ermordet oder zur Flucht gezwungen. Eine nicht ganz geringe Menge jüdischer und kommunistischer Theatermacher ging in die Schweiz, und deren Spuren hat Brigitte Bruns in einem großformatigen Band nachverfolgt, der die Entwicklung des Theaters in der Schweiz und der Widerstände hier und schließlich die Rückkehr der Schauspieler, Regisseure und Bühnenbildner in ein verwüstetes Heimatland.

Zürich in den dreißiger Jahren des letzten Jahrhunderts war ein Wohnort mit wahrer literarischer Prominenz. Gleich einige Manns waren da, unter anderem Thomas und Klaus. Dazu Carl Zuckmayer und Else Lasker-Schüler.
Aber auch viele Schauspieler, deren Namen man heute nicht mehr kennt, Regisseure und was man sonst noch so für Theater braucht. Damit verdrängten die Emigranten auch einiges an Schweizer Schauspielern, es gab Reibereien. Auch in der Schweiz gab es Nazis, speziell die so genannten Frontisten, und die machten natürlich Druck auf Behörden und Theaterintendanten, und trotzdem war die Schweiz der einzige Ort, an dem das deutschsprachige Theater sich noch frei entfalten konnte. Sicherlich auch kein Wunder, dass nach dem Krieg einige der markantesten deutschsprachigen Dramatiker Schweizer waren, Dürrenmatt zum Beispiel, oder Max Frisch.
Die Spuren, die Geschichte aus dem Exil, das wirklich keine Kleinigkeit war, schildert Brigitte Bruns mit dem nötigen Nachdruck. Teilweise mussten auch in der friedlichen Schweiz die Schauspieler am Rande der Existenz in bitterer Armut leben und ungeheuer viel arbeiten. Es gab so viel Konkurrenz, dass es sich keiner leisten konnte, irgendein Engagement nicht zu spielen, und Probleme mit der Fremdenpolizei der Schweiz gab es für manchen auch.

Brigitte Bruns schreibt ausführlich, und damit manchmal auch langweilig, über die vielfältige Theaterszene, die sich in einer seltsamen Zeit in der kleinen Schweiz entwickelte. Zusammen mit vielen Fotodokumenten und Reproduktionen von Programmen entsteht ein umfassendes Bild einer Zeit und Situation, die schon wieder selbst einen Dramatiker locken könnte, darüber Theater zu machen.

Holger Hennig



Softcover | Erschienen: 01. März 2007 | ISBN: 9783894875718 | Preis: 24,90 Euro | 208 Seiten | Sprache: Deutsch

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