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 Manga meets Classics, Band 1: Manga Meets Classic - Die Zauberflöte


Cover
Gesamt ++++-
Anspruch
Aufmachung
Bildqualität
Brutalität
Gefühl
Humor
Preis - Leistungs - Verhältnis
Spannung


Wenn es eine Oper gibt, die praktisch jeder kennt, dann kann es sich nur um Mozarts "Zauberflöte" handeln; mindestens einmal hat man sie entweder aus Begeisterung oder zwangsläufig im Rahmen des schulischen Musikunterrichts gesehen und gehört.
Die Geschichte, aus der die "Zauberflöte" besteht, lässt sich nicht ganz leicht nacherzählen. Ein Prinz namens Tamino wird, dem Verdursten nahe und von einer gefährlichen Riesenschlange verfolgt, von den drei Damen der "Königin der Nacht" gefunden und gerettet. Er verliebt sich auf Anhieb in das Bild Paminas, der Tochter der Königin, das ihm präsentiert wird, damit er das Mädchen aus den Händen des bösen Priesters Sarastro befreie. Sein Lohn soll ihre Hand sein.
Tamino zieht los und muss im Rahmen seiner Aufgabe erkennen, dass ihn die Königin der Nacht getäuscht hat: Sarastro ist keineswegs schlecht, sondern ein weiser Mann, der Pamina lediglich dem Einfluss ihrer Mutter entziehen möchte, die wiederum Pamina als Mittel zur Durchsetzung ihrer Interessen zu verwenden pflegt. Pamina verliebt sich auch in Tamino, die beiden müssen aber im Auftrag Sarastros einige schwere Prüfungen überwinden, um heiraten zu dürfen. Diese Entwicklung kann der Königin der Nacht nicht recht sein. Sie setzt alles daran, Pamina zurückzugewinnen.
Für originelle Einlagen sorgt der lustige Vogelfänger Papageno, der Tamino als Begleitung zugewiesen wird, und dem es eigentlich nur um Essen, Wein und "ein Mädchen oder Weibchen" geht, das er sich in einer Arie so sehr wünscht. Wie alle Opernbesucher wissen, lernt er während der Prüfungen eine Papagena kennen - allerdings versagt der geschwätzige Kerl schon bei der ersten Prüfung kläglich, denn dabei ist Schweigen gefragt.

Der Stoff der "Zauberflöte" wirkt auf den ersten Blick wie ein nettes, wenn auch stellenweise etwas konfuses Märchen. Es gibt die Guten und die Bösen, freilich muss man zwischendurch feststellen, dass manche genau das Gegenteil von dem sind, was zunächst suggeriert wurde. Dies hängt mit der Entstehungsgeschichte der Oper zusammen.
Gerade die "Zauberflöte"-Geschichte in ihrer bewegten Farbigkeit eignet sich vorzüglich als Grundlage für ein Manga. Es gehört jedoch einiges an Kreativität dazu, dies überhaupt zu erkennen, und vor allem, es dann zu realisieren.
Die Umsetzung ist bemerkenswert gut gelungen. So treten die Comicfiguren als ausdrucksstarke Figuren in Erscheinung, die sich schon durch ihr Aussehen charakterisieren: Tamino als sensibler, jedoch selbstbewusster Jüngling, Pamina verführerisch schön, klug und sehr eigenwillig, Sarastro imponierend und mit dem Gesicht eines orientalischen Weisen, Papageno als flatterhafter, nicht sehr aufgeweckter Bursche, die Königin der Nacht als unheimliches Feenwesen in Schwarz, Dunkelblau und Gold.
Aus der "Story" wurden die wesentlichen Abläufe herausgezogen und in Manga-Form dargestellt, und selbst Comic-Skeptiker dürften begeistert sein von der kraftvoll-bewegten Ausführung, die den Inhalten der Oper wirklich gerecht wird und den Leser und Betrachter fesselt. So kann man "Klassik-Muffel" unter Schulkindern und Jugendlichen hervorragend an die Oper heranführen.
Zum Verständnis der Hintergründe findet man in einem beigefügten Heft nicht nur den Originaltext des Librettos, sondern auch zahlreiche hilfreiche Texte, die vor allem den Freimaurer- und Illuminati-Hintergrund der "Zauberflöte"-Geschichte erläutern, aber auch Anspielungen auf die damalige Politik, zum Beispiel die Auswirkungen der französischen Revolution auf die Wiener Illuminati und Freimaurer. Die Rolle der Frau spielt ebenso eine Rolle wie die zahlreichen versteckten Symbole. Es ist bemerkenswert, wie detailliert und anschaulich im Textheft auf diese Anspielungen eingegangen wird. Am Ende des Hefts erläutert das Team, wie es die Oper in einen Manga umgewandelt hat, also unter anderem, dass die Zauberflöte, die Tamino zu seinem Schutz erhalten hat, im Manga eine griechische Faun-Flöte ist.
Einziges Manko: Das bezaubernde Werk enthält zu viele Kommafehler, weshalb bei einem vor allem für Kinder und Jugendliche gedachten Buch ein Bewertungsstern abgezogen werden sollte.
Abgesehen davon handelt es sich um eine herausragende Umsetzung einer tollen Idee. Unbedingt zu empfehlen - und man darf gespannt sein auf die Fortsetzung der Reihe.

Regina Károlyi



Hardcover | Erschienen: 01. Dezember 2006 | ISBN: 9783938037034 | Preis: 12,90 Euro | 128 Seiten | Sprache: Deutsch

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