Mit "MX vs ATV Untamed" drängt ein weiterer Offroad-Titel auf den Markt, der mit Quads, Bikes, Buggies und anderen Vehikeln aufwartet. Und obwohl er vom Spielgefühl, von den Disziplinen und vom Fahrverhalten ganz anders ist und eine andere Zielgruppe anspricht als MotorStorm, fällt es doch schwer, "Untamed" separat zu betrachten.

So stößt als erstes die Grafik übel auf: Ist man vom deutlich älteren "MotorStorm" weitläufige, wunderschön und detailreich gearbeitete Strecken gewohnt, bekommt man bei "Untamed" leider sehr hässliche, schmale und sterile Offroad-Routen geboten. Warum man sich hier nicht mehr Mühe gegeben hat, ist fragwürdig, denn NextGen ist diese Grafik keinesfalls, hätte sie doch genauso gut auch auf der PS2 umgesetzt werden können.

Da "Untamed" aber auf ganz andere Werte setzt, um Spielspaß zu erzeugen, ist die Grafik nur Nebensächlichkeit: Geachtet wurde vor allem auf anspruchsvolle Strecken mit Wiedererkennungswert, die zwar nicht grafisch, aber spielerisch und fahrtechnisch gut umgesetzt wurden. So wechseln sich in den Wald-, Schlamm-, Gebirgs- und Wüstenrouten enge, kurvenreiche Passagen mit langen Teilstücken ab, auf denen man schön Vollgas geben kann.

Es gibt eine riesige Auswahl verschiedener Events und Fahrzeuge, unter denen sowohl Mini-Bikes wie auch Monster-Trucks rangieren. Von kleinen, schmutzigen Indoor- bis zum großen Outdoorgelände sind alle möglichen Streckenarten umgesetzt worden.

Das Spielerlebnis leidet allerdings neben der Grafik noch an unzähligen weiteren Schwächen, die vor allem auf dem Umstand beruhen, dass man wohl versucht hat, ein möglichst realistisches Fahrverhalten mit möglichst viel Spielspaß zu mischen. Eigentlich ein guter Gedanke, doch auf Grund der Umsetzung reicht es letztendlich für keins von beidem. Wirklich spaßig wird das Ganze nie, weil die Strecken so eng begrenzt sind, dass man sich nur durch einen kleinen Schlauch vom Start bis zum Ziel windet. Abkürzungen sind tabu - wer es trotzdem versucht, eine Ecke zu schneiden, hat drei Sekunden, um wieder auf die Piste zu finden, ansonsten landet man mit Zeitverlust an der Stelle, an der man das Gelände verlassen hat. Der Realismus wurde vor allem bei der Kollisionsabfrage nach Sprüngen zu sehr überreizt; so kann man mit seinem Fahrzeug zwar sekundenlang in der Luft bleiben und Überschläge oder sonstige Stunts fabrizieren, aber wenn man anschließend fast jedes Mal bei der Landung crasht, lässt man es dann irgendwann einfach gut sein.

Das Spiel ist nichts für Leute, die Fun-Rennen á la MotorStorm fahren wollen, wohl aber geeignet für Offroad-Veteranen, die Wert auf große Fahrzeugwahl und etwas Realistik legen. Wer Spaß daran hat, im Indoor-Parcours einen Stunt nach dem anderen zu üben, wird sich bei "Untamed" schnell wohl fühlen. Positiv erwähnenswert ist zudem, dass man zu zweit im Split-Screen Modus fahren darf, eine Option, die man zum Beispiel bei "MotorStorm" vermisst.

Für den hohen Preis bekommt man im Endeffekt zwar einiges geboten, aber der unentschlossene Gelegenheitsspieler sollte dann doch eher zu anderen Titeln greifen, deren Konzept nicht nur auf Technik und Tuning ausgelegt ist.