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 Der Geist der Bücher


Cover
Gesamt +++--
Anspruch
Aufmachung
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Ein Buch, das den "Geister der Bücher" beschwört, muss auch so aussehen. So kann man sich die Idee des List-Verlages denken, die ein wirklich luxuriös aufgemachtes Buch entworfen haben, vom Lesebändchen bis zum üppigen Prägecover ist alles dabei. Jetzt muss der Inhalt nur noch der tollen Austattung entsprechen, und das Buch wird ein Hit.

Ben ist Vollwaise und lebt seit dem Tod seiner Eltern nicht mehr in Hamburg, sondern in New York bei seiner Tante Lynn. Die ist Schriftstellerin und geht dem Teenager manchmal ziemlich mit der Literatur auf die Nerven. Aber eines Morgens ist Tante Lynn wirklich seltsam, und als Ben auf dem Weg zur Schule ist, meint er ihre Hilfeschreie zu hören. Als er zurückkommt, ist sie verschwunden, nur die eine Hälfte ihres uralten Amuletts steckt noch in einer Ausgabe von Romeo und Julia. Kaum hat er das Bändchen angefasst, so findet er sich in Verona wieder, und ziemlich mittelalterlich sieht es hier auch aus. Ein gewisser Mercutio nimmt ihn an die Hand und bald sehen sie, wie Romeo von seltsamen Kriegern mit feurigen Augen ermordet wird. Zusammen mit Mercutio und Julia rettet Ben sich hinter eine seltsame Tür ...

... und kommen auf einem Schiff heraus, einem Walfänger, und machen Bekanntschaft mit Kapitän Ahab. Der will sie allerdings kielholen lassen, da müssen sie also auch fliehen, und als sie auf einer Insel stranden, werden sie einigermaßen enttäuscht von Robinson Crusoe empfangen. Auch dort tauchen die seltsamen Schattenkrieger auf. Robinson und Freitag opfern sich heldenmütig, denn Ben und sein halbes Amulett müssen beschützt werden. Sie fliehen in den Dschungel und treffen auf ein Dampfboot, auf dem ein gewisser Marlow mitfährt, sie sind also im Kongo angekommen und suchen einen Mr. Kurtz, der ihnen auch bald sterbend vor die Füße fällt. Er sagt, sie sollen das Amulett übergeben ...

Ein wilder Ritt durch die Literatur. Ben und seine ziemlich fiktiven Freunde - und natürlich verliebt er sich in Julia - fahren auf einer Achterbahn, die auch La Mancha, das London des Oliver Twist und die Studierzimmer von Faust und Werther beinhaltet. Da geht auch einiges drunter und drüber, allerdings ist es dennoch so eine Sache mit der Spannung. Denn so eine klare Richtung haben die Freunde nicht. Zwar gibt es an der einen oder anderen Stelle Hinweise, denen Ben versucht nachzugehen, aber vieles ist doch ein Abspulen von möglichst vielen literarischen Werken, ohne großer Geschichte dahinter.
Dabei ist das Buch gut lesbar und interessant, und vor allem, wenn man so ziemlich alle literarischen Figuren, die auftauchen, kennt, muss man weiterlesen, keine Frage. Aber so richtig faszinieren kann es nicht, dafür ist es zu sehr Konzept und zu wenig Kunst. Die Figuren haben nicht viel Substanz und manchmal will das Buch auch zu sehr über die Klassiker belehren, die es besucht.
Ein schönes Buch zum Lernen über die Literatur, als Buch für sich reicht es nicht, ist einfach zu oberflächlich. Nicht ganz das, was der Einband verspricht.

Holger Hennig



Hardcover | Erschienen: 01. August 2007 | ISBN: 9783471789483 | Preis: 19,90 Euro | 299 Seiten | Sprache: Deutsch

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