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 Die Drachenbändiger von Zavandor

Autoren: Hanno Girke
Verlag: Lookout Games

Cover
Gesamt ++---
Anspruch
Aufmachung
Glück
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung
Spielregel
Strategie


Ein Kartenspiel, bei dem die Spieler selbst zur Gestaltung beigetragen haben - das klingt eigentlich nach einer schönen Idee. Jedoch birgt dieses Konzept so einige nicht zu verachtende Macken, die "Die Drachenbändiger von Zavandor" letztendlich zu einem nahezu unbrauchbaren Produkt machen, woran freilich auch das Spiel selbst schuld ist.

[imgleft]images/UploadGrafiken/DrachenbaendigerZavandor1.jpg[/imgleft] Der Verlag Lookout Games scheint irgendwann einmal geplant zu haben, eine ganze Reihe von Spielen um die Welt Zavandor herum zu veröffentlichen, in der bereits das erfolgreiche Strategiespiel "Das Zepter von Zavandor" spielte. Mit diesem Titel haben die vorliegenden "Drachenbändiger" jedoch bis auf die Welt rein gar nichts zu tun, weder vom Genre noch von der Geschichte her. Diese ist jedoch wie beim anderen Zavandor-Titel wieder sehr ausführlich und fast schon länger als die eigentliche Spielanleitung geraten. Im Spiel geht es demnach um die Tradition des Drachenfestes in Zavandor, zu dem wackere Recken ausziehen, um die meisten Drachen für das Fest einzufangen und zur Schau zu stellen.

Im Spiel läuft das so ab, dass die Spieler gemeinsam versuchen, 30 verschiedene Drachen zu bändigen. Jedoch kann nur ein Spieler den Lindwurm auch bekommen. Pro Runde wird eine Drachenkarte umgedreht, die eine bestimmte Anzahl von Schwertern und Netzen zeigt. Die Spieler haben jeweils fünf Handkarten, die ebenfalls Schwerter- und Netzsymbole zeigen sowie eine Nummer von eins bis 80 tragen. Eine Drachenbändigung läuft dann so ab, dass jeder Spieler eine seiner Karten verdeckt vor sich hinlegt und dann alle gleichzeitig aufgedeckt werden. Danach kommen die Karten in der Reihenfolge ihrer Nummern dran. Zuerst wirken die Schwertsymbole, die den Drachen "pieksen" - und je nach Stärke des Drachen sind mehrere Schwerter dafür vonnöten. [imgright]images/UploadGrafiken/DrachenbaendigerZavandor2.jpg[/imgright]Derjenige, der mit seiner Karte den entscheidenden Piekser macht, hat den Drachen gebändigt und bekommt ihn. Fies jedoch: Wenn in der Reihenfolge weiter hinten liegende Karten genügend Netzsymbole zeigen, schnappt derjenige Spieler dem Bändiger den Drachen einfach vor der Nase weg.
Das wird über alle 30 Drachen fortgesetzt, und wer zum Schluss die meisten besitzt, gewinnt das Spiel.

Dieser Mechanismus hat das Problem, dass Netze eindeutig stärker sind als Schwerter. Wer will schon den Drachen bändigen, nur damit ein darauf folgendes Netz ihm den Fang wegschnappt? Vor allem bei Drachen, die nur wenig Netze brauchen, macht es meistens kaum Sinn, Schwerter zu spielen. Wobei das eigentlich völlig egal ist, denn genauso gut könnte man um die Drachenkarten auch würfeln. Man kann zwar ein paar Überlegungen anstellen, welche Karte man diese Runde ausspielt - wer den Drachen aber letztendlich bekommt, ist fast völlig dem Zufall überlassen, schließlich hat man nie eine Ahnung, was die anderen Spieler so an Karten auf der Hand halten. Das kann auf der anderen Seite natürlich für Heiterkeit am Tisch sorgen, wenn beim Aufdecken der Karten völlig unvorhergesehene Kombinationen entstehen. 30 Drachen lang ist das jedoch nicht sehr lustig. So ist das eine große Problem von "Die Drachenbändiger von Zavandor" seine Beliebigkeit - wenn man meint, Einfluss auf den Spielverlauf nehmen zu können, dreht einem das Spiel eine lange Nase.

[imgleft]images/UploadGrafiken/DrachenbaendigerZavandor3.jpg[/imgleft]Das andere große Problem ist, wie eingangs erwähnt, die Gestaltung der Karten. Vor der Veröffentlichung des Titels veranstaltete Lookout Games einen Wettbewerb, bei dem jeder einen selbst gemalten Drachen beim Verlag einsenden konnte. Von diesen Einsendungen wurden dann diejenigen ausgewählt, die nun dem Spiel als Spielkarten beiliegen. Da sind zwar alle Altersgruppen und alle Stile vertreten, von der Aquarellmalerei bis hin zum Scherenschnitt, aber bis auf wenige Ausnahmen sind die abgebildeten Drachen ganz einfach potthässlich. Die Zeichnungen reichen von kindisch bis kitschig, einige sind gar so deformiert, dass man sich ernsthaft fragt, warum man nun dafür Geld ausgegeben hat. Und genau hier liegt der Knackpunkt: Warum über zehn Euro für ein Spiel mit mieser Gestaltung ausgeben, wenn man zum gleichen Preis auch bessere Karten von halbwegs professionellen Zeichnern bekommen hätte? Weder das Spiel noch seine Gestaltung sind das Geld wert.
Zu berücksichtigen ist natürlich, dass "Die Drachenbändiger von Zavandor" dabei vor allem Familien anspricht, die an dem Spiel tatsächlich am ehesten Freude finden werden. Auch Kinder haben den sehr simplen Spielablauf schnell verstanden, und die Zufälligkeit der Ergebnisse einzelner Runden ist für einen Spieltisch, an dem sonst wahrscheinlich immer der Papa gewinnt, sicherlich nicht von Nachteil. Ein Spiel, das man besonders häufig oder gerne auf den Tisch bringt, wird "Die Drachenbändiger von Zavandor" aber wahrscheinlich trotzdem nie werden.

Julius Kündiger



Kartenspiel | Erschienen: 1. Oktober 2006 | Preis: 13,00 Euro

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